| # taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Patsch, patsch, patsch | |
| > Ein Move aus alten Zeiten: Antifeministinnen tätscheln offenbar sehr gern | |
| > Köpfe. Das macht sie nicht unbedingt cooler. | |
| Bild: Bei Tieren geht‘s noch (toll, wieder ein Katzenfoto untergebracht). | |
| Es gibt einen einzigen Grund, der akzeptabel ist, wenn jemand behauptet, | |
| Feminismus sei unnötig: Sie oder er lebt allein auf einer Insel und kennt | |
| keine Menschen. Dann geht das. Alle anderen Gründe erweisen sich früher | |
| oder später als mies. | |
| Es gibt drei Autorinnen, die sich in den letzten 15 Monaten in deutschen | |
| Medien an prominenter Stelle gegen den modernen Feminismus als solchen | |
| gewendet haben. Alle sind Mitte 20 bis Mitte 30 und haben mit ihren Texten | |
| jeweils so viel Aufsehen erregt, wie man mit Feuilletontexten erregen kann. | |
| Da war zunächst Mirna Funk, die im Freitag einen Text über | |
| [1][„Barbie-Feministinnen“] schrieb. Westdeutsche Feministinnen von heute | |
| seien alle unemanzipierte Opfer. Die DDR nämlich sei ein | |
| gleichstellungsmäßiges Glücksbärchiland gewesen, weswegen sie, die in | |
| Ostberlin geborene, nämlich schon viel weiter sei. Ich schrieb [2][eine | |
| Kolumne] als Antwort. | |
| Der [3][zweite Text] war von Hannah Lühmann, die dem modernen Feminismus | |
| auf Zeit Online vorwarf, nicht lustig und nicht intellektuell genug zu sein | |
| und außerdem einen ekligen Humor zu haben, aber keine | |
| Führungspersönlichkeit. Ich schrieb [4][eine Zeitungsseite] als Antwort. | |
| Der dritte Text war von Ronja von Rönne: [5][“Warum mich der Feminismus | |
| anekelt“], Teil einer unsäglich peinlichen Serie in der Welt. Die Autorin | |
| bemängelte, nicht zu verstehen, wo Frauen denn benachteiligt seien, und | |
| dass Feministinnen nur Aufmerksamkeit wollen und irgendwie auch | |
| unterprivilegiert sind. Der „Ring Nationaler Frauen“ [6][applaudierte]. Ich | |
| schrieb keine Replik, weil der Text keine Argumente enthielt. | |
| ## Ein gemeinsames Motiv | |
| Lustig ist nun, dass alle drei Autorinnen unabhängig voneinander ein Motiv | |
| verwenden: das des Kopftätschelns. Funk schreibt, sie hätte Brüderle, wenn | |
| er ihre Brüste kommentiert hätte, „liebevoll über sein lichtes Haupthaar | |
| gestreichelt“. Lühmann findet, der Netzfeminismus sei ein Diskursgespenst, | |
| und sie möchte ihm „über den rauchenden Kopf streichen und es bitten, sich | |
| erst mal wieder zu sortieren, bevor es weiter umgeht“. | |
| Und von Rönne [7][schreibt auf Facebook] über Leute, die das „von“ in ihr… | |
| Namen kritisieren, das nerve sie so sehr, „dass man dem Autor nur kurz über | |
| seinen benachteiligt-bürgerlichen Schopf streicheln möchte“. | |
| Über den Kopf streicheln kann schön sein. Als rhetorisches Mittel der | |
| Beschwichtigung ist es die herablassendste Geste, die geht. Den Kopf | |
| tätscheln: Das tut man bei Kindern und Tieren. Das tun Alte bei Jungen. | |
| Pfarrer bei Ministranten. Onkels und Tanten bei Nichten und Neffen. Sie | |
| alle sind tendenziell nicht cool dabei. | |
| Und nun suchen sich drei Autorinnen ausgerechnet eine so blasierte Symbolik | |
| aus, um zu zeigen, wie erhaben sie sind. Patsch, patsch, patsch. Patsch, | |
| ich habe eure Kämpfe nicht nötig. Patsch, ich stehe über den Dingen. | |
| Patsch, jemand kritisiert mich. | |
| Lustig ist das, weil Leute, die unabhängig oder besonders cool sind, es | |
| naturgemäß nicht mehr nötig haben, darüber auch noch bildreich zu | |
| berichten. Die allermeisten, die sagen, „Ich ficke deine Mutter“, ficken | |
| nämlich gar nicht meine Mutter. Würden sie aber vielleicht gern. | |
| 8 May 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-barbie-feministinnen | |
| [2] /Kolumne-Luft-und-Liebe/!133387/ | |
| [3] http://www.zeit.de/kultur/2014-12/feminismus-internet-intellektuelle-essay/… | |
| [4] /!151411/ | |
| [5] http://www.welt.de/kultur/article139269797/Warum-mich-der-Feminismus-anekel… | |
| [6] http://twitter.com/RicardaRiefling/status/587237932253208576 | |
| [7] http://www.facebook.com/rroenne/posts/10205313050721555?hc_location=ufi | |
| ## AUTOREN | |
| Margarete Stokowski | |
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