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# taz.de -- Kolumne Wichtig: Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:R
> Bisexuelle sind Einhörner der sexuellen Orientierungen: fancy Shit, den
> es aber in echt nicht gibt. Angeblich. Das müsste nicht so sein.
Bild: Genau so echt wie bisexuelle Frauen: Einhorn.
Da muss ich jetzt aber mal randalieren, [1][meine Herren]. „Ich glaube ja
nicht an Bisexualität.“ Damit kommen Sie mir nicht davon, und zwar nicht
nur ein bisschen nicht, sondern gar nicht. Mein Ironiedetektor schlägt
nicht mehr aus bei diesem Satz.
Ich plane seit Jahren einen Text darüber, wie Bisexuelle zu den Einhörnern
der sexuellen Orientierungen gemacht werden: fancy Shit, den es aber in
echt nicht gibt. Angeblich. Höhö. Weil doch in echt alle homo oder hetero
sind, weil – ja, weil was? Der Text ist nur noch nicht erschienen, weil ich
ihm alle drei Wochen ein neues, absurdes Beispiel anhänge, wer schon wieder
sein kategorienreiches Hirn ausgelüftet hat und wie dabei wieder so
glorioses Zeug mit rauskam.
In einem taz-Interview hat Hella von Sinnen mal gesagt: „Ich hab die
Theorie, jeder Mann, der sagt, er ist bisexuell, ist schwul, und jede Frau,
die sagt, sie sei bisexuell, ist hetero. Jaja, die dicke Tante hat recht.“
Am Arsch, dicke Tante! Ich habe besagten Text im Jahr 2010 angefangen, als
es eine Anzeige der Werbeagentur Jung von Matt gab, die „rothaarige,
bisexuelle Praktikantinnen“ suchte, weil man die geil im Keller knattern
kann, so zwischen zwei Meetings. Ich hatte damals zwar auch rot gefärbte
Haare, hab mich aber nicht beworben, weil ich gar nicht so gern Spacken
ficke.
Angeblich sind 80 Prozent der Leute, die beim Onlinedating auf OkCupid als
Orientierung „bisexuell“ angeben, in Wirklichkeit nur an einem Geschlecht
interessiert und schicken nur diesem einen Geschlecht Nachrichten. Tja. Ich
persönlich antworte bei OkCupid allen interessanten Leuten und allen, die
mir auf Französisch schreiben, weil ich so stolz bin, das zu verstehen.
Bisher habe ich drei Frauen von da getroffen. Die erste kam aus Magdeburg,
die zweite hat ihren Hund geschlagen und die dritte hatte ein Start-up.
## Vier Möglichkeiten
Jedenfalls ist man als bisexuelle Frau in einer „You can’t win“-Position,
weil man schneller gestempelt wird, als die Aldi-Kassiererin scannt. Es
gibt im Grunde nur vier Möglichkeiten: 1. Bisexuell, Single und kein Sex:
langweilig. Bla. Graubrot. 2. Bisexuell, in Beziehung mit einem Mann:
privilegierte Hetera, die ab und zu Fakelesbe spielt, auf Partys oder
Facebook. 3. Bisexuell, in Beziehung mit einer Frau: unvollständige Lesbe,
Verräterin. 4. Bisexuell, abwechselnd Sex mit Männern und Frauen:
neurotische, notgeile Hexe.
Tja. Schwierig. In einer Welt, in der so scharf zwischen Homo und Hetero
getrennt wird, bleiben Bisexuelle skurrile, unlogische Zwischenwesen. Das
müsste nicht so sein. Wenn sich alle mal ihre Stöcker aus den Ärschen
ziehen würden.
Wie unsinnig ist es, zu behaupten: „Alle sollen lieben dürfen, wen sie
wollen! Und das auch zeigen! Regenbogen überall! Und knutschen auf der
Straße! ABER SIE MÜSSEN SICH DANN SCHON FÜR EIN GENDER ENTSCHEIDEN.“ Das
macht keinen Sinn. Ich habe übrigens nicht nur kein Praktikum bei Jung von
Matt, sondern überhaupt nie ein Praktikum irgendwo gemacht. Und meine Haare
färbe ich auch nicht mehr.
16 Apr 2015
## LINKS
[1] /Kolumne-Wichtig/!158217/
## AUTOREN
Margarete Stokowski
## TAGS
Hetero
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