# taz.de -- Zerstörung des Regenwaldes: EU-Importe fördern Tropenabholzung | |
> Alle zwei Minuten ein Fußballfeld: So schnell wird Wald in den Tropen | |
> vernichtet. Und Europa trägt eine Mitschuld, so das Ergebnis einer | |
> Studie. | |
Bild: Wo Bäume standen, wachsen heute auf Feldern und Weiden Tiere und Pflanze… | |
BRÜSSEL dpa | Die Nachfrage in Europa ist einer der wichtigsten Treiber für | |
illegale Abholzung in den Tropen. Zu diesem Ergebnis kommt die | |
[1][Brüsseler Umweltorganisation „Fern“] in einer am Dienstag | |
veröffentlichten Studie. Demnach führte die Europäische Union 2012 Soja, | |
Rindfleisch, Leder und Palmöl im geschätzten Wert von sechs Milliarden Euro | |
ein, für deren Erzeugung unerlaubt Wald gerodet worden sei. Das entspricht | |
dem Autor zufolge beinahe einem Viertel der weltweit gehandelten Menge. | |
In den zwölf Jahren nach der Jahrtausendwende sei dafür alle zwei Minuten | |
eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt worden. Deutschland | |
gehört dem Bericht zufolge mit Gütern im Wert von rund 800 Millionen Euro | |
zu den Hauptzielländern in Europa. Den Großteil machten dabei Soja und | |
Palmöl aus. Auch in den Niederlanden, Großbritannien, Italien und | |
Frankreich seien viele der Waren gelandet. | |
„Der EU-Verbrauch zerstört nicht nur die Umwelt und trägt zum Klimawandel | |
bei“, erklärte Studienautor Sam Lawson. „Da die Entwaldung illegal ist, | |
befeuert sie auch Korruption und führt zu Einkommensverlusten, Gewalt und | |
Menschenrechtsverletzungen.“ Kritiker würden bedroht, angegriffen und | |
getötet. | |
Der Löwenanteil der Produkte aus illegalen Rodungen kommt nach Angaben des | |
Berichts aus Brasilien, gefolgt von Indonesien. Mit einigem Abstand kommen | |
die Herkunftsländer Malaysia, Paraguay, Argentinien und Uruguay. Doch die | |
Bedeutung anderer Lieferanten dürfte in der nahen Zukunft wachsen, | |
prognostiziert der Autor. Er verweist auf weitere lateinamerikanische | |
Staaten und einige afrikanische Länder sowie Papua Neuguinea, Kambodscha | |
und Laos. | |
Die Umweltschützer verlangen von der EU entschiedeneres Vorgehen und einen | |
umfassenden Aktionsplan. Zwar gibt es EU-Vorschriften für Holzimporte. So | |
darf Holz aus unerlaubten Rodungen in Europa nicht in den Verkehr gebracht | |
werden, Händler sind zu besonderer Sorgfalt verpflichtet. Doch inzwischen | |
würden Bäume vor allem illegal gefällt, um Platz für Landwirtschaft zu | |
schaffen, so Fern. Die EU müsse dies in Handelspartnerschaften mit | |
betroffenen Ländern stärker berücksichtigen. | |
Hannah Mowat von Fern erklärte: „Die EU hat eine wichtige Gelegenheit die | |
Entwaldung zu stoppen, wenn sie sich mit ihrem Handel und ihrem Verbrauch | |
an Agrargütern befasst.“ | |
17 Mar 2015 | |
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[1] http://www.fern.org/stolengoods | |
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