# taz.de -- Grünen-Mitglieder zu Koalition: Von Jubel keine Spur | |
> Ein Mitgliederabend der Grünen nimmt die bisherigen Ergebnisse der | |
> Verhandlungen mit der SPD eher reserviert zur Kenntnis. Bei Umwelt zu | |
> wenig erreicht. | |
Bild: Früher war mehr Begeisterung: Grünen-Anhänger am Wahlabend im Februar. | |
HAMBURG taz | Euphorie sieht anders aus. „Es gibt bei einigen durchaus die | |
Bereitschaft, am Ende auch Nein zu sagen“, hat Hamburgs grüne Parteichefin | |
Katharina Fegebank erkannt. Andererseits habe es auch „ermutigende Worte | |
gegeben“ auf dem Mitgliederabend am Mittwochabend. | |
In der Akademie der Künste am Klosterwall hatte die Verhandlungsdelegation | |
der Grünen um Fegebank und Fraktionschef Jens Kerstan etwa 150 | |
Parteimitglieder in nicht öffentlicher Sitzung über die Ergebnisse der | |
Gespräche mit der SPD zur Senatsbildung informiert. Jubel brandete weit und | |
breit nicht auf. | |
Die Stimmung an der Basis ist eher reserviert bis skeptisch angesichts der | |
Tatsache, dass die SPD als weitaus größerer Partner sich jedes kleine | |
Zugeständnis nur nach hartem Kampf entlocken lässt. Keine Stadtbahn, keine | |
Citymaut, keine Umweltzone sind drei Minuspunkte im Ökosektor, die nicht | |
jeder durch die vereinbarte stärkere Förderung des Radverkehrs aufgewogen | |
sieht. Als eher enttäuschend, weil zu vage, gelten auch die | |
Verhandlungsergebnisse im Schul- und Wissenschaftsbereich. | |
Richtig kritisch sehen viele Grüne das Zugeständnis ihrer zehnköpfigen | |
Verhandlungsdelegation, die Berufung der Stadt gegen ein Urteil zur | |
Luftreinhaltung zu unterstützen. Im November 2014 hatte das | |
Verwaltungsgericht den Luftreinhalteplan der Stadt für unzureichend erklärt | |
und weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Atemluft gefordert. „Eine | |
schallende Ohrfeige für den SPD-Senat“ nannten damals die Grünen das | |
Urteil, nun folgen sie der SPD in die nächste Instanz. | |
„Nicht vermittelbar“ nennt das ein grünes Mitglied. Am deutlichsten wurde | |
die Grüne Jugend. Er verstehe „gar nicht“, warum die Grünen das mittragen | |
sollen, sagte deren Sprecher Maximilian Bierbaum dem NDR. Dass die | |
Grenzwerte auch anderswo überschritten werden, wie der Senat argumentiere, | |
sei ihm „völlig egal“. | |
„Unsere Mitglieder messen die Verhandlungsergebnisse ganz konkret an den | |
inhaltlichen Unterschieden zur bisherigen SPD-Politik“, räumt Fegebank ein. | |
Da gebe es „ganz klar den Druck, dass die grünen Positionen in den weiteren | |
Verhandlungen deutlicher werden“. | |
Dafür böte sich als nächstes Feld die Innen- und Flüchtlingspolitik an, in | |
der es deutliche Differenzen zwischen den bisherigen Positionen des | |
SPD-Senats und den oppositionellen Grünen gibt. So wollen die Grünen ein | |
Bleiberecht für die Lampedusa-Gruppe, das die SPD strikt ablehnt. Mehr | |
Humanität und Liberalität in diesem Punkt wird der Koalitionsvertrag indes | |
aufweisen müssen, soll er an der grünen Basis akzeptiert werden. | |
Mit einem Scheitern der Verhandlungen rechnen zumindest die | |
Verhandlungsführer beider Seiten allerdings nicht. Für den 12. April haben | |
die Grünen eine Mitgliederversammlung terminiert, auf der über den Vertrag | |
und die grünen SenatorInnen abgestimmt werden soll. Am 14. April folgt ein | |
SPD-Parteitag, tags darauf soll in der Bürgerschaft das zweite rot-grüne | |
Kabinett Hamburgs offiziell werden. | |
19 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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