# taz.de -- Kommentar Haasenburg-Verfahren: Aufklärung tut not | |
> Der zweite Prozess um die geschlossene Haasenburg GmbH ist grotesk. Wie | |
> objektiv sind das Amtsgericht Lübben und die Staatsanwaltschaft Cottbus? | |
Bild: Das mittlerweile geschlossene Kinder- und Jugendheim „Haus Babenberg“… | |
Die Frage nach der Befangenheit des Gerichts tauchte bereits im ersten | |
Prozess auf, als der Richter die Beziehung eines Erziehers zu einem viel | |
jüngeren Mädchen als „Liebelei“ verklärte. | |
In einem Verfahren, das einer Einrichtung gilt, in der ein pädagogischer | |
Extremismus vorherrschte, in der schon eine einfache Diskussion als | |
Fehlverhalten gelten konnte, ist eine derartiger rhetorischer Umgang mit | |
ernsthaften Vergehen schon mindestens zynisch zu nennen. Selbst der Gang | |
zur Toilette war nicht selbstverständlich. Kinder wurden auf Fixierliegen | |
geschnallt. Es gab Gewalt, die Knochenfrakturen nach sich zog. Es gab zwei | |
Selbstmorde. All das geschah noch vor [1][der Berichterstattung in der | |
taz.] | |
Es ist offenbar nötig, das immer wieder zu wiederholen. Unter diesen | |
Umständen lässt sich nicht so ohne weiteres von einer „Liebelei“ oder ein… | |
Liebesbeziehung sprechen. Auch die Staatsanwältin Hansen scheint zu | |
demokratischen Grundprinzipien ein eher eigensinniges Verhältnis zu haben – | |
oder wie ist es sonst zu beurteilen, dass sie der taz keine Fragen | |
beantworten möchte. Andere Kollegen erhalten Antwort. | |
Nach [2][diesem zweiten Prozess] zur Haasenburg GmbH erhärtet sich ein | |
Verständnis bei den Behörden, dass dazu neigt, die Vorfälle in der | |
Haasenburg GmbH zu bagatellisieren. Als sei nichts geschehen. Es geht auch | |
nicht um einen Freispruch – der mag ja juristisch gerechtfertigt sein. Es | |
geht um die Verfahrensführung und die Semantik der Argumente. | |
Schon vor zwei Jahren musste die Staatsanwaltschaft Cottbus zur Ermittlung | |
getragen werden. Die Vorfälle sind aber keine Erfindung der Presse. Eine | |
Expertenkommission bestätigte den Hass in der Haasenburg GmbH in | |
erschreckenden Details. Nachzulesen auf 124 Seiten. Doch erneut rubriziert | |
ein Richter den Drill, der zu vielen Verletzungen führte, als | |
Kollateralschaden einer sonst – so der Unterton – gängigen | |
Erziehungspraxis. Jahrelang beschwerten sich Jugendliche. Die staatlichen | |
Stellen unternahmen fast nichts. | |
Schlechtes Gewissen? Keine Spur. Auch die Familienrichter dieses kleinen | |
Amtsgerichts in Lübben haben den steten Zugang von Jugendlichen in die | |
Haasenburg GmbH mitzuverantworten. Beim Betreiber füllte es die Kasse. | |
Womöglich sind die lokalen Gesetzeshüter mit dem Verfahren schlicht | |
überfordert. | |
25 Mar 2015 | |
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## AUTOREN | |
Kai Schlieter | |
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