# taz.de -- Humanitäre Krise in Syrien: Viel zu wenig Geld | |
> Die Zusagen auf der Geberkonferenz der UNO in Kuwait sind weit geringer | |
> als die für das Jahr 2015 benötigten 7,7 Milliarden Euro. | |
Bild: In einem informellen syrischen Flüchtlingslager im Libanon. | |
GENF taz | Die UNO wird wahrscheinlich auch im laufenden Jahr von ihren 193 | |
Mitgliedsstaaten viel zu wenig Geld für die Nothilfeversorgung der | |
Flüchtlinge und überlebenden Opfer des syrischen Bürgerkrieges erhalten. | |
Auf einer Geberkonferenz für Syrien in Kuwait erhielt UN-Generalsekretär | |
Ban Ki Moon am Dienstag bis zum Nachmittag von den teilnehmenden 70 Ländern | |
nur Finanzzusagen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro. Darunter sind 1,1 | |
Milliarden Euro von der EU und ihren 28 Mitgliedsstaaten, 466 Millionen | |
Euro von Gastgeber Kuwait und 56 Millionen von Saudi-Arabien. | |
Vor der Geberkonferenz hatte Ban den Regierungen der UN-Mitglieder einen | |
Hilfsappell in Höhe von 7,7 Milliarden Euro (8,4 Milliarden US-Dollar) für | |
2015 übermittelt. Damit droht ein ähnliches Defizit wie 2014. Von den 7,7 | |
Milliarden US-Dollar, die im letzten Jahr für die Finanzierung der | |
Syrienhilfe benötigt wurden, hatten die Mitgliedsstaaten dem | |
UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) und dem Welternährungsprogramm | |
der UNO bis Ende Ende Dezember lediglich 4,81 Mrd. Dollar oder 62,5 Prozent | |
zur Verfügung gestellt. | |
Für die ersten drei Monate des laufenden Jahres erhielten die UNO und ihre | |
humanitären Organisationen sogar nur 9,8 Prozent der benötigten | |
Finanzmittel. Nach einer Untersuchung der Hilfsorganisation Oxfam blieben | |
auch die wohlhabenden Industriestaaten des Nordens sowie die reichen | |
Ölländer des Nahen Ostens mit ihren Finanzbeiträgen für die Syrienhilfe | |
weit hinter ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten zurück. | |
## Oxfam errechnet einen "fairen Anteil" | |
Gemessen am jeweiligen Bruttonationalprodukt (BNP) der von Oxfam | |
untersuchten Staaten steuerte lediglich Großbritannien einen „fairen | |
Anteil“ zu den von der UNO erbetenen Finanzmitteln bei. Deutschland | |
erfüllte den Anspruch des „fairen Anteils“ lediglich zu 38 Prozent und lag | |
noch hinter der Schweiz (44 Prozent) und Luxemburg (41). Auf Deutschland | |
folgen Irland (35), Kanada (27) , Schweden (26), Belgien und Dänemark | |
(jeweils 23) und Finnland (21). | |
Schlusslichter unter den nördlichen Industriestaaten sind die USA (3) und | |
Australien (2). Unter den Ölstaaten des Nahen Ostens zahlte Spitzenreiter | |
Katar lediglich 15 Prozent seines „fairen Anteils“ vor den Vereinigten | |
Arabischen Emiraten (4) und Saudiarabien (1). Kuwait und Russland leisteten | |
im ersten Quartal 2015 überhaupt keine Hilfszahlungen für Syrien. | |
## Viele Staaten nehmen zu wenig Flüchtlinge auf | |
Auch bei der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen bleiben viele der von | |
Oxfam untersuchten Länder bislang weit unter ihren durch das BNP | |
ausgewiesenen wirtschaftlichen Fähigkeiten. Gemeinsam mit anderen | |
Hilfsorganisationen hatte Oxfam Anfang Dezember 2014 dazu aufgerufen, dass | |
fünf Prozent aller syrischen Flüchtlinge in den völlig überlasteten | |
Nachbarländern Libanon, Jordanien, Irak und Türkei Aufnahme in den 28 | |
wohlhabendsten Staaten außerhalb der Region des Nahen und Mittleren Ostens | |
finden sollten. Das wären nach aktuellem Stand 196.000 der 3,92 Millionen | |
Menschen, die das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge bis Ende März in | |
Syriens Nachbarländern registriert hat. | |
Bislang gibt es lediglich Aufnahmezusagen für 37 Prozent dieser 196.000 | |
Flüchtlinge. Ihr gemäß Oxfam „faires“Aufnahmesoll zu 100 oder mehr Proze… | |
erfüllt haben von den 28 wohlhabendsten Staaten bislang lediglich | |
Deutschland, die Schweiz, Kanada,Norwegen, Schweden und Australien. | |
Deutschland habe zwar seinen Anteil mit 200 Prozent übererfüllt, doch, so | |
Oxfam, habe „das Land bereits während der Balkankriege in den | |
Neunzigerjahren bewiesen, dass es in der Lage ist, wesentlich mehr | |
Flüchtlinge aufzunehmen“. | |
31 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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