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# taz.de -- Hörspiel über Georg Elser: Der einsame Attentäter
> Georg Elser ahnte schon 1938, welche Pläne Adolf Hitler verfolgte und
> versuchte 1939, ihn zu töten. Seine Geschichte wurde jetzt vertont.
Bild: Nach dem Attentat auf Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller 1939.
„Dann sag ich’s halt. Der Churchill hat mich angerufen und gesagt: Elser,
bau eine Bombe und jag’ den Hitler für mich in die Luft!“ Nach tagelangen
Verhören gibt Georg Elser, gesprochen von Christian Friedel, auf. In Dachau
presst der Gestapo-Chef Müller aus dem Hitler-Attentäter Informationen über
Hintermänner, die es nicht gibt, heraus. Dem Schreiner Elser allein traut
er ein so ausgeklügeltes Attentat nicht zu.
Das Hörspiel „Elser“ (Freitag, 3. April 2015, 20.03 Uhr, SWR2) von Fred
Breinersdorfer basiert auf den 1964 entdeckten Verhörprotokollen. Sie sind
der Ausgangspunkt für die Geschichte des ersten Hitler-Attentäters Georg
Elser. Am 8. November 1939 war er an der Grenze zur Schweiz festgenommen
worden, wenige Minuten später explodierte die Bombe im Münchner
Bürgerbräukeller. Hitler blieb unverletzt, Elser landete im KZ
Sachsenhausen, später in Dachau.
Das Hörspiel beginnt in Dachau, draußen zischen Bomben und Elser spricht
mit Fistelstimme über das Attentat. Er betet. Dann eine Rückblende nach
Königsbronn, wo Elser seine geliebte Elsa (gesprochen von Katharina
Schüttler) kennenlernt und den Mordplan entwickelt. An die verschiedenen
Zeitebenen muss man sich gewöhnen.
Eine Uhr tickt, Elser philosophiert über die Unmenschlichkeit des Krieges
in Polen. „Die Mutter wird die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn
sie hört, dass ich den Hitler und seine Bande umgebracht hab“, flüstert er.
Eine WC-Spülung geht, Elser beginnt zu hämmern.
Wochenlang höhlte er im Bürgerbräukeller heimlich eine Säule neben dem Pult
aus, an dem Hitler zum Jahrestag des Putschversuchs am 9. November 1923
eine Rede halten sollte. Die Bombe hatte er über Monate selbst
zusammengebastelt.
Das Hörspiel ist parallel zum gleichnamigen Kinofilm von Oliver
Hirschbiegel entstanden, der am 9. April startet. Es konzentriert sich auf
Elsers Innenansicht, arbeitet mit fiktiven Monologen und erzählt von der
persönlichen Not Elsers und seiner Empörung über die Unmenschlichkeit.
Davon, wie er den Jubel der Massen nicht aushält – und von seinem Plan,
Hitler, Goebbels und Göring zu töten.
Die Fiktionalisierung führt allerdings zu Seltsamkeiten: Viele Sätze werden
etwa in die Distanzierung Elsers von den deutschen Kommunisten investiert.
Das ist schade, weil die kommunistische Überzeugung Elsers der
Nachkriegsgesellschaft einen Grund lieferte, den Widerstandskämpfer
jahrelang totzuschweigen – anders als Stauffenberg, der als „guter“ Nazi
zum Hitler-Attentäter geworden ist.
Auch erscheint Elser durch seine simple Sprache, die Frauengeschichten und
seine Religiosität als ziemlich naiv, beinahe unpolitisch. Dabei war das
erschreckende an Elser gerade, dass er als „einfacher“ Mensch bereits 1938
begriff, dass die Nazis Krieg und Massenvernichtung planten, und dass er
ein Attentat allein durchführen konnte.
Das Hörspiel endet damit, dass Elser aus seiner Zelle geholt wird.
Eigentlich wollte Hitler sich den Tod seines Intimfeinds für einen
Schauprozess nach dem „Endsieg“ aufheben. Aber dazu kam es nicht. Georg
Elser wurde am 9. April 1945 exekutiert, vier Wochen vor der Kapitulation.
3 Apr 2015
## AUTOREN
Sonja Vogel
## TAGS
Adolf Hitler
Hörspiel
Attentat
RBB
Film
Biografie
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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