# taz.de -- Neues Denkmal für Hitler-Attentäter: Gesicht des Widerstands | |
> Der gescheiterte Hitler-Attentäter Georg Elser erhält ein Denkmal. Die | |
> Jury prämiert eine 17 Meter hohe Stahlsilhouette für den Standort an der | |
> Wilhelmstraße. | |
Bild: Elsers Silhouette: Der Entwurf für das Denkzeichen an der Wilhelmstraße… | |
Georg Elser hat lange warten müssen, bis ihn das Land Berlin angemessen | |
ehrt. Um den "einsamen Attentäter", wie ihn Peter Steinbach von der | |
Gedenkstätte Deutscher Widerstand bezeichnete, war es bis in die letzten | |
Jahre Jahre fast still geblieben. Zum Mythos à la Stauffenberg/Tom Cruise | |
reichte es für Elser nie, obwohl sein Bombenanschlag auf Adolf Hitler am 8. | |
November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller zu den mutigsten und | |
entschlossensten Taten gegen das NS-Regime zählt. | |
Damit Elser endlich die gebührende Anerkennung in Berlin findet, hat die | |
Kulturverwaltung zum 60. Jahrestag des Anschlags im November 2009 einen | |
europaweiten "Kunstwettbewerb für das Denkzeichen Georg Elser" ausgelobt, | |
der am Montag nun entschieden wurde. Zum Sieger des Wettbewerbs erklärte | |
die Jury einstimmig den Entwurf des Berliner Künstlers Ulrich Klages. | |
Dessen "17 Meter hohe, filigrane Stahlskulptur ist ein zeitgemäßes Zeichen" | |
zur Erinnerung an Elser und "stellt zugleich einen Diskussionsbeitrag über | |
dessen Handeln dar", sagte Leonie Baumann, die Vorsitzende des | |
Preisgerichts. | |
Bis Ende 2011 soll der Entwurf an der Wilhelmstraße "nahe der | |
Machtzentrale" der Nazis trotz einiger Mehrkosten als die anvisierten | |
200.000 Euro realisiert werden, wie Kulturstaatssekretär André Schmitz | |
betonte. Klages setzte sich gegen 200 Mitbewerber durch. | |
Dass Klages Entwurf am Montag von allen Seiten beklatscht wurde, liegt | |
sowohl an dem Konzept für die Skulptur als auch an Klages Blick auf Elser | |
und dessen Rezeption. Als wolle er das jahrelange Vergessen um den | |
Bombenleger thematisieren, schuf der Künstler eine Stahlfigur nur mit der | |
Silhouette des Gesichts des Attentäters. Obwohl fein und wie ein | |
Scherenschnitt gezeichnet, sticht diese jedoch mit der starken Kontur und | |
17 Metern Höhe "als klares Zeichen" aus dem Stadtraum heraus, so Baumann. | |
Die Darstellung erscheine als "spannungsvolle Verbindung von Abstraktion | |
und figürlicher Konkretion". Die Größe über den Baumkronen der | |
Wilhelmstraße wirke aber "nicht monumental". Das lichte Profil sei vielmehr | |
"als schwerelos" für die Passanten erlebbar. In den Gehweg legt Klages | |
zusätzlich Texte aus den Gestapo-Verhören von Elser ein, die Skulptur | |
leuchtet nachts per LED. | |
Schmitz erinnerte, dass das Gedenken an Elser auf die Initiative des | |
Dramatikers Rolf Hochhuth zurückgeht, der seit Jahren für ein Denkmal für | |
den Hitler-Attentäter kämpft. Die Würdigung für den Mut dieses einfachen | |
Handwerkers, NS-Gegners und Einzeltäters sei "längst überfällig gewesen", | |
so Schmitz. Dass Hitler der Elser-Bombe um "vermaledeite 13 Minuten" | |
entkam, weil jener den Braukeller früher als geplant verließ, mache aus | |
Elser nur mehr einen Widerstandskämpfer. | |
Elser hatte 1938 beschlossen, Hitler zu beseitigen. 1939 baute er im | |
Alleingang seine Bombe mit Zeitzünder und versteckte diese hinter Hitlers | |
Rednerpult im Bürgerbräukeller. Die Bombe ging hoch, 8 Tote und 60 | |
Verletzte lagen unter den Trümmern. Kurz darauf ging Elser den Nazis ins | |
Netz, 1945 ermordeten sie ihn im KZ Dachau. | |
Die Entwürfe sind bis 1. 11. in der Marheineke-Markthalle ausgestellt | |
19 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
## TAGS | |
Adolf Hitler | |
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