# taz.de -- Streit um Museum: Die Weserburg wehrt sich | |
> Während der Betriebsrat der Weserburg Klage androht und den Rücktritt des | |
> Stiftungsratsvorsitzenden fordert, entpuppt sich dessen Gutachten eher | |
> als Plagiat. | |
Bild: Auf Sand gebaut ist die Weserburg noch immer, aber immerhin zeichnet sich… | |
Klaus Sondergeld (SPD) soll als Vorsitzender des Stiftungsrates der | |
Weserburg zurücktreten. Das fordert deren Betriebsrat. Sondergeld lehnt ab: | |
Er sehe dazu „keine Veranlassung“. | |
Dass sich die MitarbeiterInnen des Museums für moderne Kunst öffentlich | |
gegen Sondergeld wehren, ist neu. Sie sehen in ihm vor allem einen | |
verlängerten Arm des Kulturressorts – und einen, der die Weserburg | |
schrittweise abwickeln, zu einer Ausstellungshalle degradieren will. | |
Sondergelds Vision sieht eine radikale Verkleinerung der Fläche von 5.500 | |
auf 1.500 Quadratmetern vor. | |
Sie wird durch ein jetzt veröffentlichtes Kurz-Gutachten des früheren | |
Direktors des Münchner Lenbachhauses, Helmut Friedel, gestützt. Recherchen | |
der Kreiszeitung ergaben, dass wesentliche Teile des Textes schlicht | |
abgeschrieben sind – aus alten Vorlagen des SPD-geführten Ressorts für die | |
Kulturdeputation. Sogar deren Kommafehler übernahm Friedel, analysierte die | |
[1][Kreiszeitung]. | |
Einen eigenen Gedanken hatte Friedel aber doch: Er votierte für den | |
Verbleib der Weserburg auf dem Teerhof. Sondergeld war hingegen für einen | |
Umzug in einen Neubau in den Wallanlagen und eine auch personell enge | |
Kooperation mit der Kunsthalle. | |
Nun spricht er davon, dass man sich mit dem Kulturressort „im Grundsatz“ | |
auf einen Fünf-Jahres-Plan geeinigt habe, mit dem Teerhof als Standort. | |
„Sehr erfolgreich“ habe er sich um die Weserburg bemüht, sagt er. | |
Deren Betriebsrat macht ihm indes heftige Vorwürfe – und präsentierte am | |
Freitag seinerseits ein Gutachten. Es kommt vom Rechtsprofessor Christoph | |
Stumpf, der für eine Hamburger Anwaltskanzlei arbeitet. Darin steht, dass | |
die Weserburg einen rechtlichen durchsetzbaren Anspruch auf angemessene | |
Finanzierung habe – ganz ohne Haushaltsvorbehalt. Die Höhe ergebe sich aus | |
der Fortschreibung der ursprünglichen Zuwendungen, sagt Stumpf. Früher | |
waren das 1,4 Millionen Euro, jetzt sind es 300.000 weniger. | |
Gegen die Stadt durchsetzen müsste diesen Anspruch der Stiftungsrat mit | |
Sondergeld an der Spitze. Der denkt nicht daran – und sagt, die Höhe der | |
Mittel für die Weserburg liege im „billigen Ermessen“ der Stadt. Das Museum | |
„ist nicht nur Almosenempfänger“, entgegnet der Betriebsratschef Dietrich | |
Reusche. Er spricht von einer Pflichtverletzung Sondergelds und ruft nun | |
die Stiftungsaufsicht auf den Plan – die aber sitzt im SPD-geführten | |
Innenressort. Handelt die nicht, kann das Schadenersatzansprüche nach sich | |
ziehen, so das Gutachten. | |
Es hat ferner „grundsätzliche Zweifel“, ob die Weserburg überhaupt einen | |
satzungsgemäßen Vorstand hat. Das wäre der Direktor, und den hat das Museum | |
nicht, seit Carsten Ahrens vor bald zwei Jahren geschasst wurde. Peter | |
Friese darf ihn nur als Vize vertreten. „Das ist ein Vakuum, das gar nicht | |
existieren darf“, so Reusche. Der Betriebsrat droht nun mit Klage, damit | |
„ein Notvorstand“ berufen wird – zuständig wäre das Amtsgericht. Sonder… | |
will sich erst mal an die Stiftungsaufsicht wenden. | |
Am Dienstag debattiert die Kulturdeputation wieder über das Thema. | |
Entscheiden wird sie nicht, nur zur Kenntnis nehmen. Die Kulturbehörde soll | |
weiter alles prüfen, fordert ihre Vorlage. Ansonsten sieht sie für die | |
Weserburg die Kunst des 21. Jahrhunderts als „neues | |
Alleinstellungsmerkmal“. Das ist sehr skurril: Sie ist auch | |
Alleinstellungsmerkmal der Gesellschaft für aktuelle Kunst, des | |
Künstlerhauses, der Städtischen Galerie. | |
10 Apr 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.kreiszeitung.de/kultur/weserburg-gutachten-zwielicht-experte-fri… | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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