| # taz.de -- Neues Ausstellungsformat in der Weserburg: Bis zur Wahl in der Schw… | |
| > Während die Politik die Entscheidung über die Weserburg verzögert, zeigt | |
| > man dort mit den „Künstlerräumen“, wie ein Sammlermuseum heute aussehen | |
| > kann. | |
| Bild: Es regnet Erkennungsmarken: Almut Lindes "Dirty Minimal #62.4 - 1347 Live… | |
| BREMEN taz | Die Kulturpolitik wird heute nichts entscheiden, auch wenn sie | |
| mal anderes versprochen hat. Sie wird vorerst nur „zur Kenntnis“ nehmen. | |
| Und ein neues „Zukunftskonzept“ vom Museum [1][Weserburg] fordern. Also | |
| erst später über dessen Standort befinden. Nach der Wahl, vermutlich, in | |
| den rot-grünen Koalitionsverhandlungen. | |
| Eine Antwort auf die – seit Jahren in der Stadt debattierten – | |
| konzeptionellen Fragen gibt es aber schon. In der Weserburg. In den | |
| „Künstlerräumen“, die dort am Freitag eröffnet wurden. Gleich neben der | |
| erstmals gezeigten „Sammlung Kelterborn“, mit ihrer hochpolitischen, sehr | |
| aktuellen und im besten Sinne „jungen“ Kunst. | |
| Diese „Künstlerräume“ sind ein neues Format des Museums – eines, das ze… | |
| wie ein Sammlermuseum heute funktionieren kann. Eines, das sich nicht | |
| darauf beschränkt, mehr oder minder arrivierte Werke, Künstler, Positionen | |
| auszustellen, die eben irgendwer zusammen getragen hat. Die | |
| Ausstellungsreihe ist eine von mehreren Antworten auf den Einwand, dass ja | |
| heute jedes Museum irgendwie ein Sammlermuseum ist und reiche SammlerInnen | |
| immer häufiger eigene Museen bauen oder bekommen. | |
| In 15 Räumen, die alle ein bisschen wie kleine, miteinander verbundene | |
| Galerien daher kommen, werden 15 künstlerische Welten eröffnet. Dabei tritt | |
| das Sammeln angenehm in den Hintergrund – zugunsten einer Kunst, die sehr | |
| vielfältig ist, ja, zueinander völlig widersprüchlich sein kann und gerade | |
| darum so gut zusammen passt. Nebenbei wird klar, welche Schätze die | |
| Weserburg noch im Keller hat und was es, auch in Bremen, alles bei Sammlern | |
| zu entdecken gibt, die bis jetzt noch nie irgendwo richtig ausgestellt | |
| haben. | |
| Manches haben bisher nicht einmal die Sammler richtig entdeckt: Almut Linde | |
| etwa, die 1.347 Erkennungsmarken der Bundeswehr an die Decke gehängt hat, | |
| und, gleich daneben, ein großformatiges Foto präsentiert, das erst auf den | |
| zweiten Blick mehr ist als ein romantisches Landschaftsbild. Linde | |
| hinterfragt, ohne vordergründig anzuklagen. Auch wenn es hier um Krieg und | |
| Sterben geht. | |
| „Das Museum ist noch dabei, seinen künftigen Platz in der Kulturlandschaft | |
| Bremens neu zu definieren“, steht dagegen im „[2][Sachstandsbericht] | |
| Weserburg“, der heute in der Kulturdeputation debattiert wird. Zwar brauche | |
| Bremen „weiterhin einen herausragenden Ort zur Präsentation von | |
| Gegenwartskunst“. Aber ob es auch ein Sammlermuseum braucht, wenn dessen | |
| kommissarischer Direktor Peter Friese 2017 in den Ruhestand geht, lässt das | |
| Papier ausdrücklich offen. | |
| Schon seit der Gründung sei die Weserburg „nur schwer an eine breite | |
| Öffentlichkeit zu vermitteln“, heißt es statt dessen. Außerdem wird | |
| moniert, dass die Besucherzahlen stagnieren – 2013 kamen etwas mehr als | |
| 30.000 Leute. Man könnte auch sagen: Obwohl das Museum noch viel weniger | |
| Geld hat als früher schon und ums Überleben kämpft, kommen immer noch | |
| genauso viele. | |
| Im Sommer hieß es: Im Dezember, da wird entschieden: Ob das Museum auf dem | |
| Teerhof saniert wird, oder aber einen Neubau in den Wallanlagen bekommt, | |
| zusammen mit dem Studienzentrum für Künstlerpublikationen und der | |
| Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK), die wie auch das Museum lieber auf | |
| dem Teerhof bleiben will. Doch die Idee mit dem Neubau, das wird immer | |
| klarer, ist keine realistische Option – zu wenig Platz, zu teuer, zu viele | |
| Probleme mit dem Denkmalpfleger und anderen. | |
| Gleichwohl wird die Entscheidung weiter verzögert, nun etwa mit dem | |
| Hinweis, dass noch ein Gutachten aussteht. Damit seit kurzem beauftragt ist | |
| Helmut Friedel, der bis 2013 lange Direktor im Münchner Lenbachhaus war – | |
| einem Museum mit viel Kunst aus dem „Blauen Reiter“, das jüngst erweitert | |
| und stärker auf die Gegenwartskunst ausgerichtet wurde. | |
| GAK-Direktorin Janneke de Vries sagt viel Gutes über Friedel. Doch hegt sie | |
| die „große Befürchtung“, dass der Weserburg ein „Sterben auf Raten“ | |
| bevorsteht, wenn die Entscheidung über die Zukunft der drei Institutionen | |
| der Gegenwartskunst am Teerhof bis nach der Bürgerschaftswahl im Mai | |
| verschoben wird. Das wäre „jammerschade“, sagt de Vries. Zumal die | |
| Weserburg mit dem Konzept der Künstlerräume „absolut in die richtige | |
| Richtung“ gehe. | |
| 8 Dec 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.weserburg.de/index.php?id=838&L=0 | |
| [2] http://www.kultur.bremen.de/sixcms/media.php/13/Vorlage+127+Weserburg.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Zier | |
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