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# taz.de -- Neuer Vorsitzer des Kunstvereins: Kunstverein eingetopft
> Bernd Schmielau löst Georg Abegg als Vorsitzer des Kunstvereins ab. Als
> Chef der Firma Siedentopf ist er auch für das Museum Weserburg kein
> Unbekannter
Bild: Der neue Vorsitzer Bernd Schmielau (mitte) mit Kunsthallen-Direktor Chris…
Bernd Schmielau ist neuer Vorsitzer des Kunstvereins in Bremen. Am Dienstag
wählte ihn die Mitgliederversammlung als Nachfolger Georg Abeggs, der seit
1994 im Amt war. Der Führungswechsel gilt wegen der Diskussionen um eine
mögliche Zusammenlegung von Kunsthalle und dem Museum Weserburg als
brisant: Schmielau ist Chef des Immobilien-Unternehmens Siedentopf Gmbh,
das Interesse an dem Weserburg-Gebäude hat – oder zumindest hatte. Als Chef
des Kunstvereins, der als privater Träger die Kunsthalle betreibt, hat
Schmielau nun auch mitzureden, wenn es um die vom Kulturressort gewünschte
enge Zusammenarbeit mit der Weserburg inklusive eines Neubaus gegenüber der
Kunsthalle geht – wodurch die begehrte Immobile auf dem Teerhof frei würde.
Fragwürdige Interessens-Überschneidungen weist Bernd Schmielau jedoch
zurück: „Siedentopf ist nicht daran interessiert, die Immobilie der
Weserburg zu kaufen“, erklärt er der taz. Vor mehreren Jahren habe die
Weserburg Siedentopf um Hilfe gebeten: „Zur Förderung der Weserburg wäre
Siedentopf bereit gewesen, das Grundstück in der Überseestadt kostenfrei
zur Verfügung zu stellen und die Immobilie am Teerhof zu einem Preis zu
übernehmen, der weit über dem tatsächlichen Marktwert liegt“, so Schmielau.
Und: „Siedentopf hatte nie die Absicht, das Gebäude losgelöst von dem
Neubauprojekt in der Überseestadt zu erwerben“. Siedentopf habe sich
demnach von dem Projekt zurückgezogen, weil „sich die Verantwortlichen der
Weserburg nicht entscheiden konnten“.
Andere indes sprechen davon, dass vielmehr eine Rolle gespielt habe, dass
das Landesamt für Denkmalschutz plant, das Gebäude auf dem Teerhof unter
Schutz zu stellen – sich die Immobilie also für Siedentopf nicht mehr
gelohnt habe.
Auch der Betriebsrats-Vorsitzende der Weserburg, Dietrich Reusche, glaubt
nicht, dass Schmielau als Siedentopf-Chef tatsächlich weiterhin ein Auge
auf das Weserburg-Gebäude wirft. Dennoch sagt er: „Ein Geschmäckle hat das
schon.“ Die Weserburg sei weiterhin eine attraktive Immobile, man könne
„nicht wissen, was Schmielaus Wahl für die Zukunft der Weserburg bedeutet“.
In der Kunstszene sorgen die Zukunfts-Szenarien weiterhin für Zoff: Wenn
die Weserburg zur Kunsthalle zieht, könne sie, so fürchten die Kritiker,
von letzterer mindestens langfristig einverleibt werden – diesen
Befürchtungen hatte Abegg selbst Nahrung gegeben. Für Gegenwartskunst sei
dann weniger Platz in Bremen, nicht zuletzt, weil in einem vermutlich
kleineren Gebäude möglicherweise auch das Studienzentrum für
Künstlerpublikationen und die Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) Platz
finden sollen. „Der Zweck des Sammlermuseums, des Museums-Typs, den wir
verkörpern, kann mit einer kleinen Ausstellungshalle nicht realisiert
werden“, sagt Weserburg-Betriebsrat Reusche. Er spricht von einem
„Abwicklungs-Prozess“ und einigen daran beteiligten „Abwicklern“.
Zu diesen „Abwicklern“ – positiv formuliert: den Befürwortern einer enge…
Kooperation mit der Kunsthalle – zählt der Stiftungsratsvorsitzende der
Weserburg, Klaus Sondergeld (SPD). Er hat in dieser Funktion Anfang Juli
eine „gemeinsame Absichtserklärung“ zur Kooperation der beiden Museen mit
dem scheidenden Kunstvereins-Vorsitzenden Abegg unterschrieben – noch bevor
Schmielau übernahm. Die Absichtserklärung war quasi Abeggs letzte
Amtshandlung am Ende eines langen Vorsitzes: Unter Abegg stieg die
Mitgliederzahl von 3.600 auf über 9.000, er realisierte mehre Um- und
Erweiterungsbauten der Kunsthalle.
30 Jul 2014
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Kunst
Kunsthalle Bremen
Restitution
Kunst
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