Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- KfW ohne Divestment: Staatsbank steckt Geld in Klimakiller
> Die KfW-Gruppe finanziert Umwelt- und Klimaschutz über den Kauf von
> „Green Bonds“. Aber sie investiert auch kräftig in Kohlekraftwerke.
Bild: Ein Kohlekraftwerk im südafrikanischen Johannesburg bei Sonnenuntergang.
HAMBURG taz | Die größte Förderbank der Welt hat ein Imageproblem: Auf der
Bilanzpressekonferenz der KfW in Frankfurt versuchte der
Vorstandsvorsitzende Ulrich Schröder am Mittwoch den Spagat zwischen
„grünen“ Investitionen und der Finanzierung von „schmutzigen“
Kohlekraftwerken.
Noch im zweiten Quartal will Schröders KfW „Green Bonds“ für 1 Milliarde
Euro kaufen. Das wird vom Bundesumweltministerium unterstützt. Durch den
Kauf der Wertpapiere soll die KfW „geeignete Klima- und
Umweltschutzprojekte mitfinanzieren“, erklärte Umweltministerin Barbara
Hendricks (SPD). Es geht um Abfallwirtschaft, umweltverträgliche
Transportsysteme und erneuerbare Energien.
„Wir beschäftigen uns seit Langem mit Nachhaltigkeit im Kapitalmarkt“,
versicherte eine Sprecherin der KfW-Bankengruppe. Deutschlands drittgrößtes
Kreditinstitut finanziert Windmühlen und Solarenergie, fördert die
Energieeffizienz von Fabriken und den Bau von Nullenenergiehäusern.
Die Bank, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört,
ist auch weltweit nachhaltig unterwegs: Sie investiert in einen Windpark in
Uruguay, in ein „grünes“ Stromnetz in Südafrika und in die Energiewende in
Marokko. Aber: Die deutsche KfW-Bank unterstützt auch Neubauten von
klimaschädlichen Kohlekraftwerken im Ausland mit Milliardensummen.
## Druck von Sigmar Gabriel
Aktuell ist sie nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen am Neubau
von einem Dutzend Kohlekraftwerken, Kohleminen und
Kohleinfrastrukturprojekten beteiligt. Zwar hatte im September
Umweltministerin Hendricks für die KfW-Entwicklungsbank das Ende der
Kohlefinanzierung bei Neubauten verkündet. „Doch das sind bestenfalls
marginale Einschränkungen“, kritisierte Kathrin Petz, Energieexpertin der
Organisation Urgewald, gegenüber der taz. Der weit größere Teil werde über
die Exportfinanzierung der KfW-„Tochter“ IPEX-Bank abgewickelt. Petz: „Auf
Druck der Industrie hat sich Wirtschaftsminister Gabriel gegen
Umweltministerin Hendricks durchgesetzt.“
Energiekonzerne und Maschinenbauer in Deutschland sind traditionell
besonders stark im internationalen Kohlegeschäft aktiv und erwarten dank
der KfW-Kredite große Exportaufträge. Es liegen Anträge für
KfW-Kohleprojekte aus Australien, Indonesien, Kasachstan, Südkorea,
Kroatien, Philippinen, Polen, Südafrika und weiteren Ländern vor. Dies geht
aus der Antwort der Bundesregierung Ende März auf eine Kleine Anfrage der
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor.
Die KfW verteidigt ihre Kohlefinanzierung in einem Strategiepapier als
„Baustein für wirtschaftliche Entwicklung und damit für Armutsbekämpfung“
in Entwicklungs- und Schwellenländern. Außerdem, so eine KfW-Sprecherin,
senke eine modernisierte Kohleinfrastruktur den Ausstoß von CO2-Emissionen
erheblich. Für die Finanzierung stelle die KfW „höchste Ansprüche an deren
Umwelt- und Sozialverträglichkeit“. Das bezweifeln Kritiker. Petz von
Urgewald kritisiert „die sogenannten Umweltkriterien“ als schwammig.
16 Apr 2015
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Kohlekraftwerke
Divestment
KfW
Münster
Schwerpunkt Klimawandel
Kohle
fossile Energien
Mali
Schwerpunkt Klimawandel
Klima
## ARTIKEL ZUM THEMA
Divestment in Deutschland: Münster will RWE-Aktien verkaufen
Die nordrhein-westfälische Stadt beschließt als erste in Deutschland,
öffentliches Kapital aus klimaschädlichen Industrien abzuziehen.
Öl- und Gasriesen gründen Klimaclub: Multis entdecken Herz für Umwelt
Zehn Energiekonzerne setzen sich für ein starkes Klimaabkommen ein – zu
Lasten der Kohle. Der Kampf zwischen den Ölfirmen ist entbrannt.
Emissionen aus Kohlekraftwerken: Nicht nur dreckig, sondern auch giftig
Aus Kohlekraftwerken gerät Quecksilber in die Umgebung. Die EU verhandelt
über neue Grenzwerte. Was wäre technisch machbar?
Divestment Day in Münster: Kein Kapital für Kohle
Umweltschützer fordern, das Geld von Konzernen abzuziehen, die in fossile
Energie investieren. Münster ist Vorbild der Bewegung.
Deutsche Entwicklungspolitik: Nachhaltige Zerstörung
Eigentlich soll sie kleinen Unternehmen helfen: Wie die Deutsche
Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) in Afrika Landgrabbing
unterstützt.
Ex-Banker über das Weltwirtschaftsforum: „Die fossile Ära ist vorbei“
Sony Kapoor ist als „young global leader“ in Davos eingeladen. Er plädiert
dafür, Investments aus fossilen Firmen abzuziehen. Und jetzt?
Konferenz in Lima: Klimakiller vor Gericht
Juristen wollen Kohle- und Ölindustrie für Klimaschäden zur Verantwortung
ziehen. 90 Konzerne verursachen die Hälfte aller Treibhausgase.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.