# taz.de -- Divestment Day in Münster: Kein Kapital für Kohle | |
> Umweltschützer fordern, das Geld von Konzernen abzuziehen, die in fossile | |
> Energie investieren. Münster ist Vorbild der Bewegung. | |
Bild: Divestment ist auch ein Weg, den Anteil fossiler Brennstoffe bei der Ener… | |
BERLIN taz | Als wenn das Kohle- und Atom-Unternehmen RWE nicht schon genug | |
Probleme mit der Energiewende hätte. Nun kommt auch noch die Stadt Münster | |
und will Aktien des Konzerns verkaufen, um Druck für mehr Klimaschutz zu | |
machen. „Soweit wir wissen, sind wir die erste deutsche Kommune, die das | |
beschlossen hat“, sagte Otto Reiners, der Fraktionssprecher der Grünen im | |
Stadtrat. | |
Damit agiert die Stadt ganz im Sinne der Umweltschützer, die sich am | |
Freitag und Samstag bei Aktionen an vielen Orten in Deutschland und anderen | |
Staaten für das sogenannte Divestment einsetzen: Investoren wie Kommunen, | |
Staatsregierungen, Banken und Pensionsfonds sollen Anlagekapital aus | |
Industrien abziehen, die Kohle, Gas und Öl fördern, verarbeiten und | |
verbrennen. Damit wollen die Aktivisten Firmen drängen, aus fossilen | |
Energien auszusteigen und mehr Klimaschutz zu betreiben. | |
In Münster hat der Stadtrat unter anderem mit den Stimmen der Grünen und | |
der SPD einen solchen Beschluss gefasst. Der Kämmerer von der CDU muss ihn | |
nun umsetzen. Allerdings geht es um relativ bescheidene Summen. In zwei | |
Investmentfonds stecken Rücklagen für die Pensionen der städtischen | |
BeamtInnen in Höhe von 10 bis 12 Millionen Euro, die umgeschichtet werden | |
sollen. Ein Teil davon ist unter anderem in Aktien von RWE angelegt. | |
Auch der SPD-Finanzsenator von Berlin, Matthias Kollatz-Ahnen, muss sich | |
neuerdings mit dem Thema beschäftigen. In einem offenen Brief an ihn setzen | |
sich unter anderem die grüne Bundestagsabgeordnete Lisa Paus, der Direktor | |
des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim | |
Schellnhuber, und Andreas Ströhle, Professor der Uniklinik Charité, für den | |
Kapitalabzug aus fossilen Industrien ein. „Derzeit hält die Stadt Berlin | |
rund eine Milliarde Euro an investierbarem Finanzanlagevermögen“, schreiben | |
sie. Ein Sprecher des Finanzsenators wusste jedoch nichts von Plänen, das | |
Geld umzuschichten. | |
## Schutz vor Wertverlust | |
Beim Globalen Pensionsfonds der norwegischen Regierung ist das Divestment | |
dagegen schon im Gange. Kürzlich erklärte die Zentralbank, die den Fonds | |
verwaltet, dass man 2014 Anteile an 22 Unternehmen abgestoßen habe. | |
Darunter waren Firmen, die Kohle und Ölsand abbauen, sowie ein | |
Energiekonzern. | |
Der Fonds will dem eventuellen Wertverfall dieser Firmen zuvorkommen. | |
Dieser kann eintreten, wenn Regierungen etwa Klimaschutz-Regelungen | |
verschärfen. Welchen Teil der Fondsanlagen, die etwa 800 Milliarden Euro | |
betragen, sie bislang umgeschichtet hat, verrät die norwegische Zentralbank | |
allerdings nicht. | |
Kampagnen für den Kapitalabzug gibt es mittlerweile in acht deutschen | |
Städten, darunter Aachen, Bochum und Köln, wie „Fossil-Free“-Koordinatorin | |
Tine Langkamp sagt. An mehreren Orten finden am Freitag und Samstag | |
Aktionen statt, unter anderem in Essen am Konzernsitz von RWE, in Frankfurt | |
am Main, Heidelberg und Freiburg. | |
## Infos zum Global Divestment Day: | |
13 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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