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# taz.de -- Staatsoper: Vorsingen vor dem Ausschuss
> Am Freitag beginnt der Untersuchungsausschuss mit seiner Arbeit. Geklärt
> werden soll, wer bei der Planung für die Sanierung geschlampt hat.
Bild: Die Kosten für die Sanierung der Staatsoper sind explodiert.
Dass die Baustellen der Hauptstadt – siehe Museumsinsel, der Flughafen BER
oder Staatsbibliothek – finanzielle Sicherheitsrisiken für die Steuerzahler
sind und besser kontrolliert gehörten, pfeifen mittlerweile die Spatzen in
Berlin von den Dächern.
Ab dem morgigen Freitag wird sich ein parlamentarischer
Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus mit dem Desaster bei der
Sanierung der Staatsoper Unter den Linden befassen. Die Einsetzung des
Gremiums hatten die Oppositionsparteien infolge der Kostenexplosion auf
fast 400 Millionen Euro schon seit Längerem gefordert. Im März 2015
stimmten alle Fraktionen im Plenum zu, den „Untersuchungsausschuss
Staatsoper“ einzurichten.
„Unser Ziel besteht darin, herauszufinden, wo und von wem bei der Planung
und bei der Ausführung Fehler gemacht wurden. Zudem wollen wir wissen, wie
es zu dieser exorbitanten Kostensteigerung bei der Sanierung der Staatsoper
kommen konnte“, sagte Wolfgang Brauer (Linke), Vorsitzender des
neunköpfigen Untersuchungsausschusses, zur taz. Geladen seien der Architekt
HG Merz (Stuttgart), Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und andere. Der
Ausschuss beabsichtige, seinen Schlussbericht „im Sommer 2016“ vorzulegen,
betonte Brauer.
Zur Erinnerung: Die Kosten auf der Großbaustelle waren zwischen 2010 und
2014 von anvisierten 200 Millionen Euro auf 389 Millionen explodiert. Die
Arbeiten hatten sich nach Problemen mit der Bausubstanz massiv verzögert.
Statt der Fertigstellung 2013 ist nach Auskunft von Senatsbaudirektorin
Regula Lüscher „nun frühestens 2017“ mit der Eröffnung des umfassend
renovierten und vergrößerten Opernhauses zu rechnen. Außerdem wird mit
einer erneuten Kostensteigerungen – man spricht von bis zu 50 Millionen
Euro – gerechnet.
## Einfach drauflosgebaut
Nach Ansicht Brauers könnte der „Knackpunkt“ des Staatsoper-Desasters schon
vor dem Beginn der Sanierung liegen. „In der Planungsphase“ sei womöglich
nicht gründlich gearbeitet worden. Das schlammige Erdreich und der Zustand
des maroden Gebäudes hätten besser untersucht werden müssen. Danach seien
weitere „gravierende Fehler und Mängel“ während der Arbeiten auf der
Baustelle und beim Controlling aufgetreten, kritisierte Brauer. Wasser sei
eingedrungen, der neue Bühnenturm konnte aus statischen Gründen nicht
termingerecht errichtet werden, ein Projektsteuerer musste abspringen.
Doch statt einer Korrektur der Planung und einer Klärung, was nötig ist,
habe man den Eindruck gewinnen können, „dass die Bauverwaltung trotz der
Schwierigkeiten weitermacht“. So sei etwa mit dem so unnötigen wie teuren
Verbindungstunnel zwischen Magazin und Opernhaus blindlings „drauflosgebaut
worden“. Da sei es kein Wunder, „wenn hier nichts hinhaut“, so der
Ausschussvorsitzende.
Während etwa Stefan Schlede, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion,
sich vom Untersuchungsausschuss im Wesentlichen Transparenz und Aufklärung
des Sachverhalts erhofft, will Sabine Bangert (Grüne), Vize-Vorsitzende des
Gremiums, herausfinden, wer die Verantwortlichen des Schlamassels sind:
„Der frühere Stadtentwicklungssenator und jetzige Regierende Bürgermeister
Michael Müller muss Verantwortung übernehmen und darf sich nicht hinter
seiner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher verstecken“, forderte Bangert.
Nach Ansicht Bangerts hätte das Bauvorhaben rechtzeitig in Teilen
korrigiert werden können. Die Deckenerhöhung etwa sei unnötig.
Die Grünen-Politikerin regte an, dass Lehren aus dem
Staatsoper-Untersuchungsausschuss gezogen werden müssten. „Es müssen
Konzepte für Logistik, Bedarf und Nutzung geprüft werden, und zwar
vorbildhaft für andere Bauvorhaben, damit es nicht künftig zu weiteren
Baudesastern kommt“, sagte sie.
6 May 2015
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
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