# taz.de -- Flughafen-Ausschuss in Berlin: Firmen bekamen Geld für Nichts | |
> Mehrere Firmen hätten Geld für Leistungen kassiert, die sie gar nicht | |
> erbracht haben, sagt ein Zeuge im BER-Untersuchungsausschuss. Er spricht | |
> sogar von Erpressung. | |
Bild: Hier ist noch viel zu tun: Baustelle des BER | |
BERLIN (dpa) | Am neuen Hauptstadtflughafen haben Baufirmen nach | |
Betreiberangaben versucht, Kapital aus der Krise des Projekts zu schlagen. | |
Der Leiter der Rechnungsprüfung der Flughafengesellschaft (FBB), Carsten | |
von Damm, sprach am Freitag von „Erpressungssituationen“. Firmen hätten | |
sich nach der geplatzten Eröffnung 2012 beispielsweise gesträubt, | |
zusätzliche Leute auf die Baustelle zu bringen, um ihren finanziellen | |
Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Die FBB ist tendenziell häufiger | |
eingeknickt, weil wir uns in einer schwierigen Situation befanden.“ | |
Von Damm schilderte im Untersuchungsausschuss des Berliner | |
Abgeordnetenhauses Details zu Fällen überhöhter oder unberechtigter | |
Rechnungen des Gebäudetechnikausrüsters Imtech und von Siemens. Beim Umbau | |
der Entrauchungsanlage habe Siemens Planungs- und Bauarbeiten ohne | |
Gegenleistung abgerechnet. Nach Flughafenangaben geht es um 1,9 Millionen | |
Euro. | |
„Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Leistungen gar nicht erbracht | |
wurden, weil die Firma Siemens behindert war“, sagte Carsten von Damm aus | |
der Nachtragsmanagement-Abteilung des Flughafens. „Die konnte eigentlich | |
gar nichts machen.“ Siemens und der Flughafen haben den Fall im August der | |
Staatsanwaltschaft Cottbus übergeben. Ein Siemens-Sprecher wollte sich mit | |
Verweis auf die laufenden Ermittlungen am Freitag nicht äußern. | |
Ende 2012 hatte die damals finanziell angeschlagene Imtech einen Vorschuss | |
auf Nachtragsforderungen von mehr als 60 Millionen Euro erhalten, ohne dass | |
die Rechnungen geprüft wurden. Dabei soll Schmiergeld geflossen sein, in | |
dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Neuruppin gegen vier ehemalige | |
Manager des Flughafens und von Imtech. | |
Von den Nachtragsforderungen gingen 25 Millionen Euro direkt an Imtech, 41 | |
Millionen an eine Arbeitsgemeinschaft, an der Imtech beteiligt war. „Es gab | |
den Glauben, dass in der Sekunde, wo die abziehen, was sie auf der | |
Baustelle haben, der Termin tot ist“, hatte der damalige Technikchef Horst | |
Amann mit Blick auf den einst angestrebten Starttermin Oktober 2013 im | |
Ausschuss ausgesagt. | |
„Nach einem Jahr haben wir festgestellt, dass die Forderung zu 90 Prozent | |
nicht begründet war“, sagte von Damm nun, der Auskunft zu der | |
25-Millionen-Zahlung gab. 12 Millionen Euro hat die Flughafengesellschaft | |
zurückbekommen, in dem sie diese mit späteren Imtech-Rechnungen | |
verrechnete, die übrigen 13 Millionen Euro erhalte sie im Rahmen eine | |
Bürgschaft zurück. Weil Imtech den Vorschuss zudem verzinsen musste, habe | |
der Flughafen damit sogar Geld verdient. | |
Die deutsche Imtech-Tochter ist inzwischen insolvent. Das Kerngeschäft wird | |
von einer Tochter der Bremer Gustav Zech Stiftung weitergeführt, die auch | |
die Arbeiten in Schönefeld fortsetzen will. | |
Begünstigt wurden solche Fälle offenbar dadurch, dass nach dem Rauswurf der | |
Projektgemeinschaft (PG) BBI um das Büro des Flughafen-Architekten Meinhard | |
von Gerkan als Generalplaner im Mai 2012 viel nachzuarbeiten war. „Zu Mai | |
2012 lagen mehrere tausend Nachträge unbearbeitet bei der PG BBI“, sagte | |
von Damm. Sie hätten sich auf 200 bis 300 Millionen Euro summiert. | |
20 Nov 2015 | |
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