# taz.de -- Neue Masterplanung für den Alex: Tschüs, Wolkenkratzer! | |
> Bauverwaltung will die Hochhauspläne für den Alexanderplatz korrigieren. | |
> Ob dort noch ein „Manhattan“ entstehen wird, ist fraglich. | |
Bild: Bisher steht am Alexanderplatz nur ein Turm: der Fernsehturm | |
Das geplante „Manhattan des Ostens“ kommt auf den Prüfstand. Der Masterplan | |
für den Alexanderplatz mit 12 Hochhäusern und dichten Blockrandbebauungen | |
aus dem Jahr 1993/94 soll in den kommenden Monaten in einen „kooperativen | |
Verfahren“ mit Architekten, Denkmalschützern, der Bauverwaltung, | |
Grundstückseigentümern, Anrainern und Bürgern diskutiert und korrigiert | |
werden. | |
Eine städtebauliche Neuausrichtung an dem Standort sei angebracht, da „das | |
zentrale Konzept der Hochhausbebauung in den letzten zwanzig Jahren nicht | |
realisiert wurde“, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zum Beginn des | |
„Alex-Dialogs“ am Dienstag sagte. Eigentümerwechsel, Spekulation, die | |
Finanz- und Wirtschaftskrise sowie ein Umdenken im Städtebau hätten | |
verhindert, dass die Turmbauten in den Berliner Himmel wachsen konnten. | |
## Vier Workshops | |
Die Reihe „Alex-Dialog“ im September und November mit vier Fachworkshops | |
und Bürgerforen, so Lüscher, habe das Ziel, „Ideen für die zukünftige | |
Gestaltung des Platzes zu finden und die BürgerInnen an dem Prozess der | |
Umgestaltung teilhaben zu lassen“. Ein Auftakt-Workshop im Juli 2015 über | |
mögliche Anpassungen und Varianten des Wettbewerbsentwurfs und späteren | |
Masterplans des Architekten Hans Kollhoff habe neben den Hochbauten auch | |
die Fragen nach dem Bestand, dem öffentlichen Raum und dem Denkmalschutz | |
für existierende Bauten aus DDR-Zeiten am Alexanderplatz in den Mittelpunkt | |
der Debatte gerückt. | |
Hochhäuser soll es am Alexanderplatz weiterhin geben, fasste Lüscher diese | |
ersten Resultate der Juli-Runde zusammen. Wie die City West am | |
Breitscheidplatz bleibe „die östliche City städtebaulich der andere | |
Hochhausstandort Berlins“. Ob allerdings die Hochhäuser noch 150 Meter hoch | |
werden könnten und ob es bei den dicken Sockelbebauungen bliebe, müsste | |
jetzt als Thema erneut angesprochen werden. Hinzu komme die Frage, welches | |
urbane Bild – statt des Büro-Manhattan – zukünftig vom Alexanderplatz | |
ausstrahlen sollte. | |
Die meisten Korrekturen wird sicherlich der Denkmalschutz anmelden: Klar | |
sei etwa, dass die noch im Masterplan vorgesehenen Abrisse des Park Inn | |
Hotels, des Warenhauses, des Hauses des Reisens und des Berliner Verlags an | |
der Nordseite des Platzes nicht mehr durchgeführt werden können. Die | |
letztgenannten Bauwerke stünden mittlerweile unter Denkmalschutz. Die | |
Architekturen des sozialistischen Städtebaus seien Zeugnisse, „die wertvoll | |
sind und erhalten bleiben müssen, hierfür sind in einem neuen Plan | |
Änderungen erforderlich“, betonte Hubert Staroste vom Landesdenkmalamt auf | |
der gestrigen Pressekonferenz. | |
Ob der Kaufhof den anvisierten Turm an der Karl-Liebknecht-Straße | |
realisiert oder nicht müsse bei den Workshops mit dem Kaufhaus-Konzern | |
gleichfalls geklärt werden. Der geplante 200 Meter hohe Hines-Tower des | |
US-Investors mit Wohnungen sei schon jetzt an die Alexanderstraße hoch | |
gerückt, ergänzte Kollhoff. Lüscher: „Hierfür müssen neue Lösungen gefu… | |
werden. Der Masterplan wird an einigen Stellen angepasst werden müssen.“ | |
Während die grüne Fraktionschefin Antje Kapek den über zwanzig Jahre alten | |
Masterplan gestern als „obsolet“ kritisierte und forderte, sich ganz „von | |
der alten Planung zu lösen“, sieht Kollhoff noch Chancen für seine Türme. | |
„Es knirscht beim Denkmalschutz“, sagte er gestern und forderte den | |
bestehenden Bebauungsplan nicht zu kippen. Das Haus des Berliner Verlages | |
halte er für nicht schützenswert. | |
Acht der 12 Hochhäuser könnten auch nach einer Korrektur des Masterplans | |
gebaut werden. Schließlich müsse der lange Riegel des Hauses der | |
Elektroindustrie weiterhin fallen. Ungeachtet der vergangenen 20 Jahre und | |
des nicht umgesetzten Entwurfs, glaubt Kollhoff daran, dass das | |
Grundkonzept seines Konzepts erhalten und umgesetzt werden sollte. | |
Kollhoffs Hochhauslandschaft aus den wilden Neunzigern sind im Glauben an | |
eine ungeahnte Berliner Dynamik entstanden und wird auf jeden Fall | |
korrigiert. Was auch richtig ist, tritt sonst die Entwicklung am | |
Alexanderplatz auf der Stelle, wie ein Bauexperte am Dienstag anmerkte. Und | |
auch das Verfahren läuft auf die Anpassung hinaus: Gemäß dem Beschluss des | |
Abgeordnetenhauses vom Mai 2014 überprüft die Senatsbauverwaltung mit den | |
Workshopverfahren die alte Planung und wird „Änderungsstrategien“ | |
erarbeiten, so die Baudirektorin. Ziel sei, dem Abgeordnetenhaus „bis Mitte | |
2016 ein realisierbares Konzept vorzulegen“. Das wird sicher nicht | |
Kollhoffs Masterplan sein. | |
18 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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