# taz.de -- Unterbringung von Flüchtlingen: Ein Stück aus dem Tollhaus | |
> Wie das Land Millionen versenkt, indem es Heime baut, ohne das Grundstück | |
> zu besitzen. Und wie ein Heimbetreiber versucht, gute Presse zu bekommen. | |
Bild: Es gibt schönere Orte als Flüchtlingsheime | |
Was für ein rührendes Bild: Firmenimperator Helmuth Penz, der sein Geld nur | |
unter anderem mit der Firma Pewobe und Asylbewerberunterkünften verdient, | |
hat am Donnerstag süße Kinderchen in „seinem“ Heim in Neukölln besucht u… | |
mit ihnen gespielt! Und nebenher hat der joviale Opa einigen ausgewählten | |
Medienvertretern sein Herz ausgeschüttet (die taz war nicht darunter). Über | |
diese bösen Medien, die immer so gemeine Sachen über ihn schreiben: dass er | |
nur Geld verdienen will mit den Flüchtlingen, dass er am Personal spart, | |
bis es quietscht, dass er dem Land für teures Geld Hütten als Paläste | |
andreht. | |
Tatsächlich gab es erst am Dienstag, zwei Tage vor der Penz-Audienz, | |
interessante Neuigkeiten, mit denen die Posse um das Neuköllner Pewobe-Heim | |
um eine hübsche Pointe bereichert wird. Laut Bericht des ZDF-Magazins | |
„Frontal21“ wird es wahrscheinlicher, dass das Heim in der Haarlemer Straße | |
zum Jahresende abgerissen werden muss. Ein Heim, das erst vor einem Jahr | |
eröffnet wurde und dessen Bau (Generalunternehmer: Pewobe) das Land mehr | |
als 8 Millionen Euro kostete. | |
Das Problem lag von Beginn an auf dem Tisch: Das Grundstück nämlich, auf | |
dem das Heim nun steht, gehört weder dem Land noch Penz. Bis vor Kurzem | |
besaß es Kurt Krieger, besser bekannt als Möbel-Krieger – und der hatte von | |
vorneherein gesagt, er stelle seine Wiese nur für zwei Jahre zur Verfügung. | |
Gebaut wurde trotzdem. Und noch vorigen Herbst lehnte der Finanzsenator es | |
ab, das Grundstück zu kaufen. | |
Man braucht nicht allzu viel Fantasie, um sich auszumalen, wie das | |
zuständige Landesamt die Sache zu lösen gedachte: Penz könnte doch | |
Möbel-Krieger die Wiese abkaufen. Nette Idee, vor allem für Penz, der dem | |
Land dann die Pacht hätte diktieren können. Allein: Da wird nichts draus. | |
Laut „Frontal21“ hat Krieger nicht wie geplant für 10 Millionen (!) an | |
Penz, sondern an einen nicht genannten „Immobilienentwickler“ verkauft. | |
Dumm gelaufen, möchte man hämisch rufen – wenn es nicht zum Haareraufen | |
wäre, wie in dieser Stadt Millionen Euro Steuergelder gewissen Leuten in | |
den Rachen geworfen werden. Das sieht jetzt vielleicht auch Sozialsenator | |
Mario Czaja ein, der sich am Donnerstag im Abgeordnetenhaus ganz schön | |
winden musste bei der Frage, ob die 8-Millionen-Bude nun abrissreif sei. | |
Czaja gab zu, er wisse derzeit nicht mal, mit wem er über das Grundstück | |
verhandeln kann. | |
Kleiner Trost: Immerhin wissen wir, wer den Abriss machen und dafür dem | |
Land eine weitere Rechnung schreiben wird – Helmuth Penz. | |
9 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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