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# taz.de -- Gescheiterter Putsch in Burundi: „Ich bin zurück“
> Keine 24 Stunden nach der Erklärung eines Staatsstreiches scheint
> Burundis Präsident gewonnen zu haben. Jetzt droht eine Verhaftungswelle.
Bild: Will seine dritte Amtszeit durchsetzen: Burundis Präsident Pierre Nkurun…
BERLIN taz | „Ich bin zurück in Burundi“,
[1][//twitter.com/PierreNkurunziz/status/598919770910625792:twittert] der
angeblich gestürzte Präsident Pierre Nkurunziza. „Ich gratuliere der Armee
und der Polizei zu ihrem Patriotismus und ich gratuliere allen Burundiern
zu ihrer Geduld“, schreibt er weiter in seinem Tweet. Keine 24 Stunden nach
der Putscherklärung scheint der Staatsstreich gescheitert.
Burundis Präsident war am Mittwochmorgen zu einem Regionalgipfel in
Daressalam in Tansania geflogen. Die Amtskollegen der Ostafrikanischen
Union wollten mit ihm besprechen, wie die Krise in seinem Land beizulegen
sei.
Seit Wochen protestieren dort die Massen in der Hauptstadt gegen eine
dritte Amtszeit des Präsidenten. Für Ende Juni sind Wahlen angesetzt.
Nkurunziza darf laut Verfassung eigentlich nicht mehr antreten. Seine
Partei CNDD-FDD, deren Rebellenchef er noch in Kriegszeiten war, ernannte
ihn dennoch zum Spitzenkandidaten. Daraufhin protestierten die jungen und
oppositionellen Burundier wochenlang.
Das Regime Nkurunzizas gilt als korrupt und ineffizient. Burundi ist eines
der ärmsten Länder der Welt, gleichzeitig schwimmen einige „Big Men“
Burundis in enorm viel Geld. Das Land ist berüchtigt, Umschlagsplatz für
den weltweiten Waffen-, Gold- und Drogenhandel zu sein.
## „Ich nehme das Schicksal des Landes in die Hand“
Kaum hatte Nkurunziza das Land verlassen, erklärte am Mittwoch Generalmajor
Godefroid Niyombare den Präsidenten für abgesetzt: „Ich nehme das Schicksal
des Landes in die Hand“, hatte der ehemalige Geheimdienstchef im Radio
verkündet. Doch die Armeeführung in Burundi ist zutiefst gespalten. Nicht
alle zogen mit. Die ganze Nacht lang zankten sich die Generäle in einer
Sitzung. Sie konnten keine Einigung erzielen.
Stabschef Prime Niyongabo blieb Nkrunziza treu und marschierte am frühen
Morgen zum Staatssender RNTB, um diesen zu sichern und zu verkünden, der
Putsch werde nicht durchgehen. Dann begannen die Kämpfe in der Hauptstadt
zwischen den rivalisierenden Armeeeinheiten. Die letzte Schlacht zog sich
am Donnerstagnachmittag lange hin. Die meisten Kämpfe fanden rund um das
RNTB-Gebäude statt, in welchem sich Armeeeinheiten, die loyal zu Nkurunziza
sind, verschanzt hatten.
Sämtliche Radiostationen Burundis sind in diesen Tagen wichtige
strategische Einrichtungen - für Putschisten sowie für Loyalisten. Internet
und Telefon waren in den Wochen der Proteste teilweise lahmgelegt worden,
vor allem die sozialen Netzwerke.
In dem kleinen unterentwickelten Land leben die meisten der rund zehn
Millionen Einwohner auf dem Land, wo es keine Zeitungen oder Fernseher
gibt. Das Radio ist das wichtigste Kommunikationsmittel - schon immer.
Deswegen hatten die loyalen Armeeeinheiten die privaten und oppositionellen
Sender in Brand gesetzt oder gestürmt. Im Äther war zum Teil nur Musik zu
hören oder es herrschte totale Funkstille.
## Die loyalen Armeeeinheiten waren stärker
Nur der Staatssender RNTB meldete zwischendurch, dass die Loyalisten die
Oberhand gewinnen würden. Doch es blieb lange unklar, ob dies auch stimmte.
Immer wieder hallten Schüsse durch die Gassen. Auch schwere Waffen wurden
eingesetzt. Putschisten beschossen das RNTB-Gebäude von Panzern aus.
Letztlich waren die loyalen Armeeeinheiten jedoch stärker.
General Niyombare hatte für seinen Staatsstreich nicht viele Einheiten
mobilisieren können: Das elfte Panzerbataillon, die Fallschirmjägereinheit,
die strategisch geschickt am Flughafen stationiert ist, so dass die
Präsidentenmaschine nicht landen konnte und noch ein paar weitere
versprengte Truppen. Aber das Waffenlager war nach wie vor in den Händen
der Nkurunziza-Anhänger. Und so schien den Putschisten irgendwann die
Munition ausgegangen zu sein.
Auch die gut ausgebildete und ausgestattete Präsidentengarde blieb ihrem
Chef treu und verteidigte den Präsidentenpalast. Ein Gewittersturm zog auf,
es fing an zu regnen - Tropenregen ist immer gut, um Proteste und Kriege in
Afrika für kurze Zeit lahm zu legen.
Journalisten berichten von mindestens fünf Toten in Uniform, davon zwei
Aufständische auf den Panzern, die zurück gelassen wurden. Zehn Putschisten
hatten sich laut BBC nach der verlorenen Schlacht ergeben. Der Sprecher der
Aufständischen, General Cyrille Ndayirukiye, sagte der Nachrichtenagentur
AFP: „Ich erkenne persönlich an, dass unser Versuch gescheitert ist.“
## Wo ist Präsident Nkurunziza?
Den ganzen Donnerstag hing die entscheidende Frage in der Luft: Wo ist
Präsident Nkurunziza? Tansanische Behörden meldeten, er habe Tansania
bereits am Mittwochabend verlassen. Angeblich sei er über den Landweg
tausend Kilometer von Daressalam durch die Serengeti an Burundis Grenze
gereist und dort von seiner loyalen Präsidentengarde an einen sicheren Ort
eskortiert worden. Vermutlich in die kleine Stadt im Norden, Ngozi, wo er
herstammt.
Nkurunziza gilt als Priester der „Born-Again“-Gemeinde und
leidenschaftlicher Fußballer im burundischen Club „Halleluja“ als volksnah.
Auf dem Land ist er beliebt. Da fühlte er sich schon immer sicherer als in
der Hauptstadt.
Kurz vor Sonnenuntergang am Abend bestätigt der Präsidentensprecher
gegenüber Journalisten vor Ort, Nkurunziza sei zurück und in Sicherheit.
Sein Aufenthaltsort sei jedoch geheim. Manche denken noch immer, dies sei
ein Trick. „Du sitzt in einem Fünf-Sterne Hotel in Tansania und führst
deine Leute an der Nase herum, so als du seiest in Burundi. Hör auf mit dem
Blutvergießen und damit, dein Volk zu Flüchtlingen zu machen!“, kommentiert
jemand den Tweet des Präsidenten über seine Rückkehr. Weitere kritische
Tweets folgen.
Doch jetzt geht auch die Angst um in Bujumbura. Quellen sprechen von
nächtlichen Verhaftungen. Am Freitagmorgen spricht Putschistenführer
Generalmajor Niyombare per Telefon kurz mit AFP: „Wir haben entschieden,
uns zu ergeben. Ich hoffe, sie werden uns nicht umbringen“, sagt er.Danach
wurde er verhaftet.
15 May 2015
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## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Pierre Nkurunziza
Militär
Putsch
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Amtszeit von Staatschef Nkurunziza zu verhindern und Respekt vor der
Verfassung einzufordern.
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