| # taz.de -- Zivilgesellschaft in Myanmar: Mit lauter Stille gegen die Junta | |
| > In Myanmar protestiert die Bevölkerung gegen den Militärputsch vor zwei | |
| > Jahren – mit einem stillen Streik, bei dem viele demonstrativ zu Hause | |
| > bleiben. | |
| Bild: Keine Menschen, nur Tauben: Ein Markt in Yangon am zweiten Jahrestag des … | |
| Chiang Mai taz | Selbst Stille kann ein unüberhörbarer Protest sein: Am | |
| zweiten [1][Jahrestag des Militärputsches in Myanmar von 2021] hat die | |
| dortige Bevölkerung am Mittwoch millionenfach mit einem „Streik der Stille“ | |
| für gespenstisch leere Straßen gesorgt. In den sozialen Medien kursierende | |
| Fotos und Filme menschenleerer Straßen stammen nicht nur aus den | |
| Großstädten Yangon und Mandalay, sondern auch aus vielen Provinzstädten. | |
| Tagsüber gab es kaum Verkehr und kein normales Leben auf den Straßen. | |
| Geschäfte und Büros blieben geschlossen, die Menschen einfach zu Hause. | |
| Googles digitaler Kartendienst zeigte zum Beispiel in Yangon völlig freie | |
| Straßen an, wo sonst Staus die Regel sind. | |
| Ein landesweites Streikkomitee hatte von 10 bis 15 Uhr zum zivilen | |
| Ungehorsam aufgerufen. Vereinzelt wurden aus Yangon auch Flashmobs | |
| gemeldet, in denen kleine Gruppen mit einem Transparent für einige Minuten | |
| auf die Straße gingen und davon Fotos in sozialen Netzen posteten. Auch | |
| hingen an einigen Brücken Banner, die zur „Revolution“ gegen die Junta | |
| aufriefen. Kleine Demos gab es auch in einigen Widerstandshochburgen wie in | |
| den Regionen Magway und Sagaing. Zwar lassen sich die Veröffentlichungen | |
| nicht so einfach prüfen, aber die große Zahl dokumentierter Aktionen macht | |
| sie glaubwürdig. | |
| [2][In Thailand, wohin viele Birmesen geflohen sind] und wo viele | |
| Arbeitsmigranten aus dem nach dem Putsch in eine schwere Wirtschaftskrise | |
| geratenen Land leben, demonstrierten etwa zweitausend Menschen vor der | |
| Vertretung ihres Landes in Bangkok. Myanmars Junta erschwert den im Ausland | |
| lebenden Bürgern das Leben, indem sie deren Pässe nicht verlängert und | |
| keine neuen ausstellt. Proteste gab es auch in anderen Städten wie dem | |
| philippinischen Manila oder dem indischen Mizoram. | |
| ## Das Militär stürzte die Friedensnobelpreisträgerin | |
| Am 1. Februar 2021 hatte das Militär unter Führung von | |
| Verteidigungsminister und Armeechef Min Aung Hlaing die Regierung der | |
| Friedensnobelpreisträgerin [3][Aung San Suu Kyi] gestürzt. Deren Partei NLD | |
| hatte zuvor mit einem Erdrutschsieg die Wahlen gewonnen und die | |
| Militärpartei USDP geschlagen. | |
| Juntachef Min Aung Hlaing begründete den Staatsstreich mit Wahlbetrug. Doch | |
| den hatten weder Wahlbeobachter festgestellt noch die Bevölkerung. Deshalb | |
| gibt es massiven zivilen wie bewaffneten Widerstand gegen die Junta. | |
| Am Dienstag räumte der Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsrat des | |
| Militärs ein, dass sich das Land noch immer in einer „außergewöhnlichen | |
| Situation“ befinde. Nach der Verfassung des Militärs hätte das Kriegsrecht | |
| eigentlich am Dienstag enden müssen, doch am Mittwoch gab der | |
| [4][staatliche Sender MRTV] bekannt, dass der Ausnahmezustand um sechs | |
| Monate verlängert werde. | |
| Das letzte Woche vorgestellte Wahlgesetz garantiert einen Sieg der USDP und | |
| schließt die gestürzte NLD von der Wahl aus. Deshalb rufen schon jetzt | |
| Widerstandsgruppen zum Boykott auf, kritisieren westliche Regierungen und | |
| Vertreter der Vereinten Nationen die geplante Farce und greifen bewaffnete | |
| Gruppen Wahlbüros an. | |
| ## Westliche Staaten verhängen neue Sanktionen | |
| Am Dienstag hatten die USA, Australien und Großbritannien neue | |
| [5][Sanktionen gegen Myanmar] verhängt. So wurden Mitglieder der | |
| Wahlkommission auf eine schwarze Liste gesetzt und Geschäftsbeziehungen zu | |
| zwei vom Militär kontrollierten Holdings verboten. | |
| Vor allem Canberra und London zielen darauf, dem Militär den Zugang zu | |
| Kerosin für seine Luftwaffe zu erschweren. Denn weil immer mehr Soldaten in | |
| Hinterhalte geraten und Posten attackiert werden, ist die Junta verstärkt | |
| zu Luftangriffen übergegangen. | |
| 1 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sven Hansen | |
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