# taz.de -- Wohngeldreform der Regierung: Notwendig, aber nicht nachhaltig | |
> Die Wohngeldreform liefert für viele Menschen eine dringend notwendige | |
> Entlastung. Das Problem dahinter, Spekulationen am Wohnungsmarkt, packt | |
> sie nicht an. | |
Bild: Schon jetzt geben Mieter durchschnittlich 40 Prozent ihres Nettoeinkommen… | |
Fangen wir mit dem Status quo an: Eingerollte Decken unter Brücken, Zelte | |
hinter Bahnhöfen. Dass alle Menschen in Deutschland angemessen wohnen, | |
glauben nur noch die, deren Zaun hoch genug ist, um die Misere in den | |
Städten auszublenden. Schon seit Jahren explodieren die [1][Mieten in | |
Deutschland]. Im Jahr 2021 gaben 12 Prozent der Mieterhaushalte mehr als 40 | |
Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens fürs Wohnen aus. Sprich: Die | |
Situation war schon vor dem russischen Angriffskrieg und den explodierenden | |
Energiepreisen miserabel. | |
Die Bundesregierung brüstet sich nun mit der größten Wohngeldreform seit 57 | |
Jahren. Und in der Tat: Es ist eine dringend benötigte Reform, die vielen | |
Menschen in der akuten Situation mehr Entlastung verspricht. Neu ist ein | |
dauerhafter [2][Heizkostenzuschlag] und es wird erstmals eine | |
Klimakomponente eingeführt, um [3][Mieterhöhungen nach energetischen | |
Sanierungen] zu berücksichtigen. Letzteres hat der Deutsche Mieterbund | |
schon seit Jahren gefordert. | |
Durchschnittlich soll die Reform zu einer Verdoppelung des Wohngeldes | |
führen – das ist nicht nichts. Zwei Millionen Haushalte sollen künftig | |
Wohngeld beziehen können, bislang sind es rund 600.000 Haushalte. Ob alle | |
Wohngeldberechtigten das auch in Anspruch nehmen, steht allerdings auf | |
einem anderen Blatt: Bislang ist das Wohngeld als Bürokratiemonster | |
bekannt. | |
Bei allen Verbesserungen, die die Reform mit sich bringt: Sie erreicht bei | |
Weitem nicht alle Menschen, die derzeit mit Wohnkosten überlastet sind, | |
dafür ist die Ausgangslage viel zu prekär. | |
Zudem hat diese Reform noch ein weiteres Manko: Das Wohngeld ist eine | |
staatliche Hilfsmaßnahme, die in der Not zwar konkret hilft, aber nicht das | |
Problem an der Wurzel packt. Wer Mieter*innen dauerhaft entlasten will, | |
muss für bezahlbaren Wohnraum sorgen und den irrsinnigen Mietenanstieg | |
begrenzen. Wenn die Bundesregierung das nicht tut, subventioniert sie | |
letztlich profitorientierte Immobilienbesitzer*innen. | |
28 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Jasmin Kalarickal | |
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