| # taz.de -- Vorschriften für NGOs in Israel: Umstrittenes Gesetz verabschiedet | |
| > Die Knesset verabschiedet ein Gesetz, das vor allem liberale | |
| > Menschenrechtsgruppen strenger kontrolliert. Das sorgt für scharfe Kritik | |
| > der Opposition. | |
| Bild: Benjamin Netanjahu während der Sitzung am Montagabend | |
| Jerusalem ap | Das Parlament in Israel hat ein umstrittenes Gesetz | |
| verabschiedet, das zahlreichen Menschenrechtsorganisationen strengere | |
| Vorschriften auferlegt. Am Montagabend sprachen sich 57 Abgeordnete für die | |
| Vorlage aus, 48 dagegen. Sie zielt auf Gruppen ab, die mehr als die Hälfte | |
| ihrer Zuwendungen von ausländischen Regierungen oder politischen Gruppen | |
| erhalten. Davon betroffen sind praktisch fast nur liberale Organisationen. | |
| Denn Hardliner-Gruppen stützen sich vor allem auf Privatspenden, die das | |
| Gesetz ausnimmt. | |
| Entsprechend umstritten war die Neuregelung denn auch in der Knesset. | |
| Ministerpräsident Benjamin Netanjahu positionierte sich als einer ihrer | |
| vehementesten Verfechter. Es sei nichts Undemokratisches daran, Transparenz | |
| zu verlangen und die Öffentlichkeit so über die Rolle ausländischer | |
| Regierungen bei der NGO-Finanzierung zu informieren, sagte er. Kritiker | |
| warfen der Regierung allerdings den Versuch vor, liberale | |
| Menschenrechtsorganisationen ins Visier zu nehmen, die die Nahostpolitik | |
| Israels skeptisch sähen. | |
| Das neue Gesetz verpflichtet Menschenrechtsorganisationen dazu, in allen | |
| Gesprächen mit Staatsbediensteten und über alle Medienkanäle offenzulegen, | |
| ob sie aus dem Ausland finanziert werden. Vertreter dieser Gruppen müssen | |
| derartige Zuwendungen auch angeben, wenn sie an Sitzungen mit Vorsitzenden | |
| der Parlamentsausschüsse teilnehmen. Bei Nichtbeachtung drohen Bußgelder. | |
| Frühere Versionen der Gesetzesvorlage waren noch strikter. Demnach sollten | |
| Nichtregierungsorganisationen als ausländische Agenten eingestuft werden, | |
| angeregt wurden außerdem Steuern auf Spenden von ausländischen Regierungen. | |
| Besonders umstritten war ein Passus, laut dem Vertreter betroffener | |
| Organisationen in der Knesset spezielle Erkennungsmarken in der Knesset | |
| hätten tragen sollen. Der Vorschlag wurde später fallengelassen. | |
| ## Parallelen zu Russland | |
| Trotz des letztlich abgeschwächten Texts äußerten Abgeordnete der | |
| Opposition am Abend während der stundenlangen Debatte scharfe Kritik. Der | |
| Parlamentarier Nachman Schai erklärte, Israel werde über „viele | |
| Generationen hinweg für diesen Schaden zahlen.“ Seine Kollegen sahen in dem | |
| Gesetz zudem Parallelen zu der autoritären Politik in Russland und | |
| Saudi-Arabien. | |
| Robert Ilatow von der ultranationalistischen Partei Israel Beitenu | |
| verteidigte die Maßnahme indes. Er habe sie mitgetragen, weil die | |
| „Einmischung in Israels innere Angelegenheiten inakzeptabel“ sei. | |
| Auch im Ausland regte sich Kritik am Gesetz. Der Vorsitzende der | |
| deutsch-israelischen Parlamentariergruppe und Abgeordneter der Grünen, | |
| Volker Beck, schrieb auf Facebook, das „Ansehen des jüdischen und | |
| demokratischen Staates würde für nichts und wieder nichts angekratzt“ durch | |
| das Gesetz. In Israel kündigte die Gruppe Peace Now an, die Neuregelung vor | |
| dem Obersten Gerichtshof des Landes anzufechten. | |
| 12 Jul 2016 | |
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