# taz.de -- Unwetter im Südwesten: Kanzler in Kleinblittersdorf | |
> Olaf Scholz besucht mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger die | |
> Hochwassergebiete im Saarland und sichert Hilfe zu. Überflutungen gibt es | |
> auch in Rheinland-Pfalz. | |
Bild: Ortstermin mit Kanzler Olaf Scholz und Saarlands Ministerpräsidentin Ank… | |
SAARBRÜCKEN dpa/afp | Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach den schweren | |
Unwettern im Saarland gemeinsam mit [1][Ministerpräsidentin Anke Rehlinger] | |
(beide SPD) besonders vom Hochwasser betroffene Gebiete besucht. Dabei | |
sicherten beide am Samstagmittag betroffenen Bürgerinnen und Bürgern | |
staatliche Unterstützung zu. Zunächst müsse es allerdings einen Überblick | |
über die entstandenen Schäden geben. | |
Das Geschehene sei „ein Aufruf zur Solidarität und das wird auch so sein“, | |
sagte Scholz im saarländischen Kleinblittersdorf. Aktuell stehe die akute | |
Hochwasserhilfe im Vordergrund, danach werde es weiter „darum gehen, dass | |
man verabredet, was man tun kann“. Hier könnten sich „alle darauf | |
verlassen, dass das im besten Sinne geschieht“. „Wir haben da eine gute | |
Praxis der Solidarität.“ | |
Der Kanzler zeigte sich bei dem Besuch beeindruckt davon, „welche Gewalt | |
die Natur hat“. Es sei wichtig, sich „immer wieder auf solche Ereignisse | |
vorzubereiten“. Scholz lobte die gute Zusammenarbeit der Einsatzkräfte und | |
auch zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer: „Auf so etwas | |
werden wir immer wieder angewiesen sein.“ | |
Rehlinger verwies auf noch in der Nacht gefasste Beschlüsse der | |
saarländischen Landesregierung, betroffenen Bürgerinnen und Bürgern sowie | |
Kommunen Unterstützung zu gewähren. Auch sie dankte für die „unfassbare | |
Einsatzbereitschaft“ auch vieler Ehrenamtlicher: „Wir können nur stolz sein | |
auf so viel Tatkraft.“ Ebenso dankte sie der Bundespolizei für deren | |
Unterstützung. | |
Die Lage beschrieb Rehlinger weiterhin als schwierig, auch wenn der Regen | |
nachgelassen habe. „Das Saarland befindet sich seit rund 36 Stunden im | |
Ausnahmezustand“, sagte die Ministerpräsidentin. Es herrsche „die | |
schwierigste Lage seit dem Jahrhunderthochwasser vor 30 Jahren“. Auch sei | |
vielerorts die Gefahr noch nicht vorbei. Eine eigentlich mit Scholz und | |
Rehlinger sowie der SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina | |
Barley, geplante Wahlkampfveranstaltung in Saarbrücken wurde wegen des | |
Hochwassers abgesagt. | |
## Mehr als 3000 Polizei- und Rettungseinsätze im Saarland | |
Heftiger Dauerregen hatte in dem kleinen Bundesland im Westen Deutschlands | |
am Freitag Überflutungen und Erdrutsche verursacht. Der Deutsche | |
Wetterdienst (DWD) hob am frühen Samstagmorgen alle Unwetterwarnungen in | |
Deutschland auf. Somit lagen im Saarland und auch in Rheinland-Pfalz keine | |
Warnungen vor „extrem ergiebigem Dauerregen“ mehr vor, wie der DWD | |
mitteilte. | |
Am Freitag und auch noch in der Nacht zum Samstag kämpfte fast das ganze | |
Bundesland mit den Wassermassen. Auf Videos waren zur Hälfte überschwemmte | |
Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete | |
Straßen zu sehen. Gebäude wurden notdürftig mit Sandsäcken geschützt, | |
teilweise stehen ganze Straßenzüge unter Wasser | |
Nach bisherigen Kenntnissen sind bei dem schweren Unwetter keine Menschen | |
ums Leben gekommen. Bei einer Evakuierungsaktion habe es einen Verletzten | |
gegeben, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken. Ein Mensch sei | |
ins Wasser gefallen und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden. | |
Das Lagezentrum registrierte bislang mehr als 3000 Polizei- und | |
Rettungseinsätze im gesamten Bundesland. Die Zahlen stammen vom frühen | |
Samstagmorgen. | |
In der Altstadt des saarländischen Ottweiler musste in der Nacht zum | |
Samstag vorsorglich der Strom abgeschaltet werden, wie ein Sprecher des | |
Innenministeriums sagte. „Wir haben hier eine Großschadenslage“, sagte der | |
Landrat des Landkreises Neunkirchen, Sören Meng, in einem Video auf | |
Facebook. „Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle | |
Städte und Gemeinden betroffen.“ In Rußhütte, einem Stadtteil der | |
Landeshauptstadt Saarbrücken, wurden die Menschen mit Amphibienfahrzeugen | |
und Booten evakuiert. Ein Straßenzug sei hier besonders betroffen gewesen, | |
sagte der Sprecher des Innenministeriums. | |
Wegen des Unwetters meldete die Deutsche Bahn massive Beeinträchtigungen | |
und Ausfälle im Zug- und Schienenersatzverkehr in Rheinland-Pfalz und im | |
Saarland. Von nicht notwendigen Reisen ins Saarland sei abzusehen, teilte | |
die Bahn mit. Aufgrund der Witterungsbedingungen könne kein Ersatzverkehr | |
eingerichtet werden. | |
## Altstadt von Blieskastel droht Überschwemmungsgefahr | |
In saarländischen Völklingen sind wegen des anhaltenden Regens Straßenzüge | |
vom Stromnetz genommen worden. „In Völklingen werden Schäden in | |
Millionenhöhe erwartet, insbesondere im privaten Bereich“, hieß es. „Das | |
Schadensausmaß ist nicht noch absehbar.“ | |
Es handele sich um ein Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre | |
stattfinde, teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit. An der | |
Unteren Blies rechnete das Amt noch bis zum Samstagnachmittag mit weiter | |
ansteigenden Wasserständen. Deshalb bleibt die Lage in Blieskastel | |
angespannt. Zahlreiche Helfer versuchen, eine Überschwemmung der Altstadt | |
von Blieskastel zu verhindern. | |
Der DWD maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht | |
einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur | |
nicht ausgerichtet, sagte eine DWD-Meteorologin am Freitagabend. Zum | |
Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 | |
Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden – und dies war ein Sechstel | |
mehr Niederschlag als normalerweise in dem Monat. | |
Die Landeshauptstadt Saarbrücken rief ebenso wie mehrere Kreise eine | |
Großschadenslage aus. Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert | |
werden. Die Stadt richtete Ausweichquartiere in Schulen und ein | |
Bürgertelefon ein. „Wir haben überall Evakuierungen“, sagte ein Sprecher | |
des Lagezentrums in Saarbrücken. „Es regnet überall, landesweit.“ | |
## Volle Keller und Straßen in der Südpfalz und Trier | |
Im benachbarten Rheinland-Pfalz waren am Freitag vor allem der Landkreis | |
Trier-Saarburg mit den Verbandsgemeinden Ruwer und Saarburg-Kell sowie die | |
Südpfalz und die Städte Trier, Zweibrücken, Pirmasens und Ludwigshafen von | |
dem Dauerregen betroffen. Keller und Straßen liefen voll und Bäume stürzten | |
um, wie die Koordinierungsstelle der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde | |
(ADD) berichtete. Verletzt wurde nach derzeitigem Kenntnisstand niemand. | |
Viele kleinere Bäche und Flüsse traten über die Ufer. | |
Die Evakuierung der tiefer gelegenen Ortsteile in Schoden an der Saar war | |
bis zum frühen Samstagmorgen erfolgreich abgeschlossen. 220 Menschen wurden | |
laut Kreisverwaltung in einer Turnhalle untergebracht. In Saarburg wurde | |
außerdem ein Seniorenheim evakuiert, in Trittenheim an der Mittelmosel ein | |
Hotel. Davon waren etwa 50 Menschen betroffen, die ebenfalls in einer | |
Turnhalle untergebracht wurden. Der Wasserstand der Saar war zuvor wegen | |
des Dauerregens so stark gestiegen, dass eine Überflutung des Uferdamms | |
befürchtet wurde. Mit Sandsäcken wollten Helfer versuchen, den Damm zu | |
stabilisieren. „An fast allen Orten entlang der Saar sind Straßen und | |
Gebäude überspült, in vielen Gemeinden treten kleinere Gewässer über die | |
Ufer“, teilte die Kreisbehörde mit. | |
In Trassem im gleichen Kreis wurden drei Menschen, die wegen des | |
Hochwassers in ihren Häusern eingeschlossen waren, von den Rettungskräften | |
befreit. Das teilte [2][der Landkreis Trier-Saarburg auf X] mit. In Trassem | |
hätten sich zudem mehrere Bewohner in ihren Häusern verschanzt, hieß es. | |
„Es wird dringend davon abgeraten, sich etwaigen Evakuierungsaufforderungen | |
der Einsatzkräfte zu widersetzen, dies kann lebensbedrohliche Folgen mit | |
sich ziehen, die Pegel steigen weiterhin an“, teilte der Kreis mit. | |
## Dreyer will Hochwassergebiete in der Südwestpfalz besuchen | |
Am Samstagnachmittag wollte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin | |
Malu Dreyer (SPD) die Hochwassergebiete im Kreis Südwestpfalz besuchen. Das | |
teilte die Staatskanzlei am Samstag in Mainz mit. Begleitet wird sie von | |
Innenminister Michael Ebling (SPD) und Umweltministerin Katrin Eder | |
(Grüne). Geplant seien Gespräche in Zweibrücken, Contwig und | |
Trier-Saarburg. | |
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) [3][dankte den Kräften von THW, | |
Polizei und Feuerwehr auf X]. „Großer Respekt und Dank an alle | |
Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz, um Menschenleben zu | |
schützen!“, schrieb sie. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) | |
zeigte Mitgefühl am späten Freitagabend auf X: „Bin wie viele heute Abend | |
in Gedanken bei den Menschen in den Hochwassergebieten und den Helfern, von | |
denen viele die ganze Nacht im Einsatz sein werden. Ich hoffe, alle kommen | |
sicher durch die nächsten schlimmen Stunden. “ | |
Von Unwetterschäden betroffen sind auch weitere Gebiete Südwestdeutschlands | |
sowie in Frankreich und Luxemburg. | |
18 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Rehlinger-ist-Saar-Ministerpraesidentin/!5847031 | |
[2] https://twitter.com/LKTrierSaarburg/status/1791599190365131263 | |
[3] https://twitter.com/NancyFaeser/status/1791570857753477387 | |
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