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# taz.de -- Philosophie und Klimaschutz: Kants kategorisches Klimagesetz
> Das Klimaschutzgesetz von 2019 war ja brutaler Öko-Stalinismus der
> Ex-DDRlerin Merkel. Gut, dass das neue Gesetz Menschen vom Zwang zum
> Klimaschutz befreit.
Bild: Stell dir vor, es geht um Klimaschutz, und Keiner hört hin
Ich würde mich jetzt gern auch mal auf [1][Immanuel Kant berufen, wie es
derzeit alle machen]. Aber dafür reicht es bei mir normalerweise nicht, ich
bin nicht besonders sattelfest, was abendländische Philosophie angeht. Bei
mir klopft die Aufklärung eher ungefragt und ungewaschen an. So wie diese
Woche, als ich feststellte: Diese Regierung und ich, wir machen völlig
andere Erfahrungen mit unseren Mitmenschen.
Bei mir sah das so aus: Ich war lange unterwegs, kam abends hungrig und
müde nach Hause. Da lebe ich mit vier erwachsenen Menschen. Und es gab zu
Hause: kein Brot. Keine Milch. Niemand hatte etwas eingekauft, keiner eine
Idee zum Kochen. Alle haben sich so gern, dass sie sich auf die anderen
verlassen. Erfolg bei der Lebensmittelversorgung: so mäßig.
In der Ampel-WG würde so etwas nie passieren. Da hätte der Robert für den
Volker ungefragt dessen Lieblingsmohnbrötchen besorgt. Olaf hätte für Lisa
vorgekocht, Annalena für Christian nicht nur die gewünschten sechs, sondern
sogar neun Milliarden Kekse gebacken. Dann ist es eben auch kein Problem,
ein [2][Klimaschutzgesetz] so zu verändern, wie es die regierende
Fortschritts-WG diese Woche im Bundestag verabschieden will: Alle wollen
das Ziel erreichen, jeder hilft dem anderen, keinem tut es weh.
Denn das Gesetz von 2019 war ja schon brutaler Öko-Stalinismus der
Ex-DDR-Bürgerin Angela Merkel: [3][Jahresziele für jeden Sektor,
Sofortprogramme bei Nichterfüllung]; wer den Einjahresplan nicht erfüllt,
wird öffentlich ausgepeitscht und muss seine Versäumnisse aufholen. Das
ganze Klimaschutzgesetz, entworfen von der Klima-Stasi SPD unter tätiger
Beihilfe der Christdemokraten, die willenlos den Befehlen ihres Öko-Papstes
Franziskus folgen, atmete diesen Ungeist der Unfreiheit: Jeder und jede
muss handeln! Und zwar sofort! Sonst setzt es was!
## Druck weg, die Ziele des Gesetzes zu erreichen
Das war vielleicht im finsteren Mittelalter der schwarz-roten
Klimaideologen durchzusetzen. Aber nicht mit der [4][Aufklärungskoalition
aus SPD, Grünen und FDP]. Denn der liberale Geist siegt. Er weiß: Menschen
brauchen Freiheit, keine Gängelung. Sektorziele, etwa im Verkehr, erreichen
wir besser, wenn keiner genau hinschaut. Und: Menschen helfen sich
gegenseitig, auch wenn es gar nicht geht. Andere Sektoren geben ihre hart
erarbeiteten und teuren CO2-Reduktionen gern an den Verkehr ab, der sich
gar nicht erst anstrengt, seine Emissionen zu senken. Er hatte ja auch eine
echt schwere Kindheit.
So erreichen wir das Ziel des Gesetzes. Und wenn nicht – auch nicht
schlimm, aber wir haben es wenigstens nicht ernsthaft probiert. Die
Freiheit vom Zwang zum Klimaschutz ist uns allemal mehr wert als die
Freiheit der verwöhnten allerletzten Generation, sich in Europa vor Dürre
und Hochwasser sicher zu fühlen.
Huch, jetzt sind wir doch bei Kant und seinem kategorischen Imperativ
gelandet. Das bedeutet ja wohl: nur nach der Maxime zu handeln, von der man
will, dass sie „ein allgemeines Gesetz werde“. Also hier: jeglichen Druck
wegzunehmen, die gesetzlichen Ziele zu erreichen. Zu akzeptieren, wenn sich
einer für das Ziel des Gesetzes nicht interessiert. Die eskalierende
Klimakrise nur ernst zu nehmen, wenn gerade nichts anderes zu tun ist.
Blind dem Minister neben mir zu vertrauen, auch wenn der dafür seit zwei
Jahren und trotz Mohnbrötchen keinen Anlass liefert. Und dann auf diese
Weise ein gemeines, äähhh, allgemeines Gesetz zu machen.
26 Apr 2024
## LINKS
[1] /300-Geburtstag-Immanuel-Kants/!6003132
[2] /Klage-gegen-Klimaschutzgesetz/!6003502
[3] /Reform-des-Klimaschutzgesetzes/!6002993
[4] /Reform-des-Klimaschutzgesetzes/!6004639
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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