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# taz.de -- Hochwasser in Westdeutschland: Menschen können kurz aufatmen
> Riesige Wassermengen führten im Saarland, Rheinland-Pfalz und NRW zu
> Überschwemmungen. Am Montag ist die Lage unter Kontrolle – doch neuer
> Regen droht.
Bild: Können sich am Montag etwas entspannen: Rettungskräfte in Saarbrücken,…
Bonn/Berlin/Köln/Mainz/Saarbrücken/Soest/Völklingen dpa/afp/taz | Das
Saarland bereitet sich nach dem Hochwasser der vergangenen Tage auf erneute
Regenfälle ab Dienstag vor. „Die Lage ist beruhigt“, sagte ein Sprecher des
Innenministeriums am Montag. Mensch und Material könnten derzeit etwas
geschont werden. Im ganzen Land gebe es stark fallende Pegelstände. „Da
liegt ein Schwerpunkt darauf, dass wir aufräumen können und uns vorbereiten
auf das, was dann eventuell noch kommt.“
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) werden im Saarland und in Rheinland-Pfalz
am Montagnachmittag vor allem im Norden örtlich Schauer mit bis zu 15
Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit erwartet. Unwetterartige Mengen über
25 Liter pro Quadratmeter seien demnach aber nur wenig wahrscheinlich.
„Interessant wird es am Dienstag“, sagte Meteorologe Markus Übel vom DWD
schon am Sonntag in Offenbach. Dann entwickelten sich erneut teils kräftige
Regenfälle, „die aus heutiger Sicht vor allem den Südwesten des Landes
erfassen“.
Bereits am Dienstagvormittag könne es dort schauerartigen und teils länger
andauernden Regen geben. Im Verlauf des Tages weite sich der Regen weiter
nach Norden aus. Der Wetterdienst schrieb von einem mehrstündigen Stark-
oder Dauerregen mit Hochwassergefahr an Bächen und Flüssen. Das Landesamt
für Umwelt- und Arbeitsschutz erwartet ab Dienstagmittag in der Folge
zunächst an den kleineren Gewässern und den Oberläufen erneut steigende
Wasserstände.
Mit Blick auf die Wettervorhersagen liefen fast stündliche Berechnungen,
sagte der Sprecher des Ministeriums. Das Innenministerium sei im ständigen
Austausch mit den Unteren Katastrophenschutzbehörden. „Das werden wir auch
unabhängig vom Wetter diese Woche noch sein.“
„Extremniederschläge nehmen durch die Erderwärmung deutlich zu“, schreibt
Klimaforscher Stefan Rahmstorf mit Bezug auf die Fluten [1][auf der
Onlineplattform Bluesky]. „Und sie werden es mit jedem weiteren Grad
Erderwärmung auch weiter tun.“
## Tragödie in Saarbrücken
Am Sonntagabend ist in Saarbrücken eine 67-Jährige ums Leben gekommen. Die
Frau war bei einem Rettungseinsatz in Saarbrücken am Freitag von einem
Einsatzfahrzeug erfasst worden und starb in einer Klinik an den Folgen, wie
die Stadt mitteilte. „Diese traurige Nachricht macht mich zutiefst
betroffen“, sagte Oberbürgermeister Uwe Conradt und sprach von einer
„schrecklichen Tragödie“.
Schon am frühen Samstagabend hatten spielende Kinder an einem Bachlauf im
saarländischen Völklingen außerdem [2][eine Sprenggranate] aus dem Zweiten
Weltkrieg entdeckt. Die Granate sei vermutlich aufgrund des Hochwassers
freigespült worden, teilte die Polizei am Sonntagabend mit. Der
Kampfmittelbeseitigungsdienst der Polizei habe das Geschoss beseitigt. Für
Anwohner:innen bestand demnach keine Gefahr.
Enorme Regenmengen hatten im Saarland und in Rheinland-Pfalz bereits am
Freitag und in der Nacht zu Samstag für Überflutungen, Erdrutsche und
vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt. Am Sonntag hatte sich die Lage
zunächst entspannt, später am Tag kam es teils wieder zu Starkregen, der in
der rheinland-pfälzischen Stadt Kirn neue Überflutungen und Erdrutsche
verursachte.
An vielen anderen Orten im Saarland und in Rheinland-Pfalz liefen am
Sonntag die Aufräumarbeiten. Menschen wateten mit Gummistiefeln durch das
Wasser, Keller wurden leergepumpt, Schäden beseitigt. Im saarländischen
Blieskastel wurde die historische Altstadt mit Pumpen vom Wasser befreit.
## Rhein tritt auch in Nordrhein-Westfalen über die Ufer
Im nordrhein-westfälischen Soest sind nach zwei Blitzeinschlägen bei einem
Pfingstzeltlager 38 Menschen kurzzeitig ins Krankenhaus gekommen. Es handle
sich in allen Fällen um leicht Verletzte, teilte die Feuerwehr in Soest am
Sonntagabend mit. Das Zeltlager mit vielen hundert Teilnehmer:innen
wurde evakuiert, es sollte am Pfingstmontag aber fortgesetzt werden.
Die Feuerwehr startete den Angaben zufolge einen Großeinsatz auf dem
Gelände. Insgesamt 62 Menschen seien vom Rettungsdienst gesichtet worden,
38 von diesen dann in die Krankenhäuser der Umgebung gebracht worden.
Feuerwehr und Rettungsdienste waren demnach mit 200 Einsatzkräften vor Ort.
[3][Anhaltender Regen und steigende Wasserstände] haben den Rhein am
Pfingstwochenende an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen stellenweise
über die Ufer treten lassen und mancherorts für Probleme gesorgt. In Bonn
kletterte der Rhein-Pegelstand am Sonntagnachmittag auf 6,32 Meter. Für
Köln meldete die dortige Hochwasserschutzzentrale am Nachmittag einen Stand
von 6,38 Metern. Der Höchststand „dieser kleinen Hochwasserwelle“ werde
voraussichtlich am Montagvormittag bei einem Stand von zwischen 6,90 und
7,10 Metern in Köln erreicht sein. Schiffe müssen dort ab der
Hochwassermarke I – sie beginnt bei 6,30 Metern – ihre Geschwindigkeit
drosseln.
Im Bonner Raum waren erste Folgen bereits am Samstag spürbar. Die Feuerwehr
rückte bei zahlreichen Einsätzen dabei auch zum Stadthaus an: In das
Verwaltungsgebäude im Bonner Zentrum sei Regenwasser eingedrungen, das die
Einsatzkräfte beseitigten, berichtete die Feuerwehr am Sonntag.
Wassermassen wurden etwa aus einer unbefahrbar gewordenen Unterführung oder
auch aus einer blockierten Tiefgarage herausgepumpt.
## Uferwege in Köln gesperrt
Aus Köln hieß es, flussnahe Rad- und Fußgängerwege etwa am Rheinboulevard
seien bereits teilweise gesperrt. Man sei gut vorbereitet, Schutzmaßnahmen
würden im Bedarfsfall umgesetzt. Teilweise seien im Stadtgebiet bauliche
Schutzmaßnahmen bis zu einem Pegel von 11,90 Metern vorhanden.
Laut [4][Prognose des Deutschen Wetterdienstes] sollte es etwa im
Rheinland, Niederrhein, Ruhrgebiet oder auch den Bereichen Gütersloh und
Paderborn am Pfingstmontag wechselnd bewölkt sein. Am Nachmittag werde es
örtlich Schauer geben, vereinzelt seien auch wieder Gewitter nicht
ausgeschlossen. Nach Daten des Landesamts für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz zeichnete sich keine angespannte Lage bei den Gewässern
in NRW ab. Die Wasserstände an allen Messpunkten lagen demnach am Sonntag
unter den Meldestufen für Hochwasser.
20 May 2024
## LINKS
[1] https://bsky.app/profile/rahmstorf.bsky.social/post/3kstmz2mmsb2m
[2] /EU-Ruestungskonferenz-in-Bruessel/!6008574
[3] /Versicherung-gegen-Extremwetter/!5999649
[4] /Deutscher-Wetterdienst-zur-Klimakrise/!5997749
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