# taz.de -- Unwetter in Bayern und Baden-Württemberg: Damm in Augsburg gebroch… | |
> Nach heftigen Niederschlägen im Süden Deutschlands kommt es vielerorts zu | |
> Überschwemmungen. Mehrere Landkreise rufen den Katastrophenfall aus. | |
Bild: Nur noch mit Boot erreichbar: Überflutete Straßen in Babenhausen | |
MÜNCHEN/STUTTGART dpa | Aufgrund heftiger Regenfälle kommt es zu | |
Überschwemmungen an mehreren Flüssen in Süddeutschland. Im schwäbischen | |
Landkreis Augsburg sind am Samstagmittag ein Deich und ein Damm gebrochen. | |
Andernorts müssen Anwohner mit Booten und Hubschraubern aus von Fluten | |
eingeschlossenen Häusern gerettet werden. | |
Seit Stunden fällt [1][vor allem im Süden Deutschlands] heftiger Regen. | |
Laut DWD gelten für das westliche Schwaben, das Oberallgäu und Oberbayern | |
die höchste Warnstufe 4. Dort seien teils Niederschlagsmengen von bis zu | |
120 Liter pro Quadratmeter möglich. Für Mittel- und Oberfranken gelte die | |
Warnstufe 3 mit Regenmengen von 40 bis 70 Litern. Ab dem Nachmittag könne | |
es in Nordbayern starke Gewitter geben. | |
In Bayern riefen mittlerweile die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, | |
Günzburg, Neu-Ulm, Pfaffenhofen an der Ilm, Donau-Ries und Unterallgäu den | |
Katastrophenfall aus. Auch [2][Baden-Württemberg], insbesondere die | |
Bodensee-Region, ist stark betroffen. Für mehrere Landkreise in | |
Süddeutschland rief der Deutsche Wetterdienst (DWD) die höchste | |
Unwetterwarnstufe aus. Viele Warnungen gelten mit Stand Samstagmittag | |
zunächst bis Sonntag, einige bis in den Montag hinein. | |
Befürchtet wird mancherorts ein Jahrhunderthochwasser. Diese rechnerische | |
Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in | |
hundert Jahren erreicht oder überschritten wird. | |
## Rettung mit Hubschraubern und Booten | |
Vielerorts waren am Samstagmittag Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. | |
Im schwäbischen Landkreis Augsburg meldete das Landratsamt den Bruch eines | |
Deichs und eines Damms nahe des Ortes Diedorf. In mehreren Kommunen des | |
Landkreises Augsburg waren Menschen wegen des akuten Hochwassers | |
angehalten, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen. | |
Die Lage werde sich am Abend im nördlichen Teil des Landkreises noch | |
verschärfen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Augsburg. Teile von | |
Batzenhofen, Gablingen, Langweid, Eisenbrechtshofen, Biberbach, | |
Allmannshofen und die gesamte Gemeinde Nordendorf seien betroffen. Wie | |
viele Menschen sich insgesamt in Sicherheit bringen sollen, war zunächst | |
unklar. Allein in der Gemeinde Nordendorf würden allerdings 2 500 Menschen | |
leben, sagte die Sprecherin. | |
Die Regierung von Schwaben hat eine Notunterkunft an der Messe Augsburg | |
eingerichtet. Weitere Informationen zu den betroffenen Ortsteilen der | |
Gemeinden und zur Lage im Landkreis können über den Liveticker des | |
Landratsamtes im Internet abgerufen werden. | |
In Fischach im schwäbischen Landkreis Augsburg haben Helfer Menschen mit | |
einem Hubschrauber aus ihren von den Fluten eingeschlossenen Häusern | |
gerettet. Die Bewohner hätten auf andere Weise ihre Häuser nicht mehr | |
verlassen können, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. Laut Polizei | |
trat dort die Schmutter weit über die Ufer. | |
Im schwäbischen Landkreis Unterallgäu waren rund 150 Menschen aufgerufen, | |
freiwillig ihre Häuser zu verlassen. Allein in der Ortschaft Babenhausen | |
seien rund 100 Menschen betroffen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. | |
Es seien auch Boote und Wasserwacht unterwegs, um Menschen aus umspülten | |
Häusern zu holen. | |
## Söder dankt Hilfskräften | |
Im vom Unwetter besonders stark betroffenen Schwaben hat sich [3][Bayerns | |
Ministerpräsident Markus Söder] (CSU) am Samstag ein Bild von der Lage | |
gemacht. Er dankte bei seinem Besuch in Diedorf (Landkreis Augsburg) | |
insbesondere den Hilfskräften und den Behörden. Bayern sei krisenerprobt, | |
sagte er im Beisein von Innenminister Joachim Herrmann (CSU). | |
Für die Bürger sei die Situation eine „extreme Belastung“, so der | |
Ministerpräsident. Und weiter: „Das ist noch nicht vorbei. Es geht jetzt | |
erst richtig los.“ Der Schwerpunkt des Unwetters liege derzeit in Schwaben, | |
deshalb würden auch dort die Ressourcen – etwa Sandsäcke – zusammengezoge… | |
„Ohne die Helferinnen und Helfer hätten wir gar keine Chance“, wandte sich | |
Söder im strömenden Regen an die Rettungsdienste wie Feuerwehr, Bayerisches | |
Rotes Kreuz, Polizei und Technisches Hilfswerk. Sie alle zeigten | |
vorbildlichen Einsatz. An die Bürgerinnen und Bürger appellierte er: „Bitte | |
die Regeln befolgen.“ Möglichen Evakuierungs-Aufforderungen sollten sie | |
nachkommen, nicht mehr in den Keller gehen oder nicht versuchen, das Auto | |
aus der Garage zu fahren. | |
## Überflutete Straßen und Keller | |
In Bayern gab es bereits zahlreiche Einsätze bei der Polizei. Wie Sprecher | |
der zuständigen Polizeipräsidien am Samstagmorgen mitteilten, | |
konzentrierten sich die Einsätze vor allem auf Schwaben und das nördliche | |
Oberbayern. Bei Autounfällen infolge des Regens wurden auf der Autobahn 9 | |
am Freitag nach Polizeiangaben mehrere Menschen verletzt. Immer wieder | |
wurden Keller und Straßen überflutet. Einsatzkräfte und Anwohner von | |
Flüssen mit steigenden Pegeln wappneten sich mit Sandsäcken. | |
Im baden-württembergischen Friedrichhafen am [4][Bodensee] an der dortigen | |
Messe wurde laut Feuerwehr ein zentrales Sandsack-Lager in Auftrag gegeben. | |
Rund 10 000 Sandsäcke sollen demnach aus einem Nachbarkreis dorthin | |
gebracht werden. Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem | |
Hilfswerk und Deutschem Roten Kreuz halfen. | |
Besonders im Fokus steht dabei die Bodensee-Region: Wegen akuter | |
Überflutungsgefahr wurde am Freitagabend rund 1300 Menschen in Meckenbeuren | |
geraten, ihr Zuhause zu verlassen. Die Lage habe sich zwischenzeitlich ein | |
wenig entspannt, sagte der Feuerwehrsprecher. Generell gehe man davon aus, | |
dass die Pegelstände wieder etwas sinken könnten, da viel Wasser schon | |
abgeflossen sei, etwa in den Bodensee. Eine Schule sei mit Sandsäcken | |
gesichert worden, weil noch nicht klar sei, ob die Schussen an der Stelle | |
überlaufen werde. | |
## Untergeschosse meiden | |
Nicht weit entfernt in Weingarten bei Ravensburg sprach die Stadt am Morgen | |
auch von einer entspannteren Lage. Entwarnung könne man aber noch nicht | |
geben, sagte eine Sprecherin. Bewohnern war am Freitagabend geraten worden, | |
bei Verwandten und Freunden außerhalb der von steigenden Pegelständen | |
gefährdeten Gebiete zu übernachten und Kellerräume und Untergeschosse zu | |
meiden. | |
In Wangen im Allgäu war am Freitagabend Hochwasseralarm ausgelöst worden. | |
Die Landesgartenschau bleibe aus Sicherheitsgründen am Samstag geschlossen, | |
teilte eine Sprecherin der Stadt mit. „Es ist viel Wasser im Fluss, und es | |
ist noch nicht klar, wie sich die Lage weiterentwickelt.“ | |
## Wetterdienst rechnet erst Montag mit Beruhigung | |
Entwarnung gibt es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach | |
vom Samstag aber nicht. Am Sonntag brodele vor allem im Osten und Süden | |
erneut die Wetterküche. Es würden zwar keine flächendeckenden | |
unwetterartigen Regenmengen mehr erwartet, dennoch könne es örtlich heftige | |
Gewitter mit unwetterartigem Regen geben. Betroffen seien teils Gebiete, in | |
denen es ohnehin schon außergewöhnlich viel geregnet hat. | |
Nichts davon zu spüren bekommen den Meteorologen zufolge der Norden und der | |
Westen Deutschlands. Dort bleibe das Schauerrisiko gering und teils lasse | |
sich auch die Sonne länger blicken. Die Temperaturen liegen am Sonntag | |
insgesamt zwischen 17 und 24 Grad. | |
Zum Wochenstart am Montag stabilisiere sich die Wetterlage deutlich. Zwar | |
regne es im äußersten Süden zeitweise weiter und auch Starkregen sei | |
möglich. Größere Unwetter seien aber nicht mehr zu befürchten. Auch im | |
Nordwesten sei es dicht bewölkt mit vereinzelt leichten Niederschlägen, | |
sonst zeige sich aber häufiger die Sonne und es bleibe trocken. Die | |
Temperaturen liegen zwischen 16 und 22 Grad. | |
1 Jun 2024 | |
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