| # taz.de -- Übernahme von Thermostat-Hersteller: Google drängt in die Haushal… | |
| > Der Internetkonzern will angeblich beim Stromsparen helfen. Tatsächlich | |
| > baut er aber seinen Einflussbereich im Alltag weiter aus. | |
| Bild: Suchbild mit Thermostat an der Wand und Feuermelder an der Decke. | |
| BERLIN taz | Bei den Autos hat der Konzern sich schon eingeklinkt - nun | |
| will Google auch in das zuhause seiner Nutzer. Nicht nur mit seiner | |
| Suchmaschine oder mit dem Android-Betriebssystem für Smartphones. Nein, | |
| Google setzt auf Daten liefernde Hardware. [1][Und hat dafür Nest Labs | |
| übernommen], einen Hersteller von Thermostaten und Feuermeldern. 3,2 | |
| Milliarden US-Dollar lässt sich der Internetkonzern die Übernahme kosten, | |
| Berichten zufolge ist es die zweitgrößte in der Geschichte des Konzerns. | |
| Der Hersteller Nest war bisher vor allem branchenintern bekannt. Das erst | |
| 2011 gegründete Unternehmen hat eine Art intelligentes Thermostat | |
| entwickelt: Es lässt sich nicht nur mit der bekannten Drehbewegung, sondern | |
| auch aus der Ferne per Smartphone verstellen und merkt sich die vom Nutzer | |
| getroffenen Einstellungen. | |
| Innerhalb weniger als zwei Wochen baut es dann ein Nutzerprofil auf und | |
| steuert die Temperatur dann selbstständig. So soll der Nutzer Energie | |
| sparen können. Markant ist das Produkt auch deshalb, weil ihm anzusehen | |
| ist, dass ein ehemaliger Apple-Mitarbeiter Unternehmensgründer ist - es | |
| erinnert optisch an die Drehscheibe eines iPods. | |
| Nach der kürzlich angekündigten Kooperation von Google mit Audi macht sich | |
| der Konzern mit der Übernahme bereit, in einen weiteren Bereich des | |
| alltäglichen Lebens vorzudringen. Das passt ganz zur bisherigen Politik des | |
| Datensammelns: Die Thermostate etwa verraten über die Temperatur viel über | |
| die Lebensgewohnheiten ihrer Nutzer: Wann verlässt ein Bewohner morgens das | |
| Haus, wann ist er am Wochenende daheim, wann im Urlaub. Sensoren für | |
| Aktivität sollen feststellen, ob jemand da ist. „Es wird keine leere | |
| Wohnung geheizt oder klimatisiert“, heißt es auf der Website des | |
| Unternehmens. | |
| ## Ein weiterer Sensor, mehr Informationen | |
| „Immer, wenn ich den Fernseher anstelle, ist das ein Zeichen dafür, dass | |
| ich zu Hause bin. Wenn die Kühlschranktür aufgeht, ist da ein weiterer | |
| Sensor, der weitere Informationen liefert", [2][erklärte] Nest-Gründer Tony | |
| Fadell die Idee gegenüber der New York Times. Anfang Dezember sagte er auf | |
| der Konferenz [3][LeWeb] in Paris: „Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast | |
| verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt.“ | |
| Es ist das Internet der Dinge, das derzeit vor allem Datenschützern | |
| Kopfschmerzen bereitet. „Es wäre naiv anzunehmen, dass die NSA keinen | |
| Zugriff auf diese Daten hat“, sagt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale | |
| Bundesverband. Er kritisiert, dass es auch in Europa kaum Regulierung für | |
| derartige Vernetzungen, Datensammlungen und -weitergabe gibt. | |
| „Die Bußgelder sind lächerlich und so schaffen die Unternehmen eben | |
| Fakten.“ Lösen könne das die Datenschutzgrundverordnung, die ursprünglich | |
| noch vor der Europawahl fertig werden sollte. Danach sieht es derzeit aber | |
| nicht aus. Ganz vorne bei den Blockierern eines wirksamen Datenschutzes: | |
| Deutschland. | |
| 14 Jan 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://investor.google.com/releases/2014/0113.html | |
| [2] http://bits.blogs.nytimes.com/2014/01/13/shooting-for-the-moon-google-hopes… | |
| [3] http://www.youtube.com/watch?v=377oDvnrk5M | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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