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# taz.de -- US-Handelspolitik: Mehr Unabhängigkeit
> Donald Trumps Vulgärkapitalismus hat auch etwas Gutes: Er produziert eine
> Koalition der Gekniffenen.
Bild: Europa muss isch neue Handelspartner suchen
Die Globalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten hunderte Millionen
Menschen aus Armut und Hunger geholt. Große Teile vor allem Asiens wurden
industrialisiert, viele sich entwickelnde Staaten in globale Lieferketten
eingebunden, die westliche Hemisphäre steinreich. Das hat auch zu
sklavenähnlichen Arbeitsprozessen, mehr Stress, zur Vertiefung sozialer
Ungleichheiten, versiegelter und verseuchter Umwelt und zur
Klimakatastrophe geführt. Diese Liste der Schattenseiten ist noch weitaus
länger.
Das aktuelle Welthandelsregime ist also keineswegs perfekt. Das heißt aber
nicht, dass es durch Chaos und Unsicherheit ersetzt werden sollte. Und
genau das will US-Präsident Donald Trump mit seinem [1][stümperhaften
Zollhammer,] der selbst [2][Inseln bedroht, auf denen nur Pinguine leben].
Auch wenn der Präsident dabei rituell auf die US-amerikanische Opferrolle
im Außenhandel pocht: Sein Land ist von den zum Teil seit Jahrzehnten
geltenden Regeln des Welthandels keineswegs prinzipiell benachteiligt. Die
Handelspartner der USA sind trotz des hohen Bilanzdefizits keine
„Aasgeier“, jene in Europa auch keine „Schmarotzer“, die sich auf Kosten
Amerikas bereichern.
Das Gegenteil stimmt: Die USA sind spätestens seit 1945 die globale
politische und ökonomische Führungsnation – und der weltweit größte
Nutznießer der Globalisierung. Diese ist mit immer mehr autoritären
Staatslenkern von Trump über Xi Jinping und der Gruppe der Brics-Staaten
unter anderem mit [3][Wladimir Putin (Russland)] und Narendra Modi (Indien)
sowie dem rechtslibertären Präsidenten Argentiniens Javier Milei viel
komplexer geworden. Anstatt von immer mehr ökonomischer Verflechtung durch
immer mehr Handel sprechen ExpertInnen mittlerweile von Fragmentierung: dem
[4][Zerfall der Welt in politisch spinnefeinde Handelsblöcke].
Die neue Geoökonomie ist fragil. Handelsnationen wie Deutschland dürfen
sich dennoch nicht von Trumps Wrestler-Methoden einschüchtern lassen. Auch
wenn Fachleute aus allen politischen Lagern über den aktuellen ökonomischen
Sachverstand im Weißen Haus die Nase rümpfen: Wir müssen mit Trumps
Vulgärkapitalismus leben. Das heißt: den Dealmaker und uns selbst
analysieren – und unabhängiger werden. Zum Beispiel bei Satelliten, bei der
Cloud-Infrastruktur, bei künstlicher Intelligenz.
Wir müssen zudem Trumps Schwachstellen identifizieren, darunter die
US-Techkonzerne, die in Europa wie im Steuerparadies absahnen und vor Trump
buckeln. Das heißt auch: neue Handelspartner suchen. Die Koalitionen der
Gekniffenen bergen Chancen. Mexiko leidet bereits unter Trump – und könnte
mehr Agrarprodukte in Europa verkaufen. Erst im Januar wurde der
europäisch-mexikanische Handelspakt renoviert – und viele Zölle gesenkt.
Oder Vietnam, das eben erst seine Zölle für US-Produkte stutzte, nun aber
von Trump mit Einfuhrabgaben in Höhe von 46 Prozent knallhart getroffen
wurde. Für die EU gelten „nur“ 20 Prozent. Was soll’s?
4 Apr 2025
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## AUTOREN
Kai Schöneberg
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