# taz.de -- Trumps Weltraumpläne: Man muss aufblicken | |
> US-Präsident Trump will Menschen auf Mond und Mars schicken. Irre? Von | |
> wegen: Ein Projekt, wie gemacht fürs Land der unbegrenzten Ungleichheit. | |
Bild: Ja klar, friedliche Absichten | |
Donald J. Trump ist ehrlicher als John F. Kennedy. Zumindest, wenn es um | |
den Zweck von Weltallprogrammen geht. Kennedy hielt in Houston 1962 seine | |
berühmte Rede, auf der er verkündete, die USA würden bis Ende des | |
Jahrzehnts einen Mann auf den Mond setzen. „Ich sage, das Weltall kann | |
erforscht und beherrscht werden, ohne die Flammen des Krieges zu nähren“, | |
sagte Kennedy. Wir kommen in Frieden. | |
Donald Trump verkündete seine Mondpläne 55 Jahre später, am | |
Montagnachmittag US-Zeit, ähnlich schicksalsschwülstig wie einst Kennedy, | |
nur knapper. „Stellen Sie sich noch einmal die Möglichkeiten vor, die auf | |
uns in diesen großen, schönen Sternen warten, wenn wir es nur wagen, große | |
Träume zu haben“, sagte er. Um dann zu ergänzen, dass Weltalltechnologie | |
viele Anwendungen habe. Natürlich auch militärische. Kennedy hatte es | |
wesentlich besser drauf, diesen Fakt wegzuvisionieren. | |
Sein Apollo-Programm ist heute Geschichte. Es lieferte der Umweltbewegung | |
ikonische Fotos der Erde, inspirierte LSD-schluckende | |
Silicon-Valley-Hippies wie Steve Jobs dazu, Computer der rein militärischen | |
Nutzung zu entreißen. Es schuf die Grundlage für soziale Netzwerke und | |
bessere atomare Interkontinentalraketen. Das US-Weltraumprogramm war im 20. | |
Jahrhundert im besten Sinne ambivalent. | |
Bemannte Flüge zum Mond oder Mars könnten heute weltgeistig eine | |
Menschheitsmission werden oder doch wieder startrekigges Deckmäntelchen für | |
einen Rüstungswettlauf sein. Trumps Intention ist klar: Er redet zwar | |
pflichtschuldig von internationaler Kooperation. Eigentlich geht es darum, | |
seinen Anhängern schnelle Erinnerungsfetzen an goldene Zeiten zu liefern | |
und der Industrie Rüstungsprogramme. | |
Im ungeschriebenen Handbuch aller US-Präsidenten steht geschrieben: Wenn du | |
zu viele Skandale am Hals hast, bombardiere was oder erzähle Geschichten | |
vom Mond. Im ebenfalls ungeschriebenen, universellen Handbuch der Kunst des | |
Herrschens steht: Schaffe Symbole deiner Macht, zu der die Menschen in | |
Ehrfurcht aufblicken. Kapitalisten bauen Türme, Pharaonen Pyramiden, die | |
Popen Kathedralen, Staatsoberhäupter okkupieren den höchsten Blick: den zu | |
den Sternen. | |
Trump will erst zum Mond, dann zum Mars und vielleicht darüber hinaus. Das | |
All ist für alle, die von Amerikas Größe träumen, das, was Klimaschutz für | |
die Europäer ist: Erst werden überschäumende Pläne für Generationen | |
verkündet, im Konkreten fehlen dann Geld und Wille. Aber das ist egal. Es | |
kommt auf den Prozess an, den man angestoßen hat. | |
Deshalb wäre es ziemlich verkehrt, Trump wie üblich als Maulheld abzutun. | |
Seine Pläne mögen wie immer absolut unkonkret sein. Kostenanalysen sind | |
Fehlanzeige, und zusätzliche Mittel fürs All gibt es vom US-Kongress bisher | |
auch keine. Trotzdem folgt Trump einer Logik. | |
## Geld für Klimaforschung gekürzt | |
Bereits der alte George Bush versuchte sein Glück mit einem National Space | |
Council, das 1993 abgeschafft und jetzt von Trump wieder ins Leben gerufen | |
worden ist. Es erarbeitet die nationale Weltraumstrategie und besteht zur | |
Hälfte aus Vertretern von Geheimdiensten und Militärs. Sie beginnen bereits | |
jetzt damit, die Weltraumforschung umzubauen. Der Nasa werden Gelder für | |
die Klimaforschung und Erdbeobachtung gekürzt, die Mittel dafür sanken | |
bereits 2018 um 300 Millionen Dollar auf 1,7 Milliarden. | |
Als Kennedy zum Mondflug rief, lag der Spitzensteuersatz in den USA für | |
Reiche bei 90, für Unternehmen bei 52 Prozent. Das Apollo-Programm war | |
finanziert von Steuergeldern, die von Gutverdienern kamen. Heute dagegen | |
herrscht im Sozialen eine Kälte wie auf der Rückseite des Mondes. | |
Trump kürzt Steuern hauptsächlich für Reiche und Unternehmen, will das | |
Bildungssystem weiter privatisieren und damit noch weniger zugänglich für | |
ärmere Schichten machen. Gleichzeitig erhöht er den Militäretat und beraubt | |
die Weltraumforschung ihrer zivilen Komponenten. Aber, hey: Menschen auf | |
dem Mars? Voll geil! | |
12 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Nasa | |
Mond | |
Mars | |
soziale Ungleichheit | |
Weltall | |
Bergbau | |
Schwerpunkt Emmanuel Macron | |
Nasa | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ökonomische Vorherrschaft im Weltall: Most in space | |
Der nächste Goldrausch findet im All statt. Mit den ökonomischen Interessen | |
wächst allerdings auch die Kriegsgefahr. | |
Bergbau im All: Weltraum voll Platin und Gold | |
Kometen, Asteroide und Meteoroiden sind reich an Edelmetallen und seltenen | |
Erden. Die Möglichkeiten des Abbaus wecken Begehrlichkeiten. | |
Kommentar Klimagipfel in Paris: Lohnender Champagner | |
Klimaschutz braucht eine weltweite Allianz von Weltrettern, | |
Zukunftsgläubigen und Geldverdienern. Emmanuel Macron hat das begriffen. | |
Pläne zur bemannten Raumfahrt: Mond, Mars, Trump | |
Der US-Präsident will nach oben. Dafür ist ihm kein Weg zu weit. Wie steht | |
es um die Chancen bemannter Flüge zu Mond und Mars? Welche Konkurrenten | |
gibt es? | |
Kommentar Trumps Steuergesetz: Jetzt könnten sie ihn loswerden | |
Der US-Präsident konnte endlich einen Sieg erzielen – weitere sind jedoch | |
nicht in Aussicht. Wozu brauchen die Republikaner ihren Trump also noch? | |
Steuerpolitik in den USA: Von Trump für Trump | |
Am Freitag wollen die Republikaner die umstrittene Steuerreform durch den | |
US-Senat bringen. Sie nutzt vor allem Spitzenverdienern. | |
Finanzen der Entwicklungsländer: Und nun fleißig Steuern eintreiben! | |
Entwicklungsländern entgehen Milliarden, weil multinationale Konzerne sich | |
der Besteuerung entziehen. Die G20 könnte das ändern. |