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# taz.de -- Bergbau im All: Weltraum voll Platin und Gold
> Kometen, Asteroide und Meteoroiden sind reich an Edelmetallen und
> seltenen Erden. Die Möglichkeiten des Abbaus wecken Begehrlichkeiten.
Bild: Bodenschätze aus dem All: Die Deutsche Industrie will klare juristische …
Die Zukunft des Bergbaus liegt über den Wolken. Kometen, Asteroide und
Meteoroiden sind reich an Edelmetallen und Seltenen Erden. Schätzungsweise
700.000 kleinere und größere solcher Planeten kreisen um die Sonne, etwa
17.000 davon in Erdnähe. Sie könnten mit heutigen technischen Mitteln
angeflogen werden. Das dürfte sich über kurz oder lang auszahlen: Die
Himmelskörper bergen kostbare Rohstoffe wie Tantal, Platin oder Gold, die
auf der Erde knapp sind. Ferner erwarten Wissenschaftler, dass die
Konzentration von Metallen auf erreichbaren Asteroiden bis zu tausendfach
höher ist als auf der Erde.
Solche Möglichkeiten wecken Begehrlichkeiten. Auf seinem Rohstoffkongress
befasste sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) im Juli
erstmals hinter verschlossenen Türen mit dem Weltraumbergbau. Und: Die
Lobbyisten fordern, dass die Bundesregierung ein Gesetz liefert, bevor
andere Länder im All die Nase vorn haben.
Tatsächlich wird das Thema in Deutschland bislang nur von wenigen
Spezialisten beackert. Selbst die Experten der Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben sich bislang mit
Weltraumbergbau nicht wirklich befasst. Den Rohstoffkongress des
Industrieverbandes „haben wir als Anregung mitgenommen“, erklärt eine
Sprecherin des BGR in Hannover kleinlaut.
Einen Schritt weiter ist man in – Peking. Mit seiner Strategie „China 2025�…
zielt das Land auf Hightech-Branchen, die noch nicht vom Westen besetzt
sind. Wissenschaftler des Nationalen Weltraumzentrums und der Akademie der
Wissenschaften arbeiten bereits daran, einen Asteroiden im All einzufangen
und sicher auf die Erde zu transportieren. Viele Asteroiden haben nur einen
Durchmesser von wenigen Metern – und verglühen normalerweise beim Eintritt
in die Atmosphäre.
## Regierung soll Pilotprojekte fördern
Anders als beispielsweise in der Tiefsee sind im All die technischen Hürden
und die Kosten für Weltraumflüge heute noch viel zu hoch für handfeste
Projekte. Immerhin planen die amerikanischen und europäischen
Weltraumbehörden Nasa und Esa, Forschungssonden zur Erkundung von
Rohstoffen auszusenden. Sie sollen ab 2020 auf Asteroiden landen.
Auch wirtschaftspolitisch will der BDI erste Pflöcke eingeschlagen. In
einem Fünfpunkteplan fordern die Lobbyisten die Bundesregierung auf, „die
eigene Rohstoffstrategie zu überdenken“. Die steigende Nachfrage nach
Rohstoffen für Zukunftstechnologien erfordere „einen zügigen
Paradigmenwechsel“, fordert BDI-Präsident Dieter Kempf. Die Verfügbarkeit
von Rohstoffen sei „eine zentrale Herausforderung“ für das Industrieland
Deutschland: Förderländer und Minen könnten sich mittlerweile ihre Kunden
aussuchen – und nicht umgekehrt. Die Regierung soll Weltraum- und
Tiefseebergbau durch Pilotprojekte gezielt fördern.
Außerdem geht es dem BDI um einen Rechtsrahmen für den Weltraumbergbau.
Doch über den Wolken ist die Freiheit schon heute nicht grenzenlos: Die
Vereinten Nationen haben mit fünf Weltraumverträgen seit 1967, darunter
einen sogenannten Mondvertrag, verbindliches Völkerrecht geschrieben.
Danach sind die Staaten frei, den Weltraum zu nutzen, aber es besteht ein
„Aneignungsverbot“.
Bergbau im All, von einem einzelnen Staat auf eigene Rechnung und ohne
Absprache betrieben, würde also gegen das Völkerrecht verstoßen, ist
Bernhard Schmidt-Tedd vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
überzeugt. Der Bonner Jurist ist im Raumfahrtmanagement für
UN-Angelegenheiten zuständig. „Die deutsche Position ist wie die vieler
Staaten: kein nationaler Alleingang!“, sagt Schmidt-Tedd.
Zwischen den UN-Polen „Freiheit“ und „Aneignungsverbot“ ist für den
kommerziellen Abbau von Rohstoffen im All eigentlich kein Platz, mahnt der
DLR-Fachmann. Es sei denn, die UN-Mitglieder einigten sich auf „ein
internationales Regime“. Wie in der Tiefsee könnte das gemeinsame Erbe der
Menschheit von allen nach klaren, nachhaltigen Regeln genutzt werden.
Staaten, die keine eigene Raumflotte unterhalten, würden dann dennoch ein
finanzielles Stück vom Rohstoffkuchen abbekommen.
10 Sep 2018
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Bergbau
Rohstoffe
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Kohlekommission
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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