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# taz.de -- TV-Debatte im US-Wahlkampf: Klarer Sieg, wenig Substanz
> Beim TV-Duell lockte Vizepräsidentin Harris Ex-Präsident Trump in jede
> mögliche Falle und gewann performativ. Wie sie regieren will, sagte sie
> nicht.
Bild: Harris' Strategie ging in jeder Beziehung auf
Kein Zweifel: Kamala Harris hat die erste TV-Debatte gegen Donald Trump
klar gewonnen. Sie brauchte das Wort [1][„weird“] gar nicht auszusprechen,
um Trump genau so aussehen zu lassen. Entgegen der Ratschläge seiner
Berater*innen sprang der Ex-Präsident über jedes Stöckchen, das Harris
ihm hinhielt – bis hin zu der vollkommen irren Behauptung, in Springfield,
Ohio, würden Migrant*innen die Haustiere der Einheimischen aufessen.
Harris' Strategie ging in jeder Beziehung auf. Trump lief in jede Falle,
die sie ihm stellte. Die Vorstellung, welch leichtes Spiel die Wladimir
Putins und Xi Jinpings dieser Welt mit einem so konditionierten
US-Präsidenten hätten, sollte die US-Amerikaner*innen erschaudern lassen.
Ob das aber irgendetwas an der Dynamik der letzten Wochen des
US-Wahlkampfes ändern wird, darf bezweifelt werden. Die erste TV-Debatte
Ende Juni zwischen Joe Biden und Trump hatte einen nie gesehenen
politischen Donnerknall zur Folge: Der amtierende Präsident stieg aus dem
Rennen aus. Diese Debatte hier wäre ein Knockout für jeden normalen
Politiker, aber nicht für Donald Trump, dessen Anhänger*innen solches
Auftreten gewohnt sind, seit er das erste Mal für die Präsidentschaft
kandidierte.
## Zu vieles blieb vage
Umgekehrt aber hat Kamala Harris zwar jeglichen Zweifel daran zerstreuen
können, dass sie, anders als Biden, tatsächlich einen Wahlkampf gegen Trump
bestehen kann. Wer aber darauf hoffte, sie würde nunmehr mit einem leidlich
kohärenten Programm aufwarten, sieht sich nach wie vor enttäuscht.
Zwar brachte sie mehrfach ihr Schlagwort von der „opportunity economy“
unter, einer Wirtschaft also, die allen eine Chance gibt. Aber außer der
Idee, jungen Familien einen Steuernachlass von 6.000 Dollar zu gewähren und
Start-ups eine Abschreibungsmöglichkeit von 50.000 Dollar, kam da nichts.
Das könnte zu wenig sein, um jener Mehrheit von US-Amerikaner*innen
Vertrauen einzuflößen, die sich wirtschaftliche Veränderungen wünschen.
Ähnlich beim zweiten [2][Großthema Migration]: Zu Recht konfrontierte sie
Trump damit, jene überparteiliche Gesetzesinitiative im Kongress erstickt
zu haben, die schon vor vielen Monaten zusätzliche Kräfte an die Südgrenze
gebracht und die Lage entschärft hätte. Wie sie aber selbst das Thema
angehen will, bleibt auch nach der Debatte unklar.
## Abtreibung sollte wieder zentraleres Thema werden
Einzig beim Thema Abtreibung war sie nicht nur persönlich leidenschaftlich,
sondern auch inhaltlich klar: Alle Schutzmechanismen, die ein halbes
Jahrhundert lang bestanden, sollen wieder her. Das ist ein wichtiger
Pluspunkt, und wenn ihre Kampagne es schafft, das Thema wieder mehr ins
Zentrum zu holen, kann das wirklich helfen.
Als Person [3][hat Harris klargemacht], dass sie nicht Joe Biden ist, dass
sie eine andere Ansprache pflegt, eine andere Energie ausstrahlt. Ihre
Kritik an Trump war scharf, pointiert, bisweilen beißend und entwaffnend.
Anders als Biden Ende Juni verwandelte sie die ganzen Steilvorlagen, die
Trump ihr bot. Das gibt eine glatte 1 in der B-Note.
Politisch aber – übrigens auch außen- und verteidigungspolitisch – hat sie
bestenfalls eine Regierung Biden 2.0 angekündigt. Angesichts von Umfragen,
in denen sich über 60 Prozent der Befragten mit der politischen Ausrichtung
des Landes unzufrieden erklären, könnte das ein bisschen wenig sein.
11 Sep 2024
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## AUTOREN
Bernd Pickert
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