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# taz.de -- Syrien nach dem Erdbeben: Assad wird wieder salonfähig
> Ägyptens Außenminister besucht Syriens Diktator. Auch Oman und die
> Vereinigten Arabischen Emirate nähern sich Damaskus an– das Beben macht's
> möglich.
Bild: Der ägyptische Aussenminister Shoukry (r) im Gespräch mit Assad auf ein…
Kairo taz | Das Erdbeben, das vor drei Wochen das türkisch-syrische
Grenzgebiet erschütterte, erweist sich als große Chance des syrischen
Regimes Baschar al-Assads. Damaskus versucht die Gelegenheit zu nutzen:
Wenn schon nicht die internationale Isolation gebrochen werden kann, so
doch wenigstens die der arabischen Nachbarn.
Bisheriger Höhepunkt der schleichenden Wiederannäherung der arabischen
Staaten mit Syrien ist der Besuch des ägyptischen Außenministers Sameh
Shoukry in Damaskus am Montag. Assad persönlich empfing ihn am Flughafen.
Es ist eine für Assad symbolisch sehr wichtige Visite. Denn Ägypten ist das
Gastland der [1][Arabischen Liga], die Syrien wegen des brutalen Umgangs
des Regimes mit der Opposition seit dem Arabischen Frühling 2011
suspendiert hatte.Das Ziel der Reise sei in erster Linie humanitärer Natur,
es gehe darum, eine Solidaritätsbekundung des ägyptischen Volkes an das
syrische zu überbringen, erklärte Shoukry bei seiner Ankunft in Damaskus.
Nach seiner Stippvisite flog er weiter in die Türkei, um auch dort seine
Solidarität mit den Opfern des Erdbebens zu verkünden.
## Kairo schickte ein Bergungsteam in Regimegebiet
Bereits vor dem Besuch hatte der ägyptische Rote Halbmond Spenden für die
syrischen [2][Erdbebenopfer] gesammelt. Außerdem hatte Kairo ein
Bergungsteam geschickt – nicht in das von der syrischen Opposition
kontrollierte Erdbebengebiet im Nordwesten des Landes, das die meisten
Erdbebenopfer zu verzeichnen hatte. Stattdessen eilten sie zur
Unterstützung der Opfer ins Regimegebiet, in Kooperation mit dem syrischen
Roten Halbmond, der als Arm des Regimes fungiert.
Assad nutzt das Erdbeben, um erneut ein Teil des regionalen politischen
Netzwerks zu werden. Vor einer Woche besuchte er den Oman und traf zuvor
den Außenminister der [3][Vereinigten Arabischen Emirate] in Damaskus. Die
Golfstaaten schickten unverzüglich nach dem Beben Hilfslieferungen nach
Damaskus.
Damit wird ein Prozess der Normalisierung weitergeführt, der bereits zuvor
schleichend begonnen hatte: Die Emirate und Bahrain haben bereits
diplomatische Beziehungen zu Damaskus aufgenommen, wenngleich auf
kleinstmöglicher Flamme. Die Tore, durch die Assad in Richtung arabische
Welt marschieren kann, waren damit leicht geöffnet worden. Mit dem Besuch
des ägyptischen obersten Diplomaten in Damaskus diese Woche sind sie nun
weit aufgerissen.
Der größte Widersacher gegen die arabische Normalisierung mit Damaskus
bleibt Saudi-Arabien, das sich seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs
völlig von Assad abgewendet hatte, besonders aus tiefem Misstrauen vor der
politischen und militärischen Allianz des Assad-Regimes mit dem saudischen
[4][Erzrivalen Iran]. Ob auch Saudi-Arabien die syrischen Karten nun neu
mischt, bleibt unklar. Das Königreich bleibt Assads größter Stolperstein
auf dem Weg zurück in die Arme der Arabischen Liga.
## Neue Freunde, neben Russland und dem Iran
Die EU und die USA stehen der Normalisierung der Beziehungen mit Damaskus
unterdessen weiterhin entgegen. Sie fordern von Assad die Erfüllung der
UN-Sicherheitsratsresolution, die ein Ende des Bürgerkriegs und einen
politischen Übergang weg von der Autokratie Assads fordert.
Für das syrische Regime ist das Erdbeben die Plattform, neben seinen
bisherigen Alliierten Russland und dem Iran, nun auch wieder in der
gesamten arabischen Welt salonfähig zu werden. Geht die Rechnung auf, wird
es für Europa und die USA noch schwerer, durch die Isolation Assads doch
noch dessen Abgang zu erzwingen.
27 Feb 2023
## LINKS
[1] /Arabische-Liga/!5888966
[2] /Trauma-nach-dem-Erdbeben/!5917683
[3] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/syrien-vereinigte-arabische-emirate-…
[4] /Kritik-an-Baerbocks-Iran-Politik/!5915616
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
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