# taz.de -- Stickoxidbelastung in Madrid: Luft sauberer dank Fahrverboten | |
> Die Spanier machen es vor: Madrids Luft ist einer Studie zufolge deutlich | |
> weniger mit Stickstoffdioxid belastet, seit Fahrverbote für Autos gelten. | |
Bild: Ein Madrid, das im Smog verschwindet, wird immer seltener | |
MADRID taz Die Luftverschmutzung in Madrid hat deutlich abgenommen, seit | |
Autofahrverbote gelten. Das zeigt eine [1][Analyse der Kontamination im | |
April], die der Umweltverband Ecologistas en Acción diese Woche | |
veröffentlicht hat. Seit Ende November ist die Innenstadt im Rahmen des | |
Plans „Madrid Central“ großräumig für einen erheblichen Teil des | |
Autoverkehrs gesperrt. April war der erste Monat mit vergleichbaren Zahlen, | |
da das Wetter zuvor untypisch für die Jahreszeit gewesen war. | |
Im Herzen der Innenstadt ging die Belastung mit dem gesundheitsschädlichen | |
Stickstoffdioxid (NO2) um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. | |
So verzeichnete die Messstation auf der Plaza del Carmen mit 22 Mikrogramm | |
NO2 pro Kubikmeter Luft den niedrigsten Wert, der seit 2000 gemessen wurde. | |
Der EU-Grenzwert für NO2 beträgt 40 Mikrogramm. Auf dem Platz wurde bisher | |
immer eine der höchsten Luftverschmutzungen registriert. | |
Auch außerhalb des Stadtzentrums ging die Kontamination zurück – anders als | |
Gegner des neuen Verkehrskonzeptes befürchtet hatten. | |
Seit Ende November dürfen nur noch Anwohner, deren Besucher sowie Fahrzeuge | |
mit Sondergenehmigungen, weil ihre Halter etwa im Zentrum arbeiten, | |
unbeschränkt in die Innenstadt fahren. Nur noch Anwohner dürfen auf der | |
Straße parken. Absolutes Fahrverbot gilt für Fahrzeuge ohne Umweltplakette. | |
Das sind Benziner, die vor 2000, und Diesel, die vor 2006 zugelassen | |
wurden. Für Zulieferer sowie Taxen gibt es eine Übergangsfrist. Ausgenommen | |
vom Fahrverbot sind alle elektrisch oder mit Gas betriebenen Fahrzeuge | |
sowie die mit Hybridantrieb, mit dem sie mehr als 40 Kilometer elektrisch | |
unterwegs sein können. | |
## 24 Prozent weniger Verkehr auf der Gran Vía | |
Die zentral gelegene Gran Vía beispielsweise verzeichnete laut | |
Stadtverwaltung in den ersten fünf Monaten von „Madrid Central“ 24 Prozent | |
weniger Verkehr, die gesamte Innenstadt 8 Prozent und die Zufahrtsstrecken | |
3 Prozent. In den kommenden Monaten wird das Verkehrsaufkommen weiter | |
sinken. Denn erst seit Mitte April werden Verstöße gegen das Fahrverbot mit | |
Bußgeld bis zu 90 Euro geahndet. Kameras überwachen, wer in das Gebiet von | |
„Madrid Central“ hineinfährt. | |
„Dass jemand wie Ecologistas en Acción den Rückgang der Luftverschmutzung | |
bestätigt, ist sehr wichtig“, sagt Bürgermeisterin Manuela Carmena, die | |
seit 2015 mit einem linksalternativen Bündnis die Hauptstadt regiert. | |
„Madrid Central“ ist ihr Vorzeigeprojekt in Sachen Umwelt. Die Stadt | |
entging durch das neue Verkehrskonzept nur knapp einer Millionenstrafe aus | |
Brüssel. | |
Die Stadtverwaltung ging davon aus, dass die NO2-Belastung auf den 472 | |
Hektar der Innenstadt bis zu 40 Prozent sinken werde. Die jetzt gemessenen | |
Werte übertreffen damit die Erwartungen. Ecologistas en Acción und andere | |
Umweltverbände schätzen die Zahl derer, die bisher pro Jahr wegen der | |
Luftverschmutzung frühzeitig sterben, auf 2.000. | |
Ecologistas en Acción will sich mit dem Ergebnis nicht zufrieden geben. Die | |
Umweltschützer fordern, den Autoverkehr auch in anderen Stadtteilen | |
einzuschränken. Die Stadtverwaltung stellt dies in Aussicht. Allerdings | |
muss Carmena dazu erst einmal am 26. Mai wiedergewählt werden. Die rechte | |
Opposition versucht, die Kommunalwahlen zu einer Abstimmung über „Madrid | |
Central“ zu machen. Die Verkehrsberuhigung schade dem Einzelhandel und | |
diskriminiere die Menschen aus dem Umland, lauten ihre Argumente. | |
9 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ecologistasenaccion.org/?p=114930 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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