| # taz.de -- Stichwahl in Kroatien: Wahlblamage für die Regierung | |
| > Kroatiens Präsident Milanović wird mit 74 Prozent der Stimmen | |
| > wiedergewählt – eine krachende Niederlage für die konservative | |
| > Regierungspartei HDZ. | |
| Bild: Zoran und seine Frau Sanja Musić Milanović am 12. Januar in Zagreb | |
| Split taz | Mit 74 Prozent der Stimmen hat sich Kroatiens Präsident Zoran | |
| Milanović in der Stichwahl um das Präsidentenamt eine zweite Amtszeit | |
| gesichert. Der von den Sozialdemokraten unterstützte Amtsinhaber setzte | |
| sich am Sonntag klar gegen den von der [1][konservativen Regierungspartei | |
| HDZ] unterstützten Ex-Minister Dragan Primorac durch. Primorac kam nur auf | |
| knapp 26 Prozent, ein für die Regierung blamables Ergebnis. | |
| Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission am Sonntag mit | |
| knapp 44 Prozent traditionell niedrig – etwas weniger noch als [2][in der | |
| ersten Wahlrunde vor zwei Wochen], bei der Milanović seine Wiederwahl für | |
| eine zweite Amtszeit mit 49 Prozent knapp verpasste. | |
| Dass ein Sozialdemokrat in der jetzigen politischen Gemengelage in Europa | |
| einen derartigen Erdrutschsieg erreichen kann, muss angesichts des | |
| Rechtsrucks anderswo verwundern. Dem 58-jährigen Milanović, der von 2011 | |
| bis 2016 Regierungschef Kroatiens war, ist es offenbar gelungen, Stimmen | |
| auch aus dem konservativen Lager abzuschöpfen. | |
| Aber seinen Sieg als Linksruck zu charakterisieren, ist dennoch fraglich. | |
| Zwar hat er innenpolitisch den katholischen Forderungen nach einem | |
| Abtreibungsverbot widerstanden. An diesem Punkt ist er ein aufgeklärter | |
| Sozialdemokrat geblieben und hat sich gegen den klerikalen Strom gestellt. | |
| Erstaunlich in einem Land, in dem die Kirche eigentlich das Sagen hat. Aber | |
| die Korruption der regierenden HDZ-Partei war einfach zu offensichtlich, | |
| vor allem bei dem Skandal im November letzten Jahres. | |
| ## Große Schlappe für die konservative HDZ | |
| Außenpolitisch aber hat sich Milanović mit seiner Position zu Putin und dem | |
| russischen Angriff auf die Ukraine ins rechte Lager begeben. So hat er als | |
| Oberbefehlshaber der Armee kroatischen Offizieren verboten, im Rahmen der | |
| Nato an der Ausbildung von ukrainischen Soldaten teilzunehmen. Seine | |
| Argumente klingen nach AfD und [3][Wagenknecht-Diktion gegenüber dem | |
| russischen Angriff auf die Ukraine]. Erstaunlich für ein Land, das 1991 von | |
| Serbien angegriffen wurde und vier Jahre lang einen Verteidigungskrieg | |
| führen musste. | |
| „Danke, Kroatien!“, sagte Milanović bei seiner Wahlparty in einem | |
| Kulturzentrum in Zagreb. „Ich sehe diesen Sieg als Anerkennung meiner | |
| Arbeit in den vergangenen fünf Jahren und als Botschaft des kroatischen | |
| Volkes an diejenigen, die sie hören sollten“, fügte er mit Blick auf die | |
| konservative Regierung von Regierungschef Andrej Plenković hinzu. Denn für | |
| den außenpolitisch im Westen verankerten Regierungschef kommt die | |
| Wahlniederlage seines Parteifreundes Primorac einer schallenden Ohrfeige | |
| gleich. Plenković klang in einer ersten Stellungnahme fast beleidigt. | |
| Der ehemalige Bildungs- und Wissenschaftsminister Primorac, der nach | |
| 15-jähriger Abwesenheit in die Politik zurückkehrte, war in der ersten | |
| Wahlrunde auf 19 Prozent gekommen. Seine Niederlage in der Stichwahl ist | |
| nun eine weitere Schlappe für die HDZ von Ministerpräsident Plenković nach | |
| einem Korruptionsskandal im November. Primorac hatte Milanović im Wahlkampf | |
| wiederholt als „prorussische Marionette“ kritisiert und ihm vorgeworfen, | |
| Kroatiens Glaubwürdigkeit in der EU und Nato zu untergraben. | |
| Der Präsident hat in Kroatien vor allem repräsentative Aufgaben, ist aber | |
| auch Oberbefehlshaber der Armee und vertritt das Land auf internationaler | |
| Ebene. Das EU-Land Kroatien mit seinen 3,8 Millionen Einwohnern kämpft mit | |
| der derzeit höchsten Inflationsrate in der Eurozone sowie mit weit | |
| verbreiteter Korruption und einem Arbeitskräftemangel. So muss das Land, | |
| das viele Fachkräfte an die EU verloren hat, jetzt Gastarbeiter aus Asien | |
| und Afrika einstellen. | |
| 13 Jan 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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