Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Spanischer Nationalpark Doñana: „Er wird aussehen wie eine Wüst…
> Andalusiens konservative Regionalregierung will die Bewässerung von
> Plantagen am Nationalpark erlauben. Umweltschützer schlagen Alarm.
Bild: Noch gibt es Wasser im Nationalpark Doñana
Madrid taz | Sie schüttete vor laufenden Kameras einen Becher Sand auf dem
Parlamentsstuhl des andalusischen Ministerpräsidenten Juanma Moreno aus, um
klarzumachen, was dem spanischen [1][Nationalpark Doñana] droht. „So wird
Doñana aussehen – wie eine Wüste“, erklärte die linksalternative
Abgeordnete Maribel Mora ihre Aktion.
Der Grund: Das Parlament der südspanischen Region Andalusien ließ am
Mittwochnachmittag mit den Stimmen der regierenden konservativen Partido
Popular (PP) und der rechtsextremen Vox ein Gesetz zur Debatte zu, das die
Bewässerungslandwirtschaft rund um das Feuchtgebiet an der Mündung des
Guadalquivir in den Atlantik ausweiten wird. Dass das Gesetz in wenigen
Wochen endgültig verabschiedet wird, gilt bei den Mehrheitsverhältnissen im
andalusischen Regionalparlament als sicher.
Rund um das 122.000 Hektar große Feuchtgebiet Doñana werden vor allem
[2][Erdbeeren] für den europäischen Markt angebaut. 54.000 Hektar sind
Nationalpark. Die Lagunen dienen Zugvögeln als Rastplatz auf dem Weg von
Europa nach Afrika. Das neue Gesetz soll rund 1.500 Hektar Land, das bisher
als Trockenanbaugebiet gilt, in den Bewässerungsplan aufnehmen. 600
Familien sollen, so die Regionalregierung, von dieser Regelung profitieren.
Die Regionalregierung unter Juanma Moreno setzt sich damit über die
Warnungen vieler Wissenschaftler hinweg. Zudem ignoriert sie die Androhung
einer hohen Geldstrafe durch die Europäische Union. Die
UN-Sonderorganisation Unesco will zudem prüfen, ob der Nationalpark von der
Liste des Weltkulturerbes gestrichen wird. Moreno ist all das egal. Er
schaut vielmehr auf den 28. Mai. Denn dann sind in ganz Spanien
Kommunalwahlen. Die 80.000 Einwohner der Region Doñana leben hauptsächlich
vom Erdbeeranbau.
## 1.600 Erdbeerplantagen haben keine Genehmigung
Das neue Gesetz segnet eine unhaltbare Situation ab. Bereits jetzt werden
die fraglichen Flächen bewässert. Insgesamt sollen in den vergangenen
Jahrzehnten über 1.000 illegale Brunnen geschlagen worden sein. 1.600 der
über 11.000 Hektar großen Erdbeerplantagen haben keine ordentliche
Genehmigung.
Die Grundwasserschicht 27, in der Doñana liegt, ist durch die viel zu hohe
Ausbeutung wegen des Erdbeeranbaus bereits jetzt fünf bis sechs Meter
abgesunken. [3][Hinzu kommt die klimawandelbedingte Hitze und der Rückgang
der Niederschläge.]
Viele Lagunen füllen sich nur noch, wenn es – immer seltener – stark
regnet. Das restliche Jahr sind sie ausgetrocknet und versanden. „Das
Ökosystem Doñana befindet sich in einem kritischen Zustand“, erklären die
Forscher der biologischen Station im Nationalpark. Sie gehen davon aus,
dass Doñana bereits in wenigen Jahren zu einer südeuropäischen
Buschlandschaft werden könnte, falls das Gesetz endgültig verabschiedet
wird.
Laut Ministerpräsident Moreno ist dies völlig überzogen. Das Wasser für die
neuen Flächen werde nicht aus Tiefbrunnen kommen, sondern aus Flüssen in
anderen Teilen Südspaniens per Pipeline herbeigeschafft werden.
Einziger Defekt: Diese Pipelines existieren nicht. Die Regierung in Madrid
hat bereits angekündigt, vors Verfassungsgericht ziehen zu wollen. Ihr
Argument: Schutz und Nutzung von Grundwasserschichten und Flüssen falle in
die Zuständigkeit der Zentralregierung – und nicht in die der Regionen.
13 Apr 2023
## LINKS
[1] /WWF-entdeckt-Gesetzentwurf/!5823471
[2] /Anbau-von-Zitrusfruechten-und-Mandeln/!5793108
[3] /Wassermangel-in-Europa/!5868757
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Spanien
Nationalparks
Trinkwasser
Grundwasser
GNS
Schwerpunkt Klimawandel
Grundwasser
Konservative
Spanien
Spanien
Andalusien
Landwirtschaft
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hitzewelle in Spanien: Sommer im Januar
Bis zu 30 Grad in den Mittelmeerstädten Valencia, Murcia und Málaga:
Spanien leidet unter einer klimawandelbedingten Hitzeperiode.
Wasserverbrauch in Rheinland-Pfalz: Viel Grundwasser für Konzerne
Allein in Rheinland-Pfalz fördern Chemie- und Stahlindustrie sowie
Getränkehersteller Milliarden Liter Wasser. Manche Stadtwerke bangen um
Quellen.
Spanien vor entscheidenden Wahlen: Offen nach ganz rechts
Spaniens Konservative haben keine Hemmungen, mit Rechtsextremen wie der VOX
zu kooperieren. Aber das überrascht nicht, schaut man auf ihre Geschichte.
Ungewöhnlich hohe Temperaturen in Spanien: Gegen den Hitzetod
In Spanien ist das Arbeiten im Freien bei Hitzewellen künftig untersagt.
Für die wasserintensive Landwirtschaft sind Hilfen in Milliardenhöhe
geplant.
Umweltaktivist über Erdbeeranbau in Spanien: „Eine Katastrophe für ganz Eur…
Die Erdbeerplantagen rund um den Nationalpark Doñana schaden der Umwelt,
sagt Juan Romero. Er empfiehlt Bio-Ware.
Wassermangel in Europa: Es gibt keinen Reis, Baby
Die Auswirkungen der Dürre sind in ganz Europa zu spüren. Der Wassermangel
ist aber oft auch einer maroden Infrastruktur geschuldet.
WWF entdeckt Gesetzentwurf: Amnestie für Raubbau
Andalusien ist ein Paradies für illegale Erdbeerplantagen. Statt
einzugreifen, bastelt die Regionalregierung lieber an der Legalisierung.
Anbau von Zitrusfrüchten und Mandeln: Für unser Obst trocknet Spanien aus
Bewässerung von Zitrusfrüchten und Mandeln für Deutschland kostet im
Ausland viel Wasser. Der WWF fordert, heimische Alternativen zu fördern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.