| # taz.de -- Siedlungspolitik im Westjordanland: Kein Land als Verhandlungsmasse… | |
| > Die Grenzüberschreitung im Westjordanland ist die skandalöse Norm von | |
| > Netanjahus Politik. Dabei schrumpft der Raum für Palästina stetig weiter. | |
| Bild: Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich gibt eine Pressekonferenz… | |
| Die israelische Regierung will einen Palästinenserstaat unmöglich machen – | |
| und Europa muss härtere Konsequenzen ziehen. Der Weg zum Frieden zwischen | |
| Israelis und Palästinensern ist schwer zu finden, der [1][Pfad weg davon] | |
| ist offensichtlich. | |
| Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich hat in diesen Tagen einen | |
| großen Schritt in die falsche Richtung getan. Er werde die „Idee eines | |
| palästinensischen Staates endgültig zunichtemachen“, erklärte Smotrich bei | |
| einer Pressekonferenz. Die geplante E1-Siedlung bei Jerusalem würde das | |
| palästinensische Westjordanland teilen. | |
| Wundern dürfte das niemanden: Smotrich ist als Fanatiker bekannt, ebenso | |
| die Tatsache, dass unter seiner Amtsführung die Gewalt im Westjordanland | |
| ein nie gesehenes Ausmaß erreicht hat. Als de facto-Gouverneur des | |
| [2][Westjordanlandes hat er die Grenzüberschreitung] zur Norm gemacht. | |
| Regierungschef Benjamin Netanjahu und sein Kabinett tragen diese Politik | |
| mit. | |
| [3][Neu ist es jedoch keineswegs]. Israel besetzte 1967 Ost-Jerusalem und | |
| das Westjordanland. Heute leben in rund 170 Siedlungen und vielen | |
| Außenposten etwa 700.000 Menschen. All diesen Siedlungen ist gemein, dass | |
| sie von rechten wie linken Regierungen anerkannt wurden – und dass kaum | |
| eine dieser Regierungen für diese Völkerrechtsverstöße Konsequenzen | |
| erfahren hat. | |
| Dabei war sehr früh auch die Frage relevant, wie mit Siedlungen noch ein | |
| palästinensischer Staat zu machen sei. Die scheinbare Ausweglosigkeit von | |
| heute ist auch die [4][Folge jahrzehntelangen Mahnens ohne Folgen]. | |
| ## Siedler-Ideologie erreicht Mitte der Gesellschaft | |
| Die Suche nach Lösungen muss weitergehen, doch dafür braucht es einen | |
| klaren Blick auf das, was ist: Wo Politiker wie der einstige | |
| Ministerpräsident Jitzhak Rabin noch Land als Verhandlungsmasse für Frieden | |
| sahen, hat Netanjahu damit schon weit vor dem Hamas-Massaker am 7. Oktober | |
| 2023 gebrochen. | |
| Wer also sollte E1 wieder räumen, wenn darin künftig die Voraussetzung für | |
| eine Rückkehr zu Gesprächen bestünde? Die Siedler-Ideologie ist in die | |
| Mitte der israelischen Gesellschaft vorgedrungen. Laut Umfragen hält | |
| mittlerweile eine Mehrheit der Israelis Siedlungen im Westjordanland für | |
| gut für die Sicherheit. | |
| Mit anderen Worten, eine Siedlung, die einmal gebaut ist, dürfte auf | |
| israelischer Seite so schnell niemand mehr räumen. Wer vor [5][dieser | |
| Tatsache] die Augen verschließt, trägt zum Problem bei. | |
| Gegner der Regierung Netanjahu in Israel fordern seit Langem: „Rettet uns | |
| vor uns selbst.“ Der [6][Werkzeugkasten für Sanktionen] ist dabei groß: | |
| Maßnahmen gegen Einzelpersonen, Divestment und Co. Entscheidend ist, dass | |
| es jene trifft, die Entrechtung predigen und jene unterstützt, die für | |
| Lösungen eintreten. | |
| Dass solche Maßnahmen durchdringen können, zeigt der [7][Fall Simcha | |
| Rothmann]. Als Australien dem rechtsextremen Politiker die Einreise | |
| verweigerte, weil dieser „Hass und Zwietracht“ säe, gab es in Israel einen | |
| Aufschrei. Ähnliche Maßnahmen gegen Smotrich und andere Extremisten, die | |
| einen palästinensischen Staat unmöglich machen wollen, sollten sich daran | |
| orientieren. | |
| 22 Aug 2025 | |
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| [7] https://www.theguardian.com/world/2025/aug/18/far-right-israeli-politician-… | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Wellisch | |
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