# taz.de -- Israelische Regierungspolitik: Die Gaza-Besetzung wäre ein histori… | |
> Die Besetzung des Gaza-Streifens ist die konsequente Folge israelischer | |
> Regierungspolitik. Sie ist ein Schritt auf dem Weg zur israelischen | |
> Dominanz. | |
Bild: Protest für einen Waffenstillstand in Gaza und die Rückkehr israelische… | |
[1][Israel wird den Gazastreifen besetzen] – das hat das Kabinett am | |
Freitagmorgen entschieden. Auch wenn die Minister der Forderung von | |
Regierungschef Benjamin Netanjahu nach einer vollständigen Besetzung nicht | |
ganz nachkommen, sondern sich mit der Einnahme von Gaza-Stadt für ein | |
Vorgehen in Etappen entscheiden: Die Richtung ist klar. Doch die | |
Entscheidung ist ein historischer Fehler. Sie wirft Israel mit der | |
Übernahme der Kontrolle über die zwei Millionen Palästinenser in Gaza in | |
eine Zeit vor dem Oslo-Friedensprozess zurück und basiert weniger auf | |
militärischer Notwendigkeit als auf politischem Kalkül und ideologischem | |
Starrsinn. | |
Militärisch sind die Erfolgsaussichten mau. Das sagen nicht nur Israels | |
Sicherheitsbehörden, es zeigt sich auch an der Bilanz von eindreiviertel | |
Jahren Krieg. Nur eine Handvoll Geiseln konnte lebend durch Armeeeinsätze | |
befreit werden, die Mehrheit kam durch Verhandlungen frei. Die Hamas, | |
obgleich geschwächt, ist nicht besiegt. | |
Die Liste der Gefahren ist hingegen ellenlang. Zuallererst wird die | |
Eskalation das Leid der zwei Millionen Menschen in Gaza noch verschärfen. | |
Sie wird die ohnehin an einem Kipppunkt angelangten internationalen | |
Beziehungen Israels zu seinen Verbündeten weiterhin belasten. Sie gefährdet | |
das Leben der rund 20 noch lebenden Geiseln und spaltet die israelische | |
Gesellschaft, in der viele den Sinn des Krieges nicht mehr sehen. | |
Nicht zuletzt ist fraglich, ob Israel eine Besetzung in Gaza überhaupt | |
umsetzen kann: Die Armee wird schon jetzt an zu vielen Fronten eingesetzt, | |
neben Gaza auch in Syrien, im Libanon, [2][im Westjordanland]. Die Zahl der | |
Rückmeldungen unter Reservisten sinkt. In letzter Zeit gab es vermehrt | |
Berichte über Suizide von Soldaten nach Einsätzen in Gaza. | |
Es ist kein Geheimnis, warum messianische Siedler wie Finanzminister | |
Bezalel Smotrich für eine Besatzung sind: Für sie ist das ein Schritt auf | |
dem Weg zur jüdischen Besiedlung von Gaza. Der Widerstand der | |
Palästinenser, die Gewalt, der Konflikt sind für sie keine Probleme, | |
sondern der Treibstoff für ihr Projekt, die Grenzen Israels zu verschieben | |
und das Land in eine religiöse Autokratie umzubauen. | |
Doch auch Netanjahu ist nicht nur ein von seinen Koalitionskollegen | |
getriebener Opportunist. Ja, der endlose Krieg ist für ihn auch eine | |
Überlebensstrategie. Doch die Ablehnung einer [3][Zweistaatenlösung] und | |
die Schwächung der Palästinensischen Autonomiebehörde sind eine Konstante | |
in seinen politischen Überzeugungen. Die Besatzung von Gaza und die spätere | |
Übergabe an „arabische Kräfte“ machen für ihn politisch und ideologisch | |
Sinn. | |
Ein Weg aus der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern aber ist sie | |
nicht, im Gegenteil. Sie ist ein planloses Unterfangen ohne Exitstrategie. | |
Der Sicherheit Israels dürfte sie eher schaden, denn die kann langfristig | |
nur durch politische Lösungen erreicht werden. Dafür braucht es | |
Perspektiven und die Aussicht auf ein friedliches und selbstbestimmtes | |
Leben für Palästinenser wie für Israelis. | |
8 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Felix Wellisch | |
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