# taz.de -- Schwules Museum hat Umzugspläne: Neues Haus in Kreuzberg gesucht | |
> Im Tiergarten werden die Räume für das Museum zu eng. Die Grünen in | |
> Kreuzberg wünschen sich die Rückkehr in ihren Bezirk. | |
Bild: Bilder aus der aktuellen Ausstellung „Amos Badertscher – The Souls Ar… | |
BERLIN taz | Das [1][Schwule Museum] (SMU) ist ein Berliner Aushängeschild | |
mit langer Tradition. Ein Aushängeschild, das die Kreuzberger Grünen gerne | |
wieder in ihrem Bezirk hätten. Am Donnerstag werden sie im Bezirksparlament | |
(BVV) um die „umfassende“ Unterstützung der Pläne des Museums werben, nach | |
„Kreuzberg zurückzukehren und hier einen neuen Museumsbau zu errichten“. | |
„Bei der Finanzierung ist vor allem der Senat gefragt“, sagte der grüne | |
Vorsitzende des BVV-Kulturausschusses, Werner Heck, am Mittwoch der taz, | |
„aber wir wollen, dass im Bezirk ämterübergreifend an der Rückkehr | |
gearbeitet werden kann.“ Heck erzählt, dass er es persönlich sehr bedauert | |
habe, als das Museum 2013, nach 25 Jahren seines Bestehens in Kreuzberg, in | |
den Tiergarten hatte umziehen müssen. | |
Doch nun werde auch der Standort in der Lützowstraße 73 prekär, erklärt | |
Birgit Bosold vom Vorstand des SMU der taz. Zum einen reiche der Platz dort | |
kaum mehr aus für die wachsenden Archive des Museums, zum anderen sorge man | |
sich darum, dass die Einrichtung sich nach Ende des bestehenden | |
Mietvertrages 2023 die Miete nicht mehr leisten könne. Ziel eines Neubaus | |
sei, das Museum endgültig der Gentrifizierung zu entziehen. „Viele der | |
Flächen, die wir uns für einen Neubau angeschaut haben, liegen zufällig in | |
Kreuzberg“, sagt Bosold, „wir haben dort eine lange Geschichte als Museum.�… | |
Zehn bis fünfzehn Grundstücke hätte man in einer vom Senat geförderten | |
Machbarkeitsstudie erfasst, so Bosold, „durchaus mit einem gewissen Fokus | |
auf das Grundstück neben dem alten taz-Gebäude.“ Dort, in der | |
Rudi-Dutschke-Straße, sollte das SMU ursprünglich als Teil des Projekts | |
Elberskirchen-Hirschfeld-Haus (E2H) der Initiative Queer Nations auf einer | |
bezirkseigenen Fläche einen Platz erhalten. Archive, Museen und | |
Bildungsträger aus dem queeren Spektrum, die bisher auf die Stadt verteilt | |
sind, sollten dort an einem zentralen Ort versammelt werden. Federführend | |
für das Projekt ist Jan Feddersen, Vorstandsmitglied von Queer Nations und | |
Teil der taz-Redaktion. | |
## In Kreuzberg sind die Flächen knapp | |
Die neuen Pläne aber entwickeln sich unabhängig vom E2H. „Wir haben uns | |
schon 2017 offiziell aus dem E2H-Projekt zurückgezogen“, erklärt Bosold, | |
die 2006 als erste weibliche Vorständin des SMU gewählt wurde und seitdem | |
die queerfeministische Öffnung des Museums vorantreibt. „Wir hätten nichts | |
gegen eine räumliche Nähe zu den anderen Archiven. Aber gerade nach den | |
jüngsten transfeindlichen Vorfällen bei der Initiative Queer Nations wollen | |
wir nicht zusammenarbeiten.“ Ob er die Nähe des SMU zum geplanten | |
Elberskirchen-[2][Hirschfeld-Haus] favorisieren würde, will | |
Friedrichshain-Kreuzbergs grüner Baustadtrat Florian Schmidt auf | |
taz-Nachfrage nicht sagen. In der Vergangenheit hat er die E2H-Pläne als | |
„kreuzberg-kiezisch-metropolitan-weltoffene Mischung“ begrüßt. | |
„Die Rückkehr des Schwulen Museums nach Kreuzberg wäre eine tolle Sache“, | |
schreibt Schmidt nun der taz. „Das Grundproblem unseres stark verdichteten | |
Bezirks ist die Flächenknappheit. Daher braucht es intelligente Lösungen.“ | |
Die SPD-Fraktion in der Friedrichshain-Kreuberger BVV signalisierte der taz | |
gegenüber die Unterstützung des grünen Antrags am Donnerstag. Die | |
Fraktionen der Linken und der CDU waren, wie auch der zuständige | |
Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke), vor Redaktionsschluss nicht zu | |
erreichen. Nach dem SMU gefragt, sagte Lederer der Siegessäule: „Mein Ziel | |
ist es, die kulturelle Infrastruktur dieser Stadt zu sichern und zu | |
stabilisieren – gerade unter den Bedingungen der Coronakrise.“ Zum Projekt | |
E2H meinte er: „So ein Projekt kann nur gelingen, wenn es in der Community | |
den breiten Willen gibt, [3][es gemeinsam zu gestalten], und da mache ich | |
mir leider zurzeit große Sorgen.“ | |
17 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Hunglinger | |
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