| # taz.de -- Rückzug des CDU-Abgeordneten Pfeiffer: Die Union braucht neue Ener… | |
| > Nach Nebentätigkeits-Affären müssen sich CDU und CSU in der | |
| > Energiepolitik neu aufstellen. Dem Klimaschutz kann das nützen. | |
| Bild: Bald könnte Bewegung in die EEG-Reform kommen. Windräder in Dagebüll, … | |
| Die Affären rund um die Nebenbeschäftigungen von Abgeordneten in der | |
| CDU/CSU-Bundestasgsfraktion könnten zumindest einen positiven Aspekt haben: | |
| Die Verhandlungen über die Details der Energiewende könnten wieder in | |
| Schwung kommen. „Nach dem Rückzug von Joachim Pfeiffer hoffe ich auf eine | |
| neue Dynamik in unseren Verhandlungen“, sagte der SPD-Vizefraktionschef | |
| Matthias Miersch am Montag der taz. | |
| Weil Pfeiffer als Sprecher der Unionsfraktion für Energie und Wirtschaft | |
| die Gespräche über neue Ausbauziele bei Erneuerbaren, Genehmigungsrecht für | |
| Windausbau an Land und eine Reform des EEG „über die letzten Monate sehr | |
| restriktiv“ verfolgt habe, gebe es jetzt die Chance für „neuen Schwung“,… | |
| Miersch. | |
| Die Verhandlungen sollten eigentlich bereits im März abgeschlossen werden. | |
| Die SPD hatte sich zuletzt aber geweigert weiterzuverhandeln, solange der | |
| CDU-Abgeordnete Joachim Pfeiffer keine Transparenz über seine | |
| Nebeneinkünfte herstellt. Auch inhaltlich seien SPD und Union zwar „an | |
| vielen Stellen noch weit auseinander“. Aber man werde „alles tun, um noch | |
| eine Einigung zu erreichen“, sagte Miersch. Der Bundestag hat bis zur | |
| Sommerpause noch sechs Sitzungswochen, „da ist noch alles möglich“. | |
| Vor allem wohl auch durch eine Neuordnung in der Unionsfraktion. Denn da | |
| sind gleich zwei Bremser der Erneuerbaren von ihren Posten verschwunden. | |
| Joachim Pfeiffer hatte am Samstag seinen Posten als wirtschafts- und | |
| energiepolitischer Sprecher der Unionsfraktion aufgegeben und seine | |
| Kandidatur für den nächsten Bundestag zurückgezogen. | |
| Als Grund nannte er neben den neuen Transparenzregeln der Fraktion, die er | |
| ernsthaft als „Beschränkung meiner Unabhängigkeit als | |
| Bundestagsabgeordneter“ bezeichnet hat, einen „gezielten Hackerangriff“. | |
| Laut der [1][Welt am Sonntag] war davon Pfeiffers Steuerberater betroffen; | |
| bei ihm soll der Zahlungsverkehr von Pfeiffers Firmen abgegriffen worden | |
| und zeitweise „in den Grauzonen des Internets“ zu finden gewesen sein. | |
| ## Offene Fragen zum Hacker-Angriff | |
| Was dahinter steckt, ist offen. Ein Zusammenhang zu einer Phishing-Attacke | |
| der Gruppe „Ghostwriter“, über den die Zeitung spekuliert hat, wird in | |
| Sicherheitskreisen nach taz-Informationen nicht gesehen. Veröffentlicht | |
| wurden entsprechende Finanzdaten bisher nirgends. Nachfragen zum Vorgang | |
| beantworte Pfeiffer ebenso wenig wie die Frage, warum ein solcher | |
| Hackerangriff ein Rücktrittsgrund sein sollte. Denkbar ist, dass die | |
| Finanzdaten einen engen Zusammenhang zwischen Auftraggebern von Pfeiffers | |
| Consulting-Firmen und seinen politischen Entscheidungen nahelegen. | |
| Nachfragen der taz zu seinen Kunden, etwa ob diese aus dem Energiesektor | |
| stammen, [2][hatte Pfeiffer in der Vergangenheit nicht beantwortet]. | |
| Wer auf Pfeiffer als energiepolitischer Sprecher der Fraktion folgt, war am | |
| Montag noch offen. Damit sind derzeit zwei Posten in der Verhandlungsgruppe | |
| vakant: [3][Vor Pfeiffer hatte sich bereits der Unions-Fraktionsvize Georg | |
| Nüßlein (CSU) zurückgezogen.] Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft | |
| aufgrund von Provisionszahlungen im Zusammenhang mit Maskenlieferungen | |
| wegen. Der Abgeordnete, der die Vorwürfe bestreitet, hat daraufhin die | |
| Unionsfraktion verlassen. Auf den Posten von Nüßlein, der ebenfalls der | |
| Energiewende kritisch gegenüberstand, bewirbt sich nun unter anderem seine | |
| Fraktionskollegin Anja Weisgerber – als Sprecherin für Klimapolitik ist sie | |
| diesen Themen deulich gnädiger gestimmt als Nüßlein. | |
| Und noch ein dritter Energiewende-Bremser in der Union steht unter Druck: | |
| Thomas Bareiß, langjähriger CDU-Abgeordneter aus Baden-Württemberg und | |
| derzeit Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium | |
| von Peter Altmaier, ist in den letzten Jahren insgesamt sechsmal ins | |
| autokratisch regierte Aserbaidschan gereist, [4][wie zuerst das | |
| Onlinemagazin Vice berichtet hatte]. Zwei dieser Reisen fanden offiziell im | |
| Auftrag des Wirtschaftsministeriums statt. Zu den früheren Reisen hatte er | |
| Fragen zur Finanzierung zunächst nicht beantwortet. | |
| Am Montag erklärte Bareiß auf taz-Anfrage, im Jahr 2007 sei die | |
| Unionsfraktion für die Reisekosten aufgekommen, 2010 der Bundestag. Im Jahr | |
| 2012 wurde der Abgeordnete dagegen von der „Gesellschaft zur Förderung der | |
| deutsch-aserbaidschanischen Beziehungen“ eingeladen. Gegen dessen Gründer, | |
| Eduard Lintner, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Korruption, nachdem | |
| er hohe Zahlungen aus Aserbaidschan erhalten und an Politiker*innen | |
| weitergeleitet haben soll. Aus heutiger Sicht sieht Bareiß diese | |
| Finanzierung kritisch. „Wären mir die später öffentlich gewordenen Vorwür… | |
| bereits bekannt gewesen, hätte ich mich damals sicher anders entschieden“, | |
| erklärte er. | |
| 12 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus230111555/Hackerangriff-Ganz-kl… | |
| [2] /Nebentaetigkeiten-von-Joachim-Pfeiffer/!5759637 | |
| [3] /Korruptionsaffaere-um-Schutzmasken/!5756311 | |
| [4] https://www.vice.com/de/article/akd5ne/aserbaidschan-affare-die-abenteuerli… | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
| Bernhard Pötter | |
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