| # taz.de -- Rückschlag für die Energiewende: Trickserei beim Terawatt | |
| > Katherina Reiche bremst die Erneuerbaren aus, indem sie mit weniger | |
| > jährlichem Bedarf an Strom rechnet. Diese Pfuscherei hat gravierende | |
| > Folgen. | |
| Bild: Katherina Reiche: moderat im Ton und hart in der Sache. Sie bremst den Au… | |
| Die Bundesregierung legt für die Energiewende den Rückwärtsgang ein – und | |
| es heuchle niemand der heute Verantwortlichen in einigen Jahren, die | |
| desaströsen Folgen habe er oder sie nicht voraussehen können. | |
| Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat bei der Vorstellung eines | |
| Gutachtens zum Stand der Energiewende ihre Pläne für angeblich nötige | |
| „Kurskorrekturen“ vorgestellt. | |
| [1][Die Christdemokratin gibt sich moderat], aber tatsächlich holzt sie | |
| brutal. Am Ziel, dass bis 2030 rund 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren | |
| stammen soll, hält sie formal fest. Aber sie ändert die | |
| Berechnungsgrundlage. Statt von einem jährlichen Bedarf von 750 | |
| Terawattstunden geht sie von 600 oder etwas mehr aus. Das hat | |
| [2][drastische Konsequenzen]. | |
| Schätzungen aus der Energiebranche zufolge geht damit der zurzeit | |
| vorgesehene Ausbau der Erneuerbaren um bis zu 25 Prozent zurück. Das heißt: | |
| Viele Milliarden Euro werden nicht investiert, weil Geldgeber sich andere | |
| Projekte suchen; wichtige Wachstumsimpulse gerade in strukturschwachen | |
| Regionen bleiben aus. Die Kapazitäten, die bis 2030 nicht gebaut werden, | |
| [3][fehlen in den Jahren danach]. | |
| Die Strompreise werden nicht sinken, sondern steigen. Reiche will angeblich | |
| am Ziel „Klimaneutralität bis 2045“ festhalten. Doch sie gefährdet das, | |
| weil sie stark auf fossiles Gas setzt. Die Förderung [4][der Erneuerbaren | |
| will sie so weit wie möglich herunterfahren]. | |
| Das ist nicht nur [5][klimapolitisch ein Irrweg]. Frappierend ist, wie | |
| wenig die Ministerin aus den Fehlern der Vergangenheit lernt. Frühere | |
| CDU-geführte Regierungen haben Deutschland von russischem Gas abhängig | |
| gemacht. Die Entwöhnung nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war sehr | |
| teuer, bis heute hat sich die deutsche Wirtschaft von den Preisschocks | |
| nicht erholt. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien war und bleibt | |
| die richtige Antwort darauf. | |
| Doch Reiche und Kanzler Friedrich Merz, der seiner Ministerin den Rücken | |
| stärkt, stellen das infrage. Ihre ganze Rhetorik ist darauf ausgerichtet, | |
| die Energiewende als zu teuer und zu unsicher in Grund und Boden zu reden. | |
| Das ist falsch, die Energiewende ist eine Erfolgsgeschichte. | |
| Das sagt auch das von Reiche selbst in Auftrag gegebene Gutachten. Trotzdem | |
| spannen Reiche und Merz einen diskursiven Rahmen, in dem das [6][Ausbremsen | |
| des Ausbaus] als notwendig erscheinen soll – und das Festhalten an Gas als | |
| richtig. So wird die einstige Abhängigkeit von russischem Gas durch die von | |
| US-amerikanischem Frackinggas ersetzt. Das gäbe US-Präsident Donald Trump | |
| weiteres Erpressungspotenzial in die Hand. | |
| Reiche kann ihre Pläne nur mit vielen Gesetzesnovellen umsetzen. Das | |
| Parlament könnte die Demolierung der Energiewende also noch aufhalten. In | |
| der CDU gibt es durchaus versierte Fachleute, die genau wissen, wie | |
| [7][fatal Reiches Vorhaben] ist. Sie müssten sich nur endlich Gehör | |
| verschaffen. Das gilt erst recht für die SPD. Will Klimaminister Carsten | |
| Schneider (SPD) ernst genommen werden, muss er Reiche Paroli bieten. Doch | |
| danach sieht es leider nicht aus. | |
| 20 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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