# taz.de -- Regierungswechsel im Kosovo: Das Ende der Kriegskoalition | |
> Das Kosovo bekommt eine neue Regierung, die mit Korruption und | |
> Misswirtschaft brechen will. Die UCK-Nachfolgeparteien verlieren die | |
> Macht. | |
Bild: Will den Wandel anführen: Albin Kurti | |
Eine neue Ära beginnt – das verkünden Wahlsieger:innen ja gerne | |
reflexartig. Im Fall des Kosovo bedeutet die nun abgeschlossene | |
Regierungsbildung aber tatsächlich einen Neuanfang. Dafür stehen vor allem | |
Albin Kurti, der als Student:innenführer und Querkopf die Unabhängigkeit | |
des Kosovo vorantrieb, und Vjosa Osmani, die erste Spitzenkandidatin einer | |
kosovarischen Partei überhaupt. Ihre Parteien Vetëvendosje und | |
Demokratische Liga Kosovos (LDK) haben vier Monate [1][nach der | |
Parlamentswahl] ihre Koalitionsvereinbarung präsentiert und sie vom | |
Parlament absegnen lassen. | |
Die Kosovar:innen haben diesen Moment heiß herbeigesehnt. Sie können es | |
kaum erwarten, bis ihr Neuanfang endlich beginnt. Ein Neuanfang auch | |
deshalb, weil die neue Regierung die bisherige Machtelite, die sogenannte | |
Kriegskoalition ablösen wird – bestehend aus jenen Parteien, die nach | |
Kriegsende 1999 aus der paramilitärischen Befreiungsorganisation UÇK | |
hervorgegangen sind und die Kosovo seit der Unabhängigkeit 2008 regiert | |
hatten. Sie ritten das vom Krieg gebeutelte Land noch tiefer in Korruption | |
und Misswirtschaft. Kurti und Osmani haben genau diesen Machenschaften den | |
Kampf angesagt. | |
Fast wäre ihre gemeinsame Regierung jedoch gescheitert; nicht an den | |
Inhalten, aber an der Vergabe von Posten. In der Vergangenheit waren die | |
relevanten Ämter meist schon vergeben, bevor die Gespräche zur | |
Regierungsbildung überhaupt begonnen hatten. Dass es diesmal anders lief | |
und die Verhandlungen ganze 120 Tage andauerten, zeigt, dass etwas | |
grundlegend anders gelaufen ist als in den Jahren zuvor. | |
Dass die beiden Lager es geschafft haben, in letzter Minute ihre | |
Eitelkeiten beiseitezuschieben, die Postenvergabe hintanzustellen und | |
Neuwahlen zu verhindern, zeigt, dass es der neuen Regierung tatsächlich | |
ernst ist mit dem Neuanfang. Den hat das kleine, noch junge Land auch | |
bitter nötig: Die Jugendarbeitslosenquote liegt bei 50 Prozent, Menschen | |
wandern in Massen aus, und noch immer haben nicht alle Staaten – | |
insbesondere Serbien – die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt. | |
4 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jana Lapper | |
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