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# taz.de -- Rechter Terror in Niedersachsen: Anschlag auf Aktivistin
> Zwei Rechtsextremisten sollen versucht haben, die Wohnung einer
> Nazigegnerin in Einbeck zu sprengen. Dabei verletzte sich einer der Täter
> schwer.
Bild: Stießen auf über Tausend Gegendemonstranten: 28 Nazis in Einbeck im Sep…
Göttingen taz | Zwei Rechtsextremisten haben im niedersächsischen Einbeck
einen Sprengstoffanschlag auf die Wohnung einer linken Aktivistin verübt.
Weil ein Sprengsatz offenbar vorzeitig explodierte, verletzte sich ein
Täter schwer an der Hand. An der Wohnung entstand erheblicher Sachschaden.
„Die Sprengwirkung war so stark, dass Trümmer des Briefkastens mehrere
Meter weit in den Wohnbereich geschleudert wurden“, sagte der Göttinger
Rechtsanwalt Rasmus Kahlen, der die Betroffene vertritt. Das Ausmaß der
angerichteten Zerstörung zeige, wie gefährlich der Sprengsatz gewesen sei:
„Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn sich ein Mensch hinter
der Tür befunden hätte.“
Die Tat ereignete sich gegen 3.50 Uhr am frühen Mittwochmorgen. Weil vom
Tatort nach Angaben der Göttinger Staatsanwaltschaft eine Blutspur zu einem
nahegelegenen Wohnhaus führte, wurde einer der Verdächtigen schnell
identifiziert. Der 26-Jährige hatte eine Hand verbunden, als die Polizei
eintraf. Er ist in der Einbecker Neonazi-Szene aktiv. Der zweite
mutmaßliche Täter wohnt in derselben Wohnung.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte am Donnerstag,
beide Männer seien vorläufig festgenommen worden. Bei der anschließenden
Durchsuchung der Wohnung seien auch Waffen beschlagnahmt worden. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Herbeiführung einer
Sprengstoffexplosion, wie deren Sprecher Frank-Michael Laue auf Anfrage
mitteilte. Rechtsanwalt Kahlen prüft überdies auch weitere rechtliche
Schritte gegen die Täter wie eine Nebenklage oder Schadensersatzforderungen
wegen der Zerstörungen in der Wohnung.
## Rechte Drohungen sind an der Tagesordnung
Nach Angaben von Kahlen engagiert sich die betroffene Frau sowohl bei der
Initiative „Seebrücke“ als auch gegen die Einbecker Neonazi-Szene. Sie sei
bereits in der Vergangenheit [1][von Rechtsextremisten bedroht] worden.
Frühere Drohungen gegen die Betroffene bestätigt auch Silke Doepner von der
Beratungsstelle Rechtsextremismus-Prävention in der nahen Kreisstadt
Northeim: „Die Frau war deswegen vor zwei Monaten bei mir.“
Doepner weiß zudem von mindestens zehn anderen Fällen in jüngster Zeit, bei
denen linke Aktivisten aus Einbeck von Nazis bedroht wurden. Meistens sei
das auf der Straße geschehen, mit Sprüchen wie „Wir kennen dich“ oder „…
wissen, wo du wohnst“. Das Bündnis „Einbeck ist bunt“ habe eine Drohung …
Facebook erhalten. Für Doepner war dabei „keine Frage, dass den Drohungen
irgendwann auch Taten folgen würden“. Die Neonazis müssten schließlich in
ihrer Szene beweisen, dass es nicht beim Sprücheklopfen bleibe, sagt sie.
Das „Offene Antifaschistische Treffen Einbeck“ (OATE) erklärte am
Donnerstag: „Wir haben schon lange vor der eskalierenden rechten Gewalt
gewarnt, niemand hat uns ernst genommen in dieser Stadt. Die Cops nicht,
die Stadtverwaltung nicht und viele Bürger*innen leider auch nicht. Sie
stellen es als ein Aufschaukeln von rechts und links dar.“ Die Gewalt habe
nun [2][ein neues Level] erreicht.
Einbeck gilt seit längerem als eine Hochburg von Neonazis, die
rechtsextreme „Kameradschaft Einbeck“ und die Partei „Die Rechte“ sind …
der Kleinstadt im Süden Niedersachsens aktiv. Im vergangenen November
hatten Einbecker Rechtsextremisten bei einer Führung durch die
KZ-Gedenkstätte Moringen das Personal provoziert. [3][Anschließend
posierten sie mit nach oben gerichteten Daumen vor der Gedenkstätte.] Die
für das Foto geöffneten Jacken gaben den Blick frei, auf T-Shirts mit dem
Schriftzug „Zensiert!“ sowie mit der Aufschrift „Fuck you Israel“ und e…
durchgestrichenen Davidstern.
Anfang April durchsuchte die Polizei mehrere Wohnungen von Angehörigen der
Nazi-Szene in Einbeck. Nach Angaben des niedersächsischen
Landeskriminalamtes wurden dabei auch Waffen beschlagnahmt.
11 Jun 2020
## LINKS
[1] /Drohbriefe-an-Parteibueros/!5690674
[2] /Schwerpunkt-Rechter-Terror/!t5007732
[3] /Angriffe-auf-KZ-Gedenkstaetten/!5684941
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Neonazis
Niedersachsen
Sprengstoffanschlag
Niedersachsen
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Nazis
Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
Schwerpunkt Rechter Terror
Lesestück Recherche und Reportage
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