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# taz.de -- Drohbriefe an Parteibüros: Hakenkreuze und weißes Pulver
> In Niedersachsen haben Parteibüros Drohbriefe mit rassistischen und
> antisemitischen Beschimpfungen, erhalten. Die Polizei wertet sie als
> ernst.
Bild: Das Wahlkreisbüro des Ex-Ministers Jürgen Trittin (Grüne) war ebenfall…
Hannover taz | So richtig durchgerüttelt klingt er nicht, eher genervt und
empört: Gregor Kreuzer von den Grünen in Göttingen gehört zu einem halben
dutzend Parteimitarbeiter:innen, denen am Donnerstagmorgen weißes Pulver
auf den Schreibtisch gerieselt ist. Das Grüne Haus in Göttingen, in dem
sich unter anderem das Wahlkreisbüro von Jürgen Trittin befindet, musste
daraufhin geräumt werden. Betroffen waren aber auch die Büros anderer
Parteien in Göttingen und Hameln-Pyrmont, darunter auch Räume von SPD, CDU,
FDP und Linken.
Das niedersächsische Innenministerium machte die Vorfälle im Innenausschuss
zum Thema. Das niedersächsische [1][Politikjournal Rundblick berichtete]
zuerst. Mit den Details hält sich das Ministerium allerdings zurück: Das
LKA unterstützt die zuständigen Polizeiinspektionen bei den Ermittlungen,
heißt es. Erst einmal soll das weiße Pulver untersucht werden.
Solange darf auch Kreuzer nicht an seinen Schreibtisch zurück. Den Brief
hatte in seinem Beisein eine Kollegin aufgemacht – schon vorsichtig und mit
der Schere, weil fühlbar war, dass da irgendwas drin war, sagte er der taz
am Telefon. Aber es hätten ja auch Blumensamen sein können.
Der Umschlag habe nicht weiter auffällig gewirkt, war säuberlich
handschriftlich mit Empfänger und Absender versehen, mit Tesa zu geklebt.
Drinnen dann ein [2][kariertes Blatt mit rassistischen und antisemitischen
Beschimpfungen], darunter ein Hakenkreuz und 88, 18 – alles gekrakelt wie
von der Hand eines Grundschülers. Das Pulver habe sich eher wie Kreidestaub
angefühlt.
Als so [3][richtig bedrohlich] hat wohl auch die Polizei dies erst
bewertet, als klar wurde, dass sich da jemand die Mühe gemacht hat, gleich
mehrere Büros und Parteizentralen gleichzeitig zu behelligen, glaubt
Kreuzer. Jedenfalls wurden der Gefahrenzug der Feuerwehr, die Evakuierung
und Versiegelung der Büros erst nachträglich angeordnet.
Das Ganze habe allerdings auch in seinen Augen eine neue Qualität:
„Natürlich hat man es hier öfter mal mit Menschen zu tun, die Probleme
haben, vielleicht frustriert sind, wenn man die nicht auf Anhieb lösen
kann, weil man gar nicht zuständig ist. Das man online angepöbelt wird, ist
auch relativ normal, aber so etwas? Das ist schon neu.“
Innenminister Boris Pistorius (SPD) lies in einem Pressestatement
verlauten, man werde diesen „verwerflichen Versuch, Mandatsträger:innen
einzuschüchtern“ nicht hinnehmen. Er reihe sich ein in eine Vielzahl
[4][extremistischer Auswüchse] in den vergangenen Monaten, deshalb bleibe
die Bekämpfung der politisch motivierten Kriminalität eine
Schwerpunktaufgabe der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden.
4 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.rundblick-niedersachsen.de/abgeordnete-in-bad-pyrmont-erhielten…
[2] https://twitter.com/JTrittin/status/1268504987363094528/photo/1
[3] /Rechtsextreme-Terrorbriefe/!5680194/
[4] /Drohmails-an-Berliner-Linksparteichefin/!5666072/
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Rechtsextremismus
Drohbriefe
Niedersachsen
Drohbriefe
Opfer rechter Gewalt
Drohbrief
Drohbriefe
Katina Schubert
Hessen
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