# taz.de -- Randgruppen in der Corona-Krise: Hotels für Obdachlose | |
> Die Gruppe Lampedusa verlangt vom Hamburger Senat, Zimmer für | |
> Geflüchtete, Obdachlose und Menschen ohne Papiere anzumieten. | |
Bild: Sollte eigentlich nicht vorkommen, zumindest nicht aus Not: schlafen im P… | |
Hamburg taz | Der Senat soll seine Politik gegenüber Obdachlosen, | |
Geflüchteten und Menschen ohne Papiere grundlegend überdenken. Das hat eine | |
Reihe von Flüchtlings- und Obdachloseninitiativen gefordert. „Corona zeigt | |
die Fehler im System“, sagte Ali Ahmed von der Gruppe [1][Lampedusa in | |
Hamburg] bei einer Pressekonferenz der Initiative „#openthehotelshamburg“. | |
Die Initiative präsentierte am Mittwoch ein Hotel, das bereit wäre, | |
Menschen aus diesen Gruppen aufzunehmen. Finanzieren müsste das die Stadt. | |
Kurz zuvor hatte die Zigarettenfirma Reemtsma mitgeteilt, dass sie es | |
ermöglichen werde, 250 Hotelzimmer für Obdachlose vier Wochen lang | |
anzumieten. Die Diakonie soll das koordinieren. | |
#openthehotels schlug einen großen Bogen über alle Gruppen, die durch die | |
Corona-Epidemie besonders gefährdet seien: [2][Flüchtlinge in | |
Massenunterkünften], Menschen ohne Papiere und damit auch ohne medizinische | |
Versorgung, Menschen, denen gesagt werde, sie sollten zu Hause bleiben, die | |
aber kein Zuhause haben. | |
Leer stehende Hotels böten eine Möglichkeit, sie unterzubringen, ohne die | |
oft geschwächten Menschen einem besonderen Infektionsrisiko auszusetzen. | |
„Das könnte Leben retten“, sagte Ali Ahmed. Die Stadt müsse Verantwortung | |
übernehmen. | |
Die nimmt für sich in Anspruch, dass sie das bereits tut. „Bis Ende Mai | |
stehen allen Personen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung“, sagt | |
Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde. In diesen zentralen | |
Unterkünften könne die Stadt die Obdachlosen auch betreuen, beraten, | |
medizinisch und mit Lebensmitteln versorgen. „Das wäre nicht möglich, wenn | |
die Leute einzeln an verstreuten Standorten untergebracht wären“, warnt er. | |
Die Betreuung solle den Menschen eine Perspektive jenseits des Lebens auf | |
der Straße ermöglichen. Die Zimmer seien nur mit zwei bis drei Personen | |
belegt. Mehrere Zimmer teilen sich zum Teil Waschräume und Küchen. Menschen | |
mit Corona-Symptomen und Kranke würden gesondert untergebracht. „Es | |
verbleibt ein allgemeines Lebensrisiko“, räumt Helfrich ein. | |
Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter bei [3][Hinz&Kunzt] findet, der Wunsch, | |
sich zurückziehen zu können, sollte respektiert werden. 40 der | |
Reemtsma-Zimmer seien bereits vermittelt. „Die Leute, die Angst vor den | |
großen Unterkünften hatten, waren die ersten, die wir angesprochen haben“, | |
sagt Karrenbauer. Er spricht von einer „Ausnahmesituation“, in der es darum | |
gehe, jedem Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. | |
#openthehotels zieht die Blende weiter auf: „Mehrere Tausend Menschen in | |
Hamburg leben ohne medizinische Versorgung und die Behörden schauen weg“, | |
kritisierte das Medibüro, das zu dem Bündnis gehört. Dieses Problem werde | |
durch die Corona-Epidemie verschärft, weil viele „Parallelstrukturen“, die | |
diesen Mangel ausgeglichen hätten, schließen mussten. Zwar habe die | |
Sozialbehörde signalisiert, diese Einrichtungen zu unterstützen, das reiche | |
aber nicht. | |
Letztlich müsse der Aufenthalt von Geflüchteten und Leuten ohne Papiere | |
legalisiert werden. „Die Gruppe Lampedusa gibt es seit sieben Jahren in | |
Hamburg“, illustrierte Ali Ahmed. „Jetzt ist es Zeit, dass wir einen | |
legalen Status bekommen.“ | |
9 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Aktion-fuer-Gefluechtete-in-Hamburg/!5673601 | |
[2] /Lager-Quarantaene-fuer-Gefluechtete/!5670894 | |
[3] https://www.hinzundkunzt.de/ | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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