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# taz.de -- Proteste in Myanmar: Tote, Trauer und Trotz
> Die Menschen in Myanmar lassen sich auch von Schüssen nicht
> einschüchtern. Tausende protestierten am Wochenende weiter mutig gegen
> den Militärputsch.
Bild: Polizei und Militär am Freitag in Myanmars zweitgrößter Stadt Mandalay
Berlin taz | In Myanmar fordert die Gewalt des Militärregimes gegen die
seit zwei Wochen andauernden Massenproteste gegen den Militärputsch vom 1.
Februar immer mehr Menschenleben. Die Zahl der Erschossenen ist am
Wochenende auf vier gestiegen.
Am Samstag trauerten in der größten Stadt Yangon (Rangun) Tausende um eine
20-Jährige: Mya Thwet Thwet Khine war am Vortag für tot erklärt worden. Sie
wurde zehn Tage zuvor in der Hauptstadt Naypyidaw von einer Polizeikugel im
Kopf getroffen. Die Polizei lehnt aber die Verantwortung für ihren Tod ab.
In Yangon, wo es viele Medien, Diplomaten und internationale Organisationen
gibt, geht das Militär bisher nicht mit Schusswaffen gegen die Proteste
vor. Zeitgleich mit der Trauerkundgebung in Yangon erschossen aber in der
Stadt Mandalay Militär und Polizei im Einsatz gegen streikende Werft- und
Hafenarbeiter zwei Männer.
Die [1][massenhaften Arbeitsniederlegungen von Staatsangestellten] unter
dem Namen [2][Bewegung für zivilen Ungehorsam] (CDM) haben die
Putschgeneräle kalt erwischt. Im zentralen Mandalay und im nördlichen
Myitkyina wird versucht, Menschen mit Gewalt zurück zur Arbeit zu drängen.
## Schüsse nicht nur in die Luft
Bereits in der Nacht zu Donnerstag wurden Uniformierte gefilmt, wie sie in
Mandalay in ein Viertel streikender Bahnangestellter eindrangen. Von
lokalen Medien verbreitete Videos zeigten Uniformierte, die Schüsse
abfeuerten. Offen blieb die Art der Munition. Zwar wurden Menschen
verletzt, doch niemand tödlich.
Am Samstag gab es am Irrawaddy-Ufer in Mandalay aber zwei Tote und
zahlreiche Verletzte, als Polizei und Militär nicht nur mit Tränengas und
Gummigeschossen, sondern auch scharf schossen. Ein Mann war sofort tot,
einer starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Knapp 30 weitere Personen wurden
verletzt.
Die Zeitung [3][The Irrawaddy] zitierte den UN-Sondergesandten für
Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, damit, dass das eingesetzte Militär
zu einer Einheit gehörte, die schon bei der Vertreibung von 700.000
Rohingya 2017 durch Brutalität auffiel. „Dieser Wahnsinn muss enden,
jetzt!“, forderte Andrews.
In der Nacht zu Sonntag wurde im Norden Yangons ein Nachbarschaftswächter
erschossen. Vielerorts versuchen Bewohner jetzt, mit selbst organisierten
Wachen zu verhindern, dass die Polizei während der nächtlichen Ausgangs-
und Internetsperre Regimegegner festnimmt und Kriminelle im Auftrag des
Regimes Brände legen. [4][23.000 freigelassene Hälftlinge] und einige
warnende Beispiele haben [5][entsprechende Ängste] geschürt. Weil die
Menschen der Polizei nicht mehr vertrauen, bewachsen sie ihre Viertel
selbst
## Medienbericht: Polizei erschießt Nachbarschaftswächter
Laut der Zeitung [6][Frontier] wurde der Wächter erschossen, als er
zusammen mit anderen Nachbarschaftswächtern einen Lieferwagen stoppte, der
trotz Ausgangssperre in dem Viertel unterwegs war. Darin saßen uniformierte
Polizisten, die laut Augenzeugen auf ihn das Feuer eröffneten.
Am Sonntag gingen die Massenproteste vielerorts weiter. In Mandalay gab es
ein großes Sit-in in der Nähes des Uhrenturms, in Naypyidaw gab es einen
Trauerkorso, in Yangon wurde wieder vor mehrere Botschaften demonstriert.
Der Facebook-Konzern sperrte am Sonntag die Seite „True News Information
Team“ des Militärs wegen wiederholter Anstiftung zur Gewalt. Schon 2018
waren von Facebook die [7][Seiten einiger Generäle gesperrt] worden, so die
des jetzigen Putschführers [8][Min Aung Hlaing].
Mehrere Regierungen kritisierten die Junta am Sonntag für den
Schusswaffeneinsatz gegen die Proteste, erstmals sogar auch Singapur. Die
Regierung des Stadtstadtes hatte Myanmars Generäle bisher noch nie
kritisiert, ist im früheren Birma aber jetzt mit Boykottaufrufen
konfrontiert und fürchtet offenbar um seinen Ruf.
Für Montag rufen die Gegner der Militärherrschaft, die sich aus allen
Schichten, Ethnien und religiösen Gruppen rekrutieren, zu einem
landesweiten Generalstreik auf. In den letzten Tagen haben sie ihre Ationen
bereits mit originellen Maßnahmen wie [9][inszenierten Autopannen] zur
Störung des Verkehrs durchzusetzen versucht. Ebenfalls am Montag wollen die
EU-Außenminister über die Lage in Myanmar beraten.
21 Feb 2021
## LINKS
[1] /Kampagne-des-zivilen-Ungehorsams/!5746617
[2] /Protest-gegen-Putsch-in-Myanmar/!5751983
[3] https://www.irrawaddy.com/news/myanmar-army-unit-accused-of-rohingya-atroci…
[4] /Nach-Militaerputsch-in-Myanmar/!5751772
[5] /Putsch-in-Myanmar/!5746963
[6] https://www.frontiermyanmar.net/en/myanmar-protests-live/
[7] /Nach-UN-Kritik-an-Hasspropaganda/!5528260
[8] /Armeechef-von-Myanmar/!5744872
[9] /Nach-dem-Putsch-in-Myanmar/!5753040
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Myanmar
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Massenproteste
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Schwerpunkt Myanmar
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Protest
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