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# taz.de -- Proteste gegen Militärherrschaft in Myanmar: Gummigeschosse und Gr…
> Die Polizei geht erneut brutal gegen Demonstranten vor, es soll ein
> weiteres Todesopfer gegeben haben. Myanmars UN-Botschafter mahnt zum
> Handeln gegen die Miltärjunta.
Bild: Chaotische Szenen wurden live über Facebook aus Rangun gestreamt
Rangun afp | Die Polizei in Myanmar hat am Samstag Gummigeschosse
abgefeuert, um Demonstranten in der Wirtschaftsmetropole Rangun
auseinanderzutreiben. Nach Angaben aus Polizeikreisen wurden mehr als 140
Menschen festgenommen. Zuvor hatte der Botschafter Myanmars bei den
Vereinten Nationen, Kyaw Moe Tun, an die Weltgemeinschaft appelliert,
entschlossen zu handeln, [1][um die Militärherrschaft in seinem Land zu
beenden].
In Rangun vertrieb die Polizei Protestierende und Journalisten von der
Myaynigone-Straßenkreuzung, an der sich bereits am Vortag Sicherheitskräfte
und Demonstranten gegenübergestanden hatten. Hunderte Angehörige der
Bevölkerungsgruppe der Mon demonstrierten anlässlich ihres nationalen
Feiertags. Angehörige anderer Minderheiten schlossen sich ihnen an, um
gegen den Militärputsch zu protestieren.
Die von der Polizei vertriebenen Demonstranten und Journalisten versteckten
sich in umstehenden Gebäuden. Unter den Festgenommenen waren zwei
Fotoreporter der Agenturen Associated Press und Myanmar Pressphoto sowie
ein Videojournalist von Myanmar Now.
„Was macht die Polizei? Sie schützt einen verrückten Diktator“, skandiert…
die Demonstranten. Sie zerstreuten sich in kleinere Wohnstraßen und
errichteten Barrikaden aus Tischen und Stacheldraht, um die Polizisten
aufzuhalten. Viele Protestierende trugen Helme und Gasmasken und schwenkten
selbstgebaute Schutzschilde.
Lokalreporter filmten die chaotischen Szenen. Auf den live über Facebook
gestreamten Aufnahmen war zu hören, wie Schüsse fallen. Auch AFP-Reporter
wurden Zeugen der Schüsse.
An der nahegelegenen Hledan-Kreuzung wurden nach Angaben von AFP-Reportern
mehrere Granaten abgefeuert. Eine Kundgebung in der Nähe eines
Einkaufszentrums im Tamwe-Viertel wurde von der Polizei aufgelöst. Eine
verzweifelte Mutter sagte AFP, sie habe kurz mit ihrer Tochter telefonieren
können, die nach eigenen Angaben abgeführt wurde. „Ich weiß nicht, wohin
sie gebracht wurde“, sagte die Mutter. „Sie wurde unrechtmäßig
festgenommen.“
## Versammlungen von mehr als fünf Personen verboten
Ähnliche Szenen spielten sich vielerorts in Myanmar ab. In Mandalay, der
zweitgrößten Stadt, sperrten Polizisten als Sammelstellen bekannte Straßen
und Plätze ab. Die Militärjunta hat Versammlungen von mehr als fünf
Personen verboten.
Ein hartes Vorgehen gegen Demonstranten wurde aus den Städten Dawei im
Südosten und Monywa rund 135 Kilometer nordwestlich von Mandalay gemeldet.
Beide haben mehr als 200 000 Einwohner und in beiden haben seit dem 1.
Februar große Demonstrationen gegen den Militärputsch stattgefunden. In
sozialen Medien wurde gemeldet, dass in Monywa ein Demonstrant erschossen
worden sei. Das konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden, Fotos
und Identifizierung des Opfers erschienen aber glaubwürdig. Weiter hieß es
in den sozialen Medien, in Monywa seien Dutzende Demonstranten verhaftet
worden.
Ein Mann sei von der Polizei schwer am Bein verletzt worden, zehn andere
Demonstranten seien leicht verletzt, berichtete Htwe Aung Zin, Arzt eines
örtlichen Rettungsteams. Durch welche Art von Kugeln der Mann am Bein
verletzt wurde, wollte er nicht sagen. Nach Angaben eines anderen Arztes,
der anonym bleiben wollte, wurde eine schwerverletzte Frau auf die
Intensivstation gebracht.
Nötig sei die „stärkste mögliche Antwort der internationalen Gemeinschaft,
um den Militärputsch sofort zu beenden, die Unterdrückung unschuldiger
Menschen zu stoppen, die Staatsmacht an die Bevölkerung zurückzugeben und
die Demokratie wiederherzustellen“, sagte Tun vor der UN-Vollversammlung.
Tun appellierte an die UN-Mitgliedstaaten, die Militärregierung in Myanmar
nicht anzuerkennen und nicht mit ihr zu kooperieren. Die Staaten müssten
die Militärjunta auffordern, das Ergebnis der Parlamentswahl vom
vergangenen Jahr zu respektieren, forderte Tun weiter. Auch seien
„stärkere“ Maßnahmen nötig, um das gewaltsame Vorgehen der
Sicherheitskräfte in Myanmar gegen friedliche Demonstranten zu beenden.
Vor knapp vier Wochen hatte in dem südostasiatischen Land das Militär durch
einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von
De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt und die
Friedensnobelpreisträgerin festgenommen. [2][Seitdem sind hunderttausende
Menschen gegen die Armee auf die Straßen gegangen.] Die Sicherheitskräfte
setzen Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschosse ein. Mindestens fünf
Menschen wurden im Zuge der Massenproteste getötet.
27 Feb 2021
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