# taz.de -- Pläne für den Molkenmarkt: Die tote Mitte wiederbeleben | |
> Der Molkenmarkt entstehe zwar an einem geografisch zentralen Ort. | |
> Attraktive Anlaufpunkte seien trotzdem weit entfernt, befürchten | |
> Stadtplaner. | |
Bild: Hier soll es irgendwann mal schön aussehen: Baustelle am Molkenmarkt in … | |
Berlin taz | Zu welchem Anlass kommt man eigentlich am Molkenmarkt vorbei? | |
Auf dem [1][Weg zu einer Veranstaltung in der Alten Münze], würden | |
vielleicht manche antworten. Die meisten aber werden mit diesem Stadtraum | |
nichts verbinden. Zumindest nichts, das zum Verweilen einlädt. Viele kennen | |
den ältesten Platz Berlins vor allem als einen zu durchquerenden | |
Verkehrsraum entlang einer der am stärksten befahrenen | |
Ost-West-Verbindungen der Stadt. | |
Einen „toten Ort“ nennt ihn Georg Raiser von der Wohnungsbaugesellschaft | |
Mitte (WBM) am Montagnachmittag in der Sitzung des Baukollegiums. Das | |
Gremium berät die [2][Senatsverwaltung] in städtebaulichen Fragen. Es soll | |
dabei helfen, aus dem toten Ort Anfang des kommenden Jahrzehnts ein | |
gemischtes Stadtquartier entstehen zu lassen. Raiser mahnt, nicht zu | |
unterschätzen, wie groß am Ende die Herausforderung sein wird, den Ort mit | |
Leben zu füllen. | |
Die WBM ist neben der Degewo eines der beiden landeseigenen | |
Wohnungsunternehmen, die hier beim bedeutendsten Stadtentwicklungsprojekt | |
in der Berliner Mitte zum Zuge kommt. [3][260 der insgesamt rund 450 | |
Wohnungen sollen die beiden Landeseigenen ab dem Jahr 2028 bauen], | |
mindestens die Hälfte davon mietpreisgebunden. | |
Doch Wohnungen allein können ein Quartier nicht wiederbeleben. Der | |
Molkenmarkt liege abseits der Laufwege und innerstädtischen Ziele der | |
Berliner, sagt Georg Raiser. Städtebauliche Barrieren wie das Rote Rathaus | |
würden auch künftig eher davon abhalten, zu Fuß Richtung Molkenmarkt zu | |
gehen. | |
## „Keine Adresse in den Köpfen der Menschen“ | |
Der Hauptlaufweg in diesem Teil der Stadt führe vom Alexanderplatz über das | |
Rathausforum entlang der Vorderseite des Roten Rathauses mit einem kleinen | |
Abstecher im Nikolaiviertel bis zum Humboldt Forum, meint Raiser. „Rund um | |
den Molkenmarkt gibt es keine Adresse in den Köpfen der Menschen“, sagt er. | |
Solche Magneten zu schaffen, die später einmal einladen, den Molkenmarkt | |
als Ziel zu haben und dann auch hier zu verweilen, ist eine der zentralen | |
Herausforderungen. Laut Raiser entscheide sich diese Frage auch im | |
Erdgeschoss. Denn neben den Wohnungen sollen am Molkenmarkt auch Räume für | |
Kultur, Gastronomie und Einzelhandel entstehen. Ein ausreichend großes | |
Flächenangebot mit flexiblen Grundrissen ist in seinen Augen nötig, um | |
potenziellen Gewerbemietern auch ein passendes Angebot machen zu können. | |
## Streit um Architektur | |
In der Vorstellung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung soll einmal | |
ein Kulturpfad vom Haus der Statistik am Alexanderplatz durch das | |
Molkenmarkt-Quartier bis zur Alten Münze und in das Nikolaiviertel führen. | |
An diesem Pfad müsse sich im Molkenmarkt-Quartier dann auch das urbane | |
Leben konzentrieren, meint Raiser. Dafür brauche es „ein architektonisches | |
Highlight“. | |
Wie die Architektur am Molkenmarkt aussehen soll, darüber wird seit Jahren | |
gestritten. Seit einem Monat arbeitet das Büro Mäckler Architekten im | |
Auftrag der Senatsverwaltung an einem Gestaltungshandbuch. Das Büro war | |
bereits am Bau der rekonstruierten Neuen Altstadt in Frankfurt am Main | |
beteiligt. | |
In der Stadtgesellschaft gibt es deshalb Befürchtungen, dass durch | |
aufwändige gestalterische Vorgaben die Kosten so in die Höhe getrieben | |
werden, dass hier [4][kein bezahlbarer Wohnraum gebaut werden kann], ohne | |
dass die Landeseigenen mit einem Minus herausgehen. | |
Am Dienstag forderte die Initiative Offene Mitte Berlin deshalb, „dass bei | |
der weiteren Planung für den Molkenmarkt das kostenbewusste Bauen im | |
Mittelpunkt steht“. Darüber hinaus sollten die Gebäudeeinheiten so bemessen | |
werden, „dass wirtschaftlich zu errichtende und zu betreibende Gebäude | |
ermöglicht werden“. | |
Auch die Mitglieder des Baukollegiums mahnten am Montag, bei all den | |
gestalterischen Vorgaben, die bis Ende des Jahres erarbeitet werden sollen, | |
den Blick auf das Gesamtquartier nicht zu verlieren. Dafür bieten die | |
Architekten an, den Prozess eng zu begleiten und sich an der Entwicklung | |
der Richtlinien zu beteiligen – auch jenseits der nächsten | |
Baukollegiumssitzung im November. | |
9 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Diskussion-um-die-Berliner-Mitte/!6012095 | |
[2] /Senatsverwaltung-fuer-Stadtentwicklung/!t5306278 | |
[3] /Neues-Stadtquartier-in-Berlin/!6013400 | |
[4] /Staedtebau-am-Berliner-Molkenmarkt/!5990606 | |
## AUTOREN | |
Yannic Walther | |
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