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# taz.de -- Offener Brief an #Aufstehen: Derzeit funktionsunfähig
> Die linke Sammlungsbewegung Aufstehen kommt nicht in Schwung. Ihre
> Webseite wurde abgeschaltet. Mitglieder fordern mehr Mitsprache und
> Transparenz.
Bild: Die Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht hat die Bewegung Aufstehen mitgegr…
Sie bezeichnen es als „Warnung“ und als „Hilferuf“: Mehrere [1][Mitglie…
der Sammlungsbewegung] Aufstehen haben sich per [2][offenem Brief] an die
InitiatorInnen und den provisorisch als Vorstand eingesetzten
Arbeitsausschuss gewandt. „Jetzt stellt sich bei Vielen das Gefühl ein,
dass sich so gut wie nichts mehr bewegt“, schreiben die acht
VerfasserInnen. „Dies führt bereits zu Resignation und Abspaltungstendenzen
Einzelner und ganzer Gruppen“, warnen sie.
In dem Brief, der zunächst intern und seit Freitag auf
[3][aufgestanden.org] veröffentlicht ist, fordern sie mehr Transparenz,
Mitsprache und Kommunikation ein. „Nur zu einer Ansammlung von
E-Mail-Adressen zu gehören, um innerparteilichen Druck auszuüben, reicht
uns nicht aus“, schreiben die acht, die laut Selbstbeschreibung seit
Anfang dabei sind. Die Basis verfüge über viel Know-how: „Dieses Potential
verpufft ungenutzt!“
Die [4][Sammlungsbewegung Aufstehen] haben Sahra Wagenknecht,
Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, der Dramaturg Bernd
Stegemann sowie PolitikerInnen von SPD und Grünen im September
[5][offiziell in der Berliner Bundespressekonferenz gegründet]. Ziel ist es
laut Gründungsaufruf, Politik zurück zu den Menschen zu bringen, indem man
Diskussionen organisiere und die Forderungen, die die Menschen bewegen, auf
die Straße und in die Politik trage. Jeder könne sich einbringen. Ein
detailliertes Programm wolle sich Aufstehen in einem transparenten
Diskussionsprozess selbst erarbeiten.
Doch diesen selbst gesteckten Ansprüchen werden die Köpfe von Aufstehen
derzeit nicht gerecht. Nicht nur, dass niemand so genau weiß, wer
eigentlich bei Aufstehen im Führungsstab die Entscheidungen trifft und
welche das sind; es gibt offenbar auch kaum Signale, dass Mitsprache
tatsächlich gewünscht ist.
## Keine Reaktion auf den offenen Brief
„Die Bewegung ist da, man könnte richtig was machen. Aber derzeit sind
viele von den Entscheidungen einiger weniger abhängig“, berichtet Cedric H.
Er ist einer der Aktivisten, die den Brief verfasst haben. So seien Aufrufe
von Aufstehen-Gruppen zur Teilnahme an Demonstrationen, etwa für den Erhalt
des Hambacher Forsts, nie über den Verteiler mit derzeit 167.000
registrierten Mailadressen gegangen.
Eine offizielle Reaktion der Aufstehen-GründerInnen oder aus dem
Arbeitsausschuss, dem viele Erstunterzeichner angehören, haben die
VerfasserInnen des Briefes bisher nicht erhalten. Stattdessen wurde der
Brief aus vielen Facebookgruppen von Aufstehen prompt gelöscht. „Das wird
offenbar als Angriff gewertet, obwohl es uns wirklich nicht darum geht,
Aufstehen zu schaden“, meint H.
Der Brief hat im Ausschuss, der sich vergangene Woche zum ersten Mal sei
zwei Monaten traf, jedenfalls für Wirbel gesorgt – war es doch nicht der
erste Appell dieser Art, der an die rund 20 Mitglieder herangetragen wurde.
Ausschussmitglied Marco Bülow, Ex-SPD-Mitglied und Bundestagsabgeordneter
aus Dortmund, teilt die Forderungen des Briefes. „Ich werde mich sehr
bemühen, dass Aufstehen als Bewegung endlich auf die Straße kommt, mit
Strukturen, die transparent und demokratisch sind“, sagte er der taz.
## Unbezahlte Rechnungen
Auch auf technischer Ebene ist die Kommunikation mit der Basis derzeit
gestört. Wer sich der Sammlungsbewegung unter [6][aufstehen.de] anschließen
möchte, landet seit dem Wochenende im schwarzen Loch. In einer Rundmail an
alle Registrierten informierte das Aufstehen-Team, dass man umgezogen sei,
vorläufig auf die Domain [7][aufstehenbewegung.de].
Hintergrund ist ein Streit um unbezahlte Rechnungen mit der Marketingfirma
Dreiwerk, die die Kampagne für Aufstehen produziert und die Webseite
betrieben hat. Zwei der Geschäftsführer sind selbst bei der Bewegung aktiv.
Die Geschäftsführerin des Aufstehen-Trägervereins, Ida Schillen, erklärte
am Sonntag in einer Pressemitteilung, die Firma habe 31.000 Euro erhalten
und die Domain dennoch abgeschaltet.
Demnach gehe es darum, die noch junge Sammlungsbewegung zu beschädigen.
Dreiwerk-Geschäftsführer Thomas Schmid wehrt sich dagegen, in die Ecke des
„gierigen und unlauteren Unternehmers“ gestellt zu werden. Der Bild sagte
er, er und sein Partner hätten ehrenamtlich gearbeitet. In Rechnung
gestellt worden seien aber reale Kosten für die Dreharbeiten.
Die Mailadressen @aufstehen.de sind derzeit funktionsunfähig. Das Problem
war seit Längerem bekannt – die Basis erfuhr aber auch davon erst, als es
so weit war.
16 Dec 2018
## LINKS
[1] /Zu-Besuch-bei-der-Basis-von-Aufstehen/!5554893
[2] https://aufgestanden.org/2018/12/14/offener-brief-an-aufstehen/
[3] https://aufgestanden.org/2018/12/14/offener-brief-an-aufstehen/
[4] /Linke-Sammelbewegung-trifft-sich/!5536589
[5] /Aufstehen-offiziell-gegruendet/!5532962
[6] https://www.aufstehen.de/
[7] https://www.aufstehenbewegung.de/
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Linke Sammlungsbewegung
Die Linke
SPD
Sahra Wagenknecht
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Aufstehen
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Lesestück Recherche und Reportage
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Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
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