| # taz.de -- „Aufstehen“-Tweet zum Rundfunkbeitrag: Sechs, setzen! | |
| > Mit AfD-ähnlicher Sprache wettert Wagenknechts „Aufstehen“ gegen | |
| > Intendantengehälter. Ihre Forderung ist nur sinnvoll, wenn man nicht | |
| > rechnen kann. | |
| Bild: Vorstellung der „Aufstehen“-Bewegung vor Pressevertretern im Septembe… | |
| „GEZ“! „Regierungsrundfunk“! Acht Milliarden dafür, „dass CDU, CSU u… | |
| ihre politische Linie ausstrahlen können“! Dazu ein düsteres Bild: Ein mit | |
| ARD und ZDF beschrifteter Schattenriss-Mann hält einen Anderen kopfüber und | |
| schüttelt ihm das (üppig vorhandene) Bargeld aus den Taschen. | |
| Sahra Wagenknechts „Aufstehen“-Bewegung hat mit ihrem | |
| [1][Anti-ARD-ZDF-GEZ-Regierungsrundfunk-Tweet] aber auch gar nichts an | |
| populistischen Ressentiments ausgelassen. Implizit oder explizit arbeiten | |
| bei den Öffentlich-Rechtlichen: Geldeintreiber, Großverdiener und | |
| Propagandisten. Mindestens. Wenn nicht noch mehr. | |
| Dazu kommt, dass das, was Aufstehen als „bessere Idee“ verkauft | |
| („Rundfunkbeitrag anheben? Bessere Idee: Einkommen der Fernseh-Intendanten | |
| senken!“) nur dann als bessere Idee durchgeht, wenn man das Fach Mathematik | |
| in der zweiten Klasse abgegeben hat – und sich stattdessen ganz dem | |
| Protestplakate-Malen im Kunstunterricht gewidmet hat. | |
| Denn die neun Intendantinnen und Intendanten in der ARD verdienten 2017 | |
| zusammen [2][2,75 Millionen Euro]. Rechnet man noch das Gehalt des | |
| ZDF-Intendanten, der ein Jahr zuvor rund [3][330.000 Euro] verdiente, und | |
| des Deutschlandradio-Chefs, der ungefähr [4][240.000 Euro] verdient haben | |
| dürfte, hinzu, ergibt sich eine Summe von 3,32 Millionen Euro. Die | |
| Gesamteinnahmen aus dem Rundfunkbeitrag lagen 2017 bei [5][7.980 Millionen | |
| Euro]. | |
| Wenn also bei den Intendant*innen die Haarschneidemaschine und nicht die | |
| feine Schere benutzt und ihre Gehälter um 50 Prozent gekürzt würden, | |
| könnten 1,66 Millionen Euro jährlich gespart werden, oder: knapp 0,021 | |
| Prozent der Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag. Pro Beitragskonto – 2017 gab | |
| es davon [6][44,9 Millionen] – wären das rund 4 Cent. Pro Jahr. | |
| Ist es das wert, Aufstehen? Ist das den Populismus wert, dass man nur die | |
| Intendant*innengehälter kürzen müsste, und dann auf eine Erhöhung des | |
| Rundfunkbeitrags verzichten könnte? Ist das der linke Populismus, an dem | |
| hie und da schon ein eklatanter Mangel festgestellt wurde (und zumeist kurz | |
| darauf der Wunsch nach einem solchen geäußert wurde)? | |
| Vielleicht gibt es diesen Mangel wirklich. Vielleicht ist es das Problem | |
| der Demokrat*innen, dass man mit Worten, die aufs Hirn abzielen, gegen | |
| Populisten-Worte, die auf den Bauch abzielen, schwer ankommt. Könnte sein. | |
| Und Kritikwürdiges gibt es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk genug – am | |
| Programm, an den Sendern, an der Finanzierung, an der ungenügenden | |
| Staatsferne, an den Prioritäten (Sportrechte), an den Pensionen, an der | |
| Behördenstruktur undundund –, und darüber sollte gerade in einem Jahr, in | |
| dem wieder über die Höhe des Rundfunkbeitrags und dessen zukünftige | |
| Berechnung gestritten wird, diskutiert werden. | |
| Nur: Wie weit darf man bei dieser Diskussion am Hirn vorbeizielen, um noch | |
| als Demokrat und nicht als Populist durchzugehen? | |
| 6 Jan 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/aufstehen_de/status/1081534302226210817 | |
| [2] http://www.ard.de/home/die-ard/fakten/Gehaelter_und_Verguetungen_in_der_ARD… | |
| [3] https://www.zdf.de/zdfunternehmen/jahrbuch-2017-finanzen-104.html | |
| [4] https://www.presseportal.de/pm/20126/3805366 | |
| [5] https://de.statista.com/infografik/2284/einnahmen-der-oeffentlich-rechtlich… | |
| [6] https://de.statista.com/infografik/2284/einnahmen-der-oeffentlich-rechtlich… | |
| ## AUTOREN | |
| Jürn Kruse | |
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