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# taz.de -- Neue Studie zu Klimageld: Unkompliziert machbar
> Eine Studie hat untersucht, wie das Klimageld als Ausgleich des
> steigenden Kohlendioxid-Preises wirken könnte. Sie schlägt 130 Euro vor.
Bild: Die Preise für Kohlendioxid sollen sozial gerecht aufgefangen werden
Jede Bürgerin, jeder Bürger, auch Kinder sollen etwa 130 Euro pro Jahr vom
Staat ausgezahlt bekommen. Dieses [1][„Klimageld“] wäre ein Ausgleich für
den steigenden Preis auf Kohlendioxid. Ein entsprechendes Konzept
veröffentlichten am Donnerstag unter anderem die Klimaallianz, der
Umweltverband BUND, der Paritätische Gesamtverband und die Evangelische
Kirche. Im Zentrum stand ein neuer Vorschlag zum Verfahren, wie die
Pro-Kopf-Rückzahlung alle Bürger:innen erreichen kann.
Bisher werden Pro-Kopf-Auszahlungen an alle im deutschen Sozial- und
Finanzsystem für schwierig gehalten. Der Grund: Keine Behörde verfügt über
ein komplettes Register aller Bürger:innen samt ihrer Kontonummern. Im
Auftrag der Organisationen haben Gisela Färber und Joachim Wieland von der
Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer nun einen Vorschlag
erarbeitet, wie es funktionieren könnte. Ausgezahlt würde das Klimageld
demnach über die Finanzämter, Rentenkassen und Sozialbehörden, die für die
Grundsicherung zuständig sind. Hinzu kämen die Familienkassen, die das
Kindergeld verwalten, erklärte Professorin Färber. Damit es nicht zu
Doppelauszahlungen kommt, könnten die Steuer-Identifikationsnummern, die
alle Bürger:innen haben, zur Kontrolle verwendet werden.
Färber plädierte dafür, monatliche Auszahlungen zu ermöglichen.
Beispielsweise für Vier-Personen-Familien mit niedrigen Einkommen würde
eine Klimageld von etwa 40 Euro pro Monat einen deutlichen Vorteil
bedeuten. Die Organisationen waren sich einig, dass die Auszahlung
„sichtbar“ gestaltet werden müsse, also nicht als Verrechnungsposten in den
Formularen untergehen dürfe.
Wohlgemerkt ist dieser Vorschlag keine Antwort auf die [2][gegenwärtige
Inflation] der Preise fossiler Energieträger wie Öl und Erdgas. Beim
Klimageld geht es darum, dass der künftig vermutlich stark steigende
zusätzliche Preis für Kohlendioxid (CO2) unter anderem auf Benzin und
Heizwärme an die Verbraucher:innen zurückgegeben werden soll.
Gegenwärtig beträgt der Preis im nationalen Emissionshandel 30 Euro pro
Tonne CO2. Das macht etwa 8,5 Cent pro Liter Benzin aus. 2025 soll der
Aufschlag 55 Euro erreichen. So steht es bereits im Gesetz. Durch die
Verteuerung sollen die Verbraucher:innen zum Energiesparen motiviert
werden.
## 130 Euro vorgeschlagen
BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock sagte, eigentlich müsse der
CO2-Preis jetzt schon 50 Euro betragen, jährlich um 15 Euro zulegen, und
bald 190 Euro pro Tonne erreichen. Dadurch allerdings stiegen die Kosten
für fossile Energie massiv an, was Privathaushalte mit niedrigen und
mittleren Einkommen sich oft nicht leisten können. Deshalb sollten die
zusätzlichen CO2-Ausgaben komplett an die Haushalte zurückerstattet werden,
erklärten die Organisationen.
Jede Person erhielte beispielsweise 130 Euro jährlich ausgezahlt. Wer
relativ wenig Energie verbraucht – oft Leute mit niedrigen Einkommen –
bekäme mehr zurück, als der CO2-Preis kostet. Haushalte mit hohem
Verbrauch, großen Häusern und zwei Fahrzeugen zahlten drauf. „Mit einer
Pro-Kopf-Rückerstattung kann die Bundesregierung sicherstellen, dass die
CO2-Bepreisung sozial gerecht wirkt“, sagte Ulrich Schneider, Chef des
Paritätischen Verbandes.
## Verteilungswirkung belegt
Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, unter anderem des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), haben diese Verteilungswirkung
eines Klimageldes belegt. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP
[3][kommt der Begriff ebenfalls vor], ohne dass sich die drei Parteien
bisher auf einen genauen Plan verständigt hätten. „Wichtig ist, dass sich
die Ministerien schnell auf einen Prozess einigen, damit das Klimageld in
2023 ausgezahlt werden kann“, erklärte Lisa Badum, grüne Obfrau im
Ausschuss für Klimaschutz des Bundestages.
Um die soziale Befriedung der Klimafrage zu erreichen, müssten die Leute
merken, dass sie die zusätzlichen CO2-Kosten zurückerhielten.
17 Feb 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Hannes Koch
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Klima
Soziale Gerechtigkeit
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