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# taz.de -- Neue Quarantäne-Regelung in Berlin: Kinder werden absichtlich infi…
> Statt ganze Klassen nach Hause zu schicken trifft Quarantäne nur noch
> positive Getestete. Die Politik nimmt in Kauf, dass alle Kinder krank
> werden.
Bild: Leere Klassen soll es künftig nicht mehr geben
Fortan sollen an Berliner Schulen und Kitas [1][nur noch Corona-Infizierte
in Quarantäne müssen], die Kontaktpersonen aus der Gruppe aber nicht mehr.
Darauf haben sich die Amtsärzt*innen der zwölf Berliner Bezirke
geeinigt. Damit wird eine bewährte Methode, [2][Infektionsketten zu
unterbrechen], abgeschafft.
Die Ärzt*innen begründen den Schritt damit, dass der seelische Schaden
einer Quarantäne größer sei als der einer Covid-Erkrankung, die bei Kindern
in der Regel gar nicht ausbreche oder nur leicht verlaufe. Darüber hinaus
seien viele Infektionen unter Kindern wegen deren fehlender Impfmöglichkeit
ohnehin nicht mehr zu vermeiden.
Die Gesundheitsämter der Bezirke haben also entschieden, die Durchseuchung
der Kinder zu beschleunigen. Der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko
Liecke (CDU) behauptet sogar, dass durch die Strategieänderung „die Chancen
unserer Kinder auf ein gutes, gesundes und altersgerechtes Aufwachsen“
gestärkt würden. Denn Kinder würden von Bewegungsmangel, Isolation und
Bildungsverlust – die Liecke als „Long-Covid-Syndrom“ bezeichnet –
besonders getroffen.
Das ist eine perfide Verdrehung: Nicht die Langzeitfolgen von Covid, die
durchaus auch Kinder treffen können, sondern die Schutzmaßnahmen dagegen
seien das wahre „Long Covid“! Dabei war es Aufgabe der Politik, Kinder auf
einer Weise vor Covid zu schützen, die sie nicht von Teilhabe und Bildung
ausschließt. Damit ist die Politik gescheitert.
In Lieckes Erklärung werden „Normalität“ und „verlässliche Betreuung�…
das neue Vorgehen versprochen: „Wer krank ist, bleibt zu Hause. Alle
anderen können lernen, spielen und arbeiten gehen.“ Der Satz müsste weiter
heißen: bis auch sie selbst krank werden.
## Familien werden erneut benachteiligt
Durch die neue Regelung werden Familien erneut benachteiligt. Anderthalb
Jahre mussten sie das meiste individuell zu Hause auffangen, und jetzt
werden doch alle Kinder – mehr oder weniger absichtlich – infiziert. Wieder
werden die Risiken individualisiert: Wer es sich leisten kann, behält das
Kind im Falle eines Coronafalls zu Hause. Für alle anderen ist es eine
Zitterpartie, vor allem wenn es weitere Risikopersonen in der Familie gibt,
die sich nicht impfen lassen können.
Kinder haben mit wenigen Ausnahmen wieder Präzenzpflicht in der Schule.
Eine Impfpflicht für Erwachsene gilt bislang hingegen als unzumutbar. Eine
Infektionspflicht für Berliner Kinder offenbar nicht.
29 Aug 2021
## LINKS
[1] /Junge-Covid-Patienten-in-Berlin/!5792547
[2] /Schleswig-Holstein-plant-Lockerungen/!5791343
## AUTOREN
Anna Böcker
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Schwerpunkt Coronavirus
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Bildungspolitik
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Sandra Scheeres
Schleswig-Holstein
Schule und Corona
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